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Nur aus Leidenschaft

Nur aus Leidenschaft

Titel: Nur aus Leidenschaft
Autoren: Peggy Moreland
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KAPITEL
    „Wer ist der Mann?"
    Carol folgte dem Blick von Adam, ihrem ersten Schüler heute, und sah Pete davonreiten, Claytons Wachhund auf den Fersen. Sein Strohhut war alt und fleckig, und er hatte ihn tief in die Stirn gezogen, so dass man seine Augen nicht sah. Aber sie erkannte an seiner Haltung die Schultern waren gestrafft, der Rücken kerzengerade -, dass er noch wütend auf sie war. Er hatte das Lasso so fest umklammert, dass die Knöchel seiner gebräunten Hand weiß hervortraten. Auch dass er die Hand mit dem Lasso fest an den Schenkel gepresst hatte, verriet seine schlechte Laune.
    Seufzend wandte Carol sich der Stute zu, die sie gerade sattelte, und zog den Gurt fest.
    „Das ist Pete Dugan."
    „Ist er ein Rodeocowboy?" fragte Adam neugierig.
    „Ja."
    „Ein Lassowerfer wie Clayton?"
    Carol lachte und ging in die Hocke. Mit seinen sechs Jahren waren für Adam alle seine Helden Cowboys. „Nein, er reitet Wildpferde."
    Adam riss die Augen, die bereits durch die dicken Brillengläser vergrößert wurden, noch weiter auf. „Echt?"
    Carol tippte gegen den Schirm seiner Mütze. „Ja, echt." Sie richtete sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. „So, möchtest du jetzt dieses alte Wildpferd reiten?"
    Adam schob sich die Mütze in den Nacken und starrte finster zu dem Pferd, das friedlich am Zaun des Reitplatzes wartete. „Honey ist kein Wildpferd. Sie ist bloß eine Stute."
    Carol verschränkte die Hände, um Adam Hilfestellung beim Aufsitzen zu geben. „Das glaubst du auch nur! Honey bockt jetzt nicht mehr, aber als sie noch jünger war, konnte kein Cowboy in der ganzen Gegend sie reiten."
    Adam setzte den Fuß in ihre Hände und schwang sich in den Sattel. „Kein Witz?"
    „Kein Witz." Sie nahm die Zügel und reichte sie ihm. „Wärm sie ein bisschen auf, okay?
    Drei Klapse zum Gehen, zwei zum Traben. Und denk an deine Haltung. Kopf hoch, Rücken gerade, Hacken runter."
    „Glaubst du, sie kann noch bocken?" fragte Adam voll Hoffnung, während er die Stute wendete.
    Carol verkniff sich ein Lächeln. „Das weiß man nie", rief sie ihm nach. „Sitz lieber fest im Sattel, falls sie auf die Idee kommt, dich abzuwerfen."
    Sie lachte leise, als Adam sofort eifrig nach dem Sattelknauf griff. Kopfschüttelnd drehte sie sich um und blickte Pete nach. Er war noch in Sicht und seiner Haltung nach noch immer verärgert. Carol seufzte. Sie hatte Pete mit voller Absicht gekränkt. Nicht, dass es ihr Spaß gemacht hätte. Sie wollte Pete nie wehtun, damals wie heute nicht. Aber sie durfte sich nicht wieder mit ihm einlassen. Schließlich hatte sie zwei Jahre lang versucht, ihn zu vergessen.
    „Ich will nicht zu Clayton", hatte er erklärt. „Ich kümmere mich um die Ranch."
    Sie dachte an seine Worte im Stall heute Morgen und unterdrückte ein frustriertes Stöhnen.
    Wie sollte sie ihn vergessen, wenn er demnächst dauernd in der Nähe sein würde?
    Ich werde ihm aus dem Weg gehen, sagte sie sich, als sie das Gatter des Reitplatzes hinter sich schloss. Ich halte meine Reitstunden, füttre meine Pferde, und fertig. Und wenn er mir über den Weg läuft, ignoriere ich ihn - oder zeige ihm wenigstens die kalte Schulter. Das schaff ich schon, redete sie sich ein. Sie hatte ihn zwei Jahre lang gemieden, was wirklich nicht einfach gewesen war, zumal sie einen seiner besten Freunde zum Nachbarn hatte.
    „Ich habe dich gestern Abend beim Rodeo gesehen. Warst du gekommen, um mich reiten zu sehen?" hatte er sie gefragt.
    Stirnrunzelnd schaute sie zu Adam hinüber, der gehorsam seine Runden ritt.
    Typisch Pete, anzunehmen, sie wäre seinetwegen zu dem Ro deo gegangen. Natürlich war es auch so gewesen, aber sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als das zuzugeben. Sie wusste, es war riskant gewesen, doch sie hatte der Gelegenheit, ihn reiten zu sehen, ihn überhaupt zu sehen, nicht widerstehen können. Wenn er doch nur ein paar Meilen entfernt auftreten würde! Und wenn sie doch nicht täglich an ihn denken würde, sich mit Fragen quälte, von ihm träumte!
    Aber sie hatte nicht beabsichtigt, von ihm bemerkt zu werden. Normalerweise wäre es auch gut gegangen, wenn das Wildpferd ihn nicht direkt unter ihrem Tribünenplatz an der Wand der Arena sozusagen abgestreift hätte. Sämtliche Zuschauer waren aufgesprungen, sie natürlich auch, um zu schauen, ob Pete verletzt war. Und als er aufgesehen hatte, hatte er ihr voll ins Gesicht geschaut. Sie hatte seine Überraschung gemerkt, sie zu sehen, und hatte den
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