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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate!
Autoren: Anne Gracie
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verschwinden und woanders leben, und ihr Vermögen würde sie davor bewahren, hungern zu müssen.
    Als sie nun hinausblickte, merkte sie, dass ihre Hände kalt waren. Nach einigem Suchen zog sie ein Paar Handschuhe aus der Reisetasche. Es waren große, mit Pelz gefütterte Herrenhandschuhe. Erst gestern hatte Jack bemerkt, dass sie fror, und hatte ihr die Handschuhe gegeben, und sie hatte vergessen, sie zurückzugeben.
    Kate zog sie an, angenehm überrascht von der Größe, dem Duft und der Wärme. Eine Wange in die behandschuhte Hand stützend, drückte sie die andere an ihr Herz. Sie lehnte sich in die Ecke und schloss die Augen. Geborgen in Jacks Handschuhen, schlief Kate ein.
    “Still ist es, nicht wahr?”, murmelte Francis. Seit Kates Abreise vor einer Woche hatte Jack die Tage damit zugebracht, wie von Furien gehetzt über das Land zu reiten, und an den Abenden, an denen es nun wieder länger hell war, hatte er sich betrunken.
    Francis war ihm ein getreuer Gefährte, da er verstand, dass Jack seine hilflose Wut loswerden, die Frau, die er liebte, aus seiner Erinnerung streichen und seine Schuldgefühle ertränken musste. Eine Zeit lang jedenfalls.
    “Ich muss dir etwas sagen, alter Freund. Es wird dir nicht gefallen. Aber sagen muss ich es.” Francis leerte sein Glas.
    Jack sah seinen Freund angewidert an. “Du bist betrunken.”
    Francis nickte. “Genau wie du. Ich sag's trotzdem.”
    “Heraus damit.”
    “Also gut. Ich glaube, es war falsch, dass du sie gezwungen hast zu gehen.”
    Jack leerte sein Glas ebenfalls und stellte es mit einem lauten Knall auf den Tisch neben sich. “O Gott, nicht du auch noch. Alle im Haus sehen mich an, als hätte ich Kate Gott weiß was angetan. Verdammt, es war zu ihrem Besten!”
    Francis sagte nichts darauf. Er stand auf und schenkte beide Gläser voll. “Ich mache uns beide betrunken”, sagte er. “Und ich sage dir etwas streng Vertrauliches. Es betrifft Kate.”
    Jack runzelte die Stirn. “Falls du mir sagen willst, was ihr in Spanien zustieß, so weiß ich Bescheid.”
    “Sie hat es dir gesagt? Tapfere junge Frau. Es muss sehr schmerzlich für sie gewesen sein. Vermutlich befürchtet sie jetzt, auch du würdest sie verachten.”
    “Sie verachten?” Jack war wütend. Wie konnte jemand Kate verachten. “Was meinst du damit?”
    “Ich sage ja nur, was sie sich vielleicht denkt. Es sah nämlich ganz so aus, als hättest du es nicht erwarten können, sie loszuwerden. Knappe vierundzwanzig Stunden nachdem du erfährst, dass sie von einem Franzosen entehrt wurde, wirfst du sie aus dem Haus. Kate könnte mit Recht annehmen, dass du sie verachtest.”
    Jack erbleichte. “Sie würde nie …”
    “Du hast dich gewiss nicht klar ausgedrückt und sie mehr oder weniger hinausgeworfen.”
    “Aber ich …”
    “Ja, ich weiß, was du wolltest, aber weiß sie es?”
    Jack stöhnte auf.
    “Sie erwartete Verachtung, weil es das ist, was sie kennt. Dasselbe könnte nun in London passieren. Einige der Klatschmäuler aus Lissabon könnten schon zur Stelle sein, doch würde es auch genügen, wenn sie Briefe schreiben. Früher oder später kommt alles an den Tag.”
    Jack brachte kein Wort heraus. Kein Wunder, dass sie so verzweifelt ausgesehen hatte. In London würde sie in ständiger Angst leben.
    Jack ballte die Faust. Klirrend zersprang das Glas in seiner Hand. Francis fuhr auf und sah erschrocken, dass Jack blutete, doch dieser winkte ungeduldig ab.
    “Ich muss zu ihr”, sagte er. “Ich kann nicht zulassen, dass sie das glaubt. Gleich morgen fahre ich nach London. Kommst du mit?”
    “Das versteht sich, alter Freund!”

16. KAPITEL
    “Dein Schützling macht sich fabelhaft, Maudie.”
    “Danke, Gussie”, erwiderte Lady Cahill. “Wäre sie meine eigene Tochter, könnte ich nicht mehr Freude an ihr haben.”
    Lady Cahill und ihre Freundinnen tranken Tee aus hauchzarten Porzellantassen und delektierten sich an den Köstlichkeiten, unter denen sich der Teewagen förmlich bog.
    “Charmant, überaus charmant, das Mädchen.” Die Sprecherin, die einen federgeschmückten Turban trug, griff nach dem vierten Krabben-Spargel-Schnittchen.
    Lady Cahill strahlte. In den wenigen Wochen, die sie nun bei ihr war, hatte Kate sich in ihr neues Leben eingefügt, als sei sie dafür geboren. Ihre Befürchtung, das Mädchen würde sich als echte Gelehrtentochter und Blaustrumpf entpuppen, war grundlos gewesen, ganz im Gegenteil, Kate zeigte sich köstlich unwissend und schien den
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