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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Autoren: Claire Seeber
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Deshalb habe ich dir die Blumen geschickt. Weil ich dir gratulieren wollte. Du hast alles in den Dreck gezogen. Du findest es toll, wenn du anderen sagen kannst, was sie tun sollen, oder? Wenn du dich in ihr Leben einmischen kannst?«
    Ich würde hier kämpfen oder sterben müssen, hier auf dem Rasen im Garten meiner Großmutter, wo ich als Kind gespielt hatte. Diese Erkenntnis versetzte mich in einen regelrechten Adrenalinrausch. Ich dachte an die Lilien, die Schmierereien, die SMS, die lähmende Angst. Ich saugte mich voll mit dem Hass, den ich dem Menschen gegenüber empfand, der mich so sehr in Angst und Schrecken versetzt hatte, und ich lenkte ihn in mein Knie, das ich Sebastian in den Schritt rammte.
    »Verdammt«, brüllte er und ließ locker. »Du verfluchte Nutte.«
    Ich sprang auf und fing zu laufen an. Es tat mir auch kein bisschen leid. Nur dass mein Bein jetzt so schlimm schmerzte wie in der Nacht nach dem Unfall. Ich wusste, dass es nun bald nachgeben würde.
    Ich musste es bis ins Pub schaffen. Nur dort würde ich Hilfe bekommen. Seb grunzte seinen Schmerz immer noch hinaus. Ich rannte die Wiese hinunter wie damals, als ich das Leben noch liebte. Als ich zwölf war und wirklich gut. Als meine beiden Eltern noch an der Aschenbahn standen und mich anfeuerten. »Lauf, Mag«, hörte ich ein Flüstern aus den hohen, dunklen Bäumen. »Renn um dein Leben, Maggie. Bleib nicht stehen.«
    Ich keuchte und rang um Atem, als ich bei Sebs Wagen ankam. Er hatte die Tür offen stehen lassen, so eilig hatte er es gehabt, über mich herzufallen. Der Schlüssel steckte. Ich sah nicht zurück. Stattdessen kletterte ich hinein, drehte den Schlüssel um, der Motor sprang an.
    Schritte auf dem Kies. Sie kamen näher und näher.
    »Komm schon, Mag.« Mein Wagen hatte keine Gangschaltung, und so legte ich unwissentlich den Rückwärtsgang ein. Ich hörte, wie er fluchte, und hoffte, ihn vielleicht überfahren zu haben. Dann schoss der Wagen nach vorne, die Tür war noch offen. Ich versuchte, sie zuzuschlagen, aber er zwängte seinen Arm dazwischen. Ich hörte ein schwaches Kläffen. Seb beugte sich über mich und versuchte, mir ins Lenkrad zu greifen. Wir rollten immer noch dahin, aber an Sebs Arm hing mein heldenhafter Hund, der seine Zähne tief ins Fleisch des Angreifers gebohrt hatte.
    »Du verdammtes Dreckstück.« Seb spuckte vor Wut. Ich hätte fast aufgelacht, da sah ich auf Digbys Köpfchen etwas Feuchtes. Es war Blut. Das Blut meines Hundes. Im nächsten Moment schleuderte Seb den Hund nach draußen, noch bevor ich irgendetwas tun konnte. Der Hund knurrte, aber er war bereits verletzt. Er hatte keine Chance. Seb schmetterte ihn mit aller Kraft gegen den nächsten Baum. Ein Winseln, und meinen wuscheligen kleinen Hund verließen die Kräfte. Er sackte in sich zusammen und rutschte am Baumstamm hinunter ins Unterholz.
    »Nein«, schrie ich. »Nein.« Ich sah Seb an, der mich immer noch mit finsterem Blick musterte. »Du Irrer«, brüllte ich ihn an. »Was hat er dir denn getan?«
    »Das hätte ich schon vor Wochen tun sollen.« Seb grinste, dann griff er ins Unterholz und zog Digbys schlaffen Körper heraus. Achtlos warf er ihn auf den Kiesweg.
    Eine Sekunde lang war ich starr vor Angst. Dann aber … »Du bist ja verrückt«, brüllte ich. Tränen der Wut rannen mir aus den Augen. »Du bist total durchgeknallt.« Ich ließ den Motor an und setzte den Wagen zurück. Jetzt würde ich ihn mir schnappen, diesen Mistkerl. Ich trat das Gaspedal durch und hielt auf Seb zu. Ich richtete den Wagen aus, obwohl ich nichts mehr sah, nur rot, rot, rot. Dieser Mann hatte aus einem Grund, den ich nicht verstand, mein ganzes Leben ruiniert. Ich hätte ihn fast erwischt, aber nur fast. Am Ende warf er sich gerade noch rechtzeitig ins Unterholz, und ich knallte mit dem Wagen gegen die große Kastanie. Ich konnte nicht mehr bremsen. Um mich herum wurde es schwarz.
     

Kapitel 44
    Stevie Nicks sang ein trauriges Lied über Schauspieler, die nur lieben können, wenn sie spielen, als ich erwachte. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er in zwei Hälften gespalten. Mein Körper hing zur Hälfte aus Sebs Wagen heraus, das Blut lief mir in den Mund. Seb zog mich aus dem Auto und grunzte dabei vor Anstrengung. Ich wusste, dass ich es dieses Mal wirklich vermasselt hatte. Ich hatte meine letzte Chance zur Flucht nicht genutzt.
    »Was willst du tun?«, murmelte ich. Jeder einzelne Knochen meines Körpers tat mir weh. Meine Lippen waren
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