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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Autoren: Claire Seeber
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verabschiedete sich gähnend und versprach mir, er würde bald mehr wissen. Im Krankenhaus hieß es, man würde mich unter Umständen morgen schon entlassen, da so weit alles in Ordnung sei. Und mein Vater und Jenny redeten von einem hübschen Hotel an der Küste bei St. Ives, das toll sein sollte. »Außer natürlich, du willst sofort nach Pendarlin zurück?«, fragte mein Vater zögernd.
    Ich dachte an Digby, wie er auf der Wiese seinem Schwanz nachgejagt war. Und an Seb, wie er mich voller Hass angestarrt hatte. Daran, wie ich um mein Leben gerannt war. »Vielleicht in ein paar Tagen«, gab ich leise zur Antwort.
    Die Krankenschwester mit dem gebleichten Schnurrbart trat wieder an mein Bett. »Sie sehen völlig erschöpft aus, meine Liebe. Und ich muss Ihren Kopfverband wechseln. Da werden Mama und Papa wohl gehen müssen. Die Patientin braucht etwas Ruhe.«
    Ich sah, wie Jenny bei diesen Worten meinen Vater ansah - nervös, aber auch glücklich - und wie sie ihre Hand in seine schob. Und so machte ich mir erst gar nicht die Mühe, den Irrtum der Schwester zu korrigieren.
     
    In meinen Träumen bellte und schrie es. Gar saß weinend auf ihrem Korbsessel auf der Wiese vor dem Cottage, aus dem eines von Debussys Klavierkonzerten drang. Das Klavier spielte von selbst. Ich wachte gegen fünf Uhr abends auf, orientierungslos und vollkommen nass geschwitzt. Meine schnurrbärtige Schwester hatte einer properen Vertreterin ihres Standes mit kurzem Haar und einem großen Muttermal auf dem Nacken Platz gemacht. Sie strich die Bettdecke glatt und reichte mir ein Glas Wasser. Dabei musste sie mir trinken helfen, als wäre ich ein kleines Kind.
    »Sie hatten einen schlimmen Schock, Maggie«, meinte sie, als ich mich entschuldigte, weil ich so unselbstständig war. »Es wird eine Weile dauern, bis Sie sich davon erholt haben. Sie müssen sich ein wenig Zeit geben. Wenn Sie sich seltsam fühlen, dann liegt das sicher auch am Morphium.« Sie rückte den Strauß Rosen weg, der am Bett stand, damit sie das Wasserglas hinstellen konnte. »Die Blumen sind wunderschön. Von wem kommen sie denn?«
    Entsetzt blickte ich auf, denn plötzlich sah ich Liliensträuße über meine Bettdecke wandern wie Spinnenhorden. Tränen traten mir in die Augen.
    »Ist ja gut, meine Liebe. Sie müssen sich nicht aufregen.« Sie zog ein Papiertuch aus einer Schachtel. »Soll ich jemanden für Sie anrufen?«
    »Nein, danke.« Ich schüttelte den Kopf und fühlte mich unendlich allein. Dann aber brachen sich die Tränen Bahn, eine ganze Sintflut. Würde ich je aufhören können zu weinen?
     
    Ich war wohl wieder eingeschlummert, denn plötzlich fuhr ich erschrocken auf. Vom Flur her erklang die alberne Geräuschkulisse einer Gameshow. Dann hörte ich, wie sich eine Tür schloss, und es war wieder still wie zuvor. Ich war schon fast wieder am Einschlafen, als Schritte über den Flur auf die Tür zukamen. Zwei Menschen, deren Schritte nicht ganz im Gleichklang schienen. Ich dachte, sie würden weitergehen, aber nein, sie blieben stehen. Vor meiner Tür. Mein Herz fing zu rasen an. Und wenn Seb nun Inspektor Fox von seiner Unschuld überzeugt hatte? Er war ja sehr geschickt in der Kunst der Überredung …
    Ich zog mich im Bett hoch und suchte nach einer Waffe. Alles, was ich in greifbarer Nähe fand, war der Wasserkrug. Mein Magen zog sich aufgeregt zusammen. Dann hörte ich ein Flüstern vor der Tür. Bevor ich noch nach dem Krug greifen konnte, schob sich ein kleines Gesicht durch den Türspalt.
    »Was zum Teufel tun Sie hier?«, krächzte ich. Sie lächelte. Später fand ich, dass das Lächeln für sie vergleichsweise schüchtern ausfiel.
    »Ich wollte nur sehen, ob es Ihnen gut geht, Maggie.«
    Und dann erschien hinter Fay eine größere Gestalt. Alex. Er stand da, eine Hand auf ihrer Schulter, und lächelte merkwürdig. Eigentlich war sein Lächeln eher eine Grimasse.
    »Kommt rein«, meinte ich hysterisch-fröhlich. »Immer nur rein in die gute Stube. Es ist Party-Time. Wenn ihr wollt, zeige ich euch meine Kriegsverletzungen!«
    Nervös traten beide ein. Beide. Fay und Alex. Meine Klette und mein Ex. Ein tolles Paar. Die beiden waren wirklich wie füreinander geschaffen.
    »Also?«, zischte ich. »Was kann ich für euch tun? Dir, Alex, muss ich natürlich herzlichst danken.«
    »Wir haben uns Sorgen gemacht. Dem Himmel sei Dank, dass es Ihnen gut geht«, murmelte Fay und garnierte ihre Worte mit zahlreichen Augenaufschlägen.
    »Seid ihr etwa
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