Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Autoren: Claire Seeber
Vom Netzwerk:
weg. Dann buchte ich den Flug nach Australien.
     
    Als ich ans Gate kam, war kein Mensch mehr dort. Der Tunnel war leer, nur ganz am Ende war noch ein pinkfarbener Rollenkoffer zu sehen, der eiligst zum Flugzeug geschleift wurde. Ich musste warten, bis das Mädchen mit den fettigen Haaren an der Absperrung meine Bordkarte überprüft hatte. Als ich endlich einsteigen durfte, war ich vor Verlegenheit knallrot. Schließlich hatten alle auf mich warten müssen.
    Als ich aber endlich in dem bequemen Sitz versank, begann ich mich zu entspannen. Nervös sah ich mich nach dem turtelnden Paar vom Schalter um. Vierundzwanzig Stunden Geknutsche konnte ich jetzt nicht ertragen. Glücklicherweise saßen sie nicht in meiner Nähe.
    Ein Regenschauer schlug gegen das Fenster. Draußen war es mittlerweile dunkel. Die orangefarbenen Lichter des Flughafens zogen an uns vorbei, als wir zur Startbahn rollten. Als ich von der Höhe meines Sitzplatzes nach unten sah, glitzerte die Startbahn als schwarzes Band unter mir. Dann kam ein wunderschöner Steward namens Dylan und brachte mir ein Glas Champagner.
    »Das ist die beste Art abzuheben, meine Hübsche.« Er lächelte und gab es mir in die Hand. »Wir sehen uns oben!«
    Mir blieb nicht genug Zeit, um ihm zu sagen, dass ich keinen Alkohol trank. Als wir Geschwindigkeit aufnahmen, klammerte ich mich am Stiel des Glases fest. Voll innerer Erregung sah ich hinaus, während das riesige Flugzeug die Startbahn entlangschoss. Die Champagnerbläschen stiegen nach oben, und ich dachte über die letzten sechs Monate nach, über Seb und Alex, von dem ich seit Weihnachten nichts mehr gehört hatte. Ich streckte meinen lädierten Knöchel und dachte darüber nach, dass die Narben mir bleiben würden, wie gut sie auch verheilt sein mochten - innen und außen. Ich würde nie mehr dieselbe sein.
    Ein Rattern, ein Ächzen, und wir waren in der Luft. England verschwand im Dunkeln. Die Lichter wichen absoluter Dunkelheit, und in meinem Bauch machten sich Schmetterlinge breit. Ich würde mich schlafen legen, aber im Moment musste ich erstmal auf die Toilette.
    Ich ging den Gang entlang und merkte erst, dass ich die falsche Richtung eingeschlagen hatte, als ich in der Economy Class stand. Und dann …
    Mein Herz hämmerte.
    Sie hatte sich gerade nach vorne gebeugt, um die Schuhe auszuziehen. Ein pinkfarbener Handkoffer stand neben ihrem Sitz. Ich konnte es einfach nicht glauben. Sie konnte nicht hier sein! Ich trat einen Schritt auf sie zu, dann blieb ich stehen. Mein Herz schlug wie wild, wie es das seit Monaten nicht mehr getan hatte. Mein Adrenalinspiegel stieg bedrohlich an, bis ich einen sauermetallischen Geschmack im Mund verspürte.
    »Fay?«, sagte ich beinahe furchtsam.
    Sie sah auf, in der Hand eine babyblaue Kaschmirsocke.
    Es war nicht Fay. Die Frau war viel älter, hagerer, noch dünner als Fay. Vielleicht eine Halbchinesin. Sie hatte nur einfach denselben Haarschnitt wie Fay.
    Unsicher lächelte ich. »Entschuldigung. Ich habe Sie wohl verwechselt.«
    Die Frau gab das Lächeln zurück. Ich drehte mich um und eilte durch den Mittelgang zurück. Meine Hände waren schweißnass geworden, sobald ich ihrer ansichtig wurde. Ich trocknete sie an meinen Jeans. Dann sah ich nach vorne, wo jemand sich an meinem Platz zu schaffen machte.
    »Entschuldigen Sie bitte«, meinte ich in kühlem Ton, »aber das ist mein Platz.«
    Der Steward drehte sich um. Er hatte einen riesigen Strauß rosafarbener Blumen auf meinen Sitz gelegt. »Das ist für Sie, Sie Glückskind«, meinte er und zwinkerte mir zu. Dabei überreichte er mir einen Umschlag. »Ich stehe auf Liebesgeschichten. Und auf Wildrosen erst. Die sind ja so romantisch!«
    Ich erkannte die Handschrift auf dem Umschlag. Wieder schlug mein Herz schneller. Langsam las ich den Brief, und ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
    Es muss ja nichts heißen, Maggie, wenn ich komme, und ich werde es nicht tun, wenn du es nicht willst, aber ich habe wirklich etwas in Australien zu tun. (Wenn Bel mich nicht vorher ermordet!) Aber natürlich möchte ich dich einfach sehen. Weit weg von allem, was zu Hause war. Ich möchte dir selbst sagen können, wie sehr ich das alles bedaure. Und dass du das Beste bist, was mir je im Leben passiert ist. Es tut mir so unendlich leid, dass ich so viel Mist gebaut habe. Wenn dies tatsächlich das Ende sein sollte, wird es mir für immer und ewig leidtun. Ich wollte ja immer schon Yoga machen. Da muss es bei Sydney eine tolle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher