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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Autoren: Claire Seeber
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verstehen gegeben, dass ich Lilien nicht mochte. Und Seb hatte genau aufgepasst. »Wie kam Seb denn an meine Adresse? Wissen Sie, dass er mir tonnenweise Blumensträuße geschickt hat? Mit Beileidskarten?«
    »Der nette Polizeibeamte sagte es mir.« Sie schüttelte kummervoll den Kopf. »Seb war ziemlich sauer, nachdem ich in dieser Talkshow aufgetreten war. Er schimpfte dauernd, dass alle ihm ans Leder wollten. Und dass Sie Ihre Nase in alles stecken müssten. Aber ich habe das nicht so ernst genommen.« Sie zupfte an einer Troddel ihres Kleides. »Als ich Ihnen die Fotos von dem Unfall brachte, bestand er darauf, dass er mich hinfahren würde. Und ich habe ihm die Adresse gegeben, damit er auf dem Stadtplan nachsehen konnte, wo das liegt. O Gott!« Sie kaute mit ihren perlweißen Vorderzähnen auf ihrer Unterlippe herum. »Es tut mir so leid, Maggie.«
    »Es ist ja nicht Ihr Fehler, Fay.« Ich ließ den Tee stehen. »Er hat Sie wohl sehr geliebt.«
    Sie spielte mit ihrem Keks. »Ich glaube, er hat Sie auch geliebt. Er sah nur alles so verflixt verkrampft. Armer Troy.«
    »Aber wieso?« Langsam wurde ich wütend. »Wieso ist er nur so durchgedreht?«
    »Er hat ein sehr merkwürdiges Frauenbild. Und ich war so verliebt in ihn, dass ich lange gebraucht habe, um es zu merken«, antwortete sie traurig. »Wissen Sie, er hat uns beide zur Premiere eingeladen, obwohl ich das damals nicht merkte. Vielleicht hoffte er, ich würde Sie mit ihm zusammen sehen und würde vor Eifersucht den Kopf verlieren.«
    Ich sah sie an. »Und? Wären Sie eifersüchtig gewesen?«
    Sie ging zu dem Tischchen im Erker, hob ein Hochglanzmagazin über das Leben auf dem Lande auf und blätterte es durch. »Wahrscheinlich. Ich wusste, dass er für mich nicht gut war, aber ich liebte ihn so sehr.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ich musste unwillkürlich an Alex denken, den ich immer noch liebte, trotz der Höhen und Tiefen, die wir durchlebt hatten. Einen Augenblick lang war ich tief bekümmert, weil wir alle in solch einem Schlamassel steckten. »So sehr, Maggie. Darum habe ich es immer wieder aufgeschoben.«
    »Das verstehe ich, Fay«, sagte ich ruhig. »Wirklich.«
    »Aber ich glaube auch, dass Troy sich wirklich in Sie verliebt hat«, meinte sie großherzig. »Ich habe ihn nach unserer Trennung einmal kurz gesprochen, und da erzählte er mir, dass er jemand wirklich Besonderen kennengelernt hätte. Ich war erleichtert, aber es tat mir doch weh.« Sie sah mich an. »Ich wusste nur nicht, dass Sie es waren.«
    An diesem Punkt stieg mein Gehirn aus. Die Nähe, die ich mit Seb geteilt hatte, der Sex, die Liebesschwüre. Die Tatsache, dass er all diese schrecklichen Dinge getan hatte, unmittelbar nachdem wir zusammen gewesen waren. Er war nach unten gegangen und hatte meine Tür beschmiert, dann hatte er seine Reifen zerstochen. Er schickte mir SMS, als wir zusammen beim Abendessen saßen. Er verwüstete meine Wohnung und kam dann wie zufällig nach Heathrow, um mit mir zusammen nach Cornwall zu fahren. Außerdem hatte er wohl das fragliche Telefon in Alex’ Karton gesteckt, um ihn zu belasten.
    Seine Bosheit hatte ihre heimtückischen Tentakel um jede Pore meines Lebens geschlungen, war hineingekrochen und hatte daran gerüttelt, bis die Grundfesten meines Daseins zu wackeln begannen. Das Schlimmste aber war, dass ich immer noch das Gefühl hatte, alles wäre mein Fehler gewesen.
    Denn eigentlich hatte ich mich wider besseres Wissen in diese Geschichte verwickeln lassen, als ich so völlig am Ende, so durch und durch nicht ich selbst war. Ich hatte meinen Instinkten nicht vertraut, hatte mir nur immer wieder das Glas gefüllt und mich im Nebel meiner Trunkenheit an Seb geklammert, der mir eine willkommene Abwechslung bot. Und ich - damit wurde ich am allerwenigsten fertig - hatte ihn sehr attraktiv gefunden und absolut überzeugend.
    »Wie kann er mich geliebt haben?«, flüsterte ich. »Er hat mich doch so sehr gehasst.«
    Fay sah ins Abenddunkel hinaus. Aus dem Nichts kam ein Schwall von Regentropfen und prasselte ans Fenster. »Am Ende hatte ich ihn so weit, dass er mit mir in eine Partnerberatung ging. Die Therapeutin warnte mich, dass er wohl eine frühkindliche Störung hätte, einen Mutterkomplex oder so. Sie meinte, er brauche wirklich professionelle Hilfe. Aber er wollte nicht mehr hingehen. Jetzt wünsche ich mir natürlich, ich hätte darauf bestanden.«
    »Fay, er ist selbst dafür verantwortlich, nicht Sie.«
    Ein paar
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