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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht
Autoren: Sabine Kornbichler
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Kaffeebecher auf ein Tablett und ging Richtung Tür. »Nimm zwei Kissen mit, dann können wir uns auf die Steine setzen.«
    Mit den Kissen unter dem Arm ging ich hinters Haus und ließ mich neben ihm auf den Steinen nieder. Der weite Blick über die Bucht beruhigte mich ein wenig. Leise schwappten die Wellen über die Steine. Ich spürte die Sonne auf meinem Gesicht und den Wind in meinen Haaren.
    Christians Blick folgte einem kleinen Fischkutter. »Es ist wirklich ein kleines Paradies hier«, murmelte er versonnen. 
    »Mhm.«
    Er sah mich forschend von der Seite an. »Das macht dir Angst, nicht wahr? Du glaubst, dass man aus dem Paradies vertrieben wird.«
    »Was glaubst du?«, fragte ich leise.
    »Ich glaube, jeder hat diese Angst hin und wieder.«
    »Wenn ich die Fäden in der Hand hätte, würdest du aus keinem Paradies vertrieben.«
    Sein Lächeln wirkte traurig. »Schade, dass deine Liebeserklärungen so schrecklich platonisch sind.«
    »Dafür sind sie von Dauer«, erwiderte ich kategorisch und versenkte meinen Blick in den Kaffee.
    »Es gibt Momente, da hoffe ich auf die Fehlbarkeit deiner Vorhersagen. Allerdings kann ich dir nicht versprechen, dass diese Hoffnung ewig währt.«
    »Erpressung?«
    »Nein, nur die Sehnsucht nach einer Frau, die mit mir alt wird.«
    »Für heute reicht es mir, Christian!« Ich sprang auf und lief die Treppe hinauf.
    Kurz vor der Haustür holte er mich ein und drehte mich zu sich um. Indem er mich auf die Nasenspitze küsste, überwand er kurzerhand die unsichtbare Schranke, die ich zwischen uns aufgebaut hatte.
    »Stupsnasen mögen ja nicht im Trend liegen«, sagte ich um Leichtigkeit bemüht, »aber sie haben etwas Einladendes.«
    »Lässt sich nicht leugnen.« Ohne Vorwarnung zog er mich ins Haus und zeigte auf den Staub, der sich in meinen vier Wänden breit gemacht hatte. »Noch weniger lässt sich leugnen, dass hier dringend mal wieder sauber gemacht werden müsste. Hast du etwas dagegen, wenn Susanne sich hier mal zwei Stunden lang austobt? Wie ich sie kenne, juckt es sie längst in den Fingern.«
    »Hat sie dich vorgeschickt, um mir das vorzuschlagen?« Susanne Pauli war nicht nur meine Freundin, sondern seit vier Jahren auch Christians Hauswirtschafterin. Als solche behauptete sie steif und fest, jede Frau mit Sternzeichen Jungfrau sei zum Putzen und Ordnen geboren. So auch sie.
    »Sagen wir es mal so: Wir sind einhellig der Meinung, dass deinem Haus ein gewisses ordnendes Element nicht schaden würde.«
    »Kommt nicht in Frage, dass Susanne auch noch für mich putzt!« In den vergangenen vier Monaten hatte sie mir, wann immer es ging, im Stall ausgeholfen, da mein Pferdepfleger gekündigt und der Stallbursche einen Bandscheibenvorfall erlitten hatte. »Ich verstehe ohnehin nicht, warum sie sich im Hotel immer wieder dafür hergibt, für die Zimmermädchen einzuspringen. Das gehört schließlich gar nicht zu ihren Aufgaben.«
    »Ist aber die beste Möglichkeit, anderer Leute Zimmer genau unter die Lupe zu nehmen - immerhin eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Susanne liest in diesen Zimmern wie andere im Kaffeesatz.«
    »Erzählst du das auch deinen Gästen?«
    Er lachte. »Soll ich mich ruinieren?«
    »Das ist mein Stichwort«, sagte ich mit Blick auf die Uhr. »Wenn ich nicht sofort zum Füttern aufbreche, ruiniere ich den guten Ruf meines Stalls.« Ich ging vors Haus und sah mich nach Oskar um.
    »Ich weiß, dein guter Ruf geht dir über alles.«
    »Über vieles.« Ich küsste ihn zum Abschied auf die Wange. Auf einen kurzen Pfiff hin kam Oskar angetrottet, was Christian dazu veranlasste, sich ein paar Schritte von mir zu entfernen. Bei anderen Menschen war auf meinen Vierbeiner immer noch nicht hundertprozentig Verlass, was Christian einmal schmerzhaft zu spüren bekommen hatte. Seitdem wahrte er gesunden Abstand.
    Als ich fünf Minuten später das Gatter hinter Oskar geschlossen hatte, lief ich im Eilschritt die zweihundert Meter zum Stall hinüber. Die Unruhe, die normalerweise entstand, sobald ich den Stall betrat, blieb an diesem Morgen jedoch aus. Offensichtlich waren die Pferde bereits gefüttert worden. Susanne!, schoss es mir durch den Kopf. In meinem Büro, das auch als Aufenthaltsraum diente, fand ich neben einem Schokoladenkuchen einen Zettel von ihr:
Liebe Carla,  Dein Horoskop für den heutigen Tag sagt nur minimalen Ärger voraus. Deshalb ist der Schokoladenkuchen nicht als Nervennahrung gedacht, sondern natürlich  (und das hatte sie
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