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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht
Autoren: Sabine Kornbichler
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es gehe Männern ausschließlich um Sex.«
    »Ich rede nicht von Männern, ich rede von dir!«
    »Was wird das hier? Ein Grundsatzgespräch?«
    »Wenn du es zulässt, gerne.«
    »Vergiss es!« Ich knallte die Kanne zurück in die Maschine und machte mich daran, den Kaffee vom Boden zu wischen. Kaum hatte ich mich wieder aufgerichtet, sah ich ihn enttäuscht an.
    »Du hast angefangen«, meinte Christian versöhnlich.
    »Aber ich wollte auf etwas ganz anderes hinaus.«
    »Dann lass uns zum Start zurückkehren.«
    »Es wäre nicht mehr dasselbe.«
    Er nahm mich in die Arme und hielt mich fest umschlungen.
    »Worauf wolltest du hinaus?«
    Am liebsten hätte ich meine Nase in seinen Hals vergraben, da Christian so gut roch wie kein anderer Mann, den ich kannte. Wie immer widerstand ich diesem Impuls.
    »Sag schon«; holte er mich aus meinen Gedanken. »Was sollte das mit Heiraten und Kindern?«
    »Ich war so froh, dass du hier bist, und da ...«
    »War?«
    »Ich  bin  so froh, dass du hier bist. Und da habe ich mir überlegt, dass es nur so lange geht, bis du verheiratet oder zumindest liiert bist.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus.«
    »Kannst du dir eine Frau vorstellen, die dich in aller Herrgottsfrühe zum Frühstück mit einer anderen Frau gehen lässt?«
    »Wenn ich dieser Frau erkläre, wie du tickst, wird sie sich auf die andere Seite drehen und weiterschlafen.«
    Ich befreite mich aus seinen Armen und trat einen Schritt zurück. »Wie ticke ich denn?«, fragte ich irritiert
    »Du hast eine Heidenangst vor einer Beziehung, die länger als ein paar Stunden währt und mehr als unverbindlich ist.« 
    »Und warum sollte ich eine solche Angst haben?«
    »Das habe ich immer noch nicht herausgefunden.« Trotz meiner Gegenwehr trat er hinter mich, griff nach meinen Fäusten und begann, sie ganz sanft zu lösen. »Entspann dich.«
    Ich ließ mich gegen seinen Körper sinken und schloss für einen Moment die Augen.
    »Wie wäre es, wenn du es mir erzählst, dann könnte ich dich vielleicht besser verstehen.«
    Ich wollte nichts erzählen, ich wollte nur meine Hände in sei­ nen spüren und seinen Körper an meinem und mich für eine winzige Weile einer betörenden Illusion hingeben.
    Christian jedoch ließ nicht locker. »Wenn du Angst hast, dass ich ...«
    Mit einem Ruck löste ich mich von ihm und machte mich an der Kaffeemaschine zu schaffen. »Christian, du nervst!« 
    »Ich weiß. Das nehme ich in Kauf.«
    »Um was zu erreichen?, fragte ich ihn böse.
    »Dass du all deinen Mut zusammennimmst und aus deinem Schneckenhaus hervorgekrochen kommst!« Missbilligend sah er sich in meinem Zimmer um.
    »Das hier ist kein Schneckenhaus, sondern mein Zuhause.« 
    »Ein Zuhause, in dem du dich verschanzt, in dem du dich in andere Leben flüchtest.«
    »Wie darf ich denn das verstehen?«
    »Sieh dich hier mal um.« Er vollführte mit beiden Armen eine Bewegung, die den ganzen Raum umschloss. »Bücher, wo man hinsieht. Du lebst in Scheinwelten.«
    »Sag mal, spinnst du? Ich lebe vier Fünftel des Tages auf dem Bungehof, miste Ställe aus, füttere und bewege die Pferde, gebe Reitunterricht und bessere Zäune aus. Und weil ich danach nach Hause gehe und ein Buch lese, muss ich mir von dir sagen lassen, ich lebte in Scheinwelten?« In meine Wut mischte sich Enttäuschung. Warum musste ausgerechnet er mir so wehtun? »Lesen entspannt und Lesen bildet«, blaffte ich ihn an. 
    »Aber bei dir leistet es noch eine ganze Menge mehr.« 
    »Lass mich in Ruhe!«
    »Du kriechst in diese Bücher hinein und ...«
    »Ach ja? Und woher weißt du das? Bist du irgendwann in mich hineingekrochen, und ich habe es nur nicht bemerkt, weil ich gerade so abgelenkt war von einem meiner Bücher?«
    »Ich hatte fünf Jahre Zeit, dich kennen zu lernen, jedenfalls in gewisser Weise«
    Vor Wut schossen mir die Tränen in die Augen. »Reicht das nicht?«
    »Es gibt Momente, in denen es mir nicht reicht«, erwiderte er leise.
    »Und dieser Moment muss ausgerechnet heute sein?« Fahrig nahm ich zwei Becher aus dem Schrank und füllte Kaffee hinein.
    Seinem Blick nach zu urteilen, war er ebenso unglücklich wie ich. »Es hat sich so ergeben.«
    Ich sah auf meine Uhr. »Gleich muss ich los.« Die Pferde waren daran gewöhnt, um sieben Uhr ihr Futter zu bekommen.
    Behutsam wischte er mir die Tränen aus den Augenwinkeln. »Aber erst wird noch schnell gefrühstückt - auch wenn das Rührei inzwischen kalt ist.« Er stellte Teller und
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