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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Autoren: Claire Seeber
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er letzte Nacht zurückkam. Der arme kleine Kerl. Alex hat sich darum gekümmert.«
    »O Gott.« Ich starrte meinen Vater an, während mir die Tränen über die Wangen liefen. »Ich verstehe es auch nicht, Dad. Ich weiß nicht, was ich Seb getan habe. Ich weiß es wirklich nicht. Er war so … unglaublich durchgeknallt letzte Nacht.«
    Eine Krankenschwester mit teigigem Gesicht baute sich vor dem Bett auf. »Guten Morgen, meine Liebe.« Sie steckte mir fröhlich ein digitales Thermometer ins Ohr. »Wie geht es uns denn an diesem wunderschönen Tag? Ein bisschen angeschlagen, was?« Als sie sich vorbeugte, um die Anzeige des Thermometers besser lesen zu können, enthüllte die Morgensonne die gebleichten Härchen auf ihrer Oberlippe. Ich lächelte sie an und wischte mir die Tränen aus den Augen.
    Mein Vater räusperte sich. »Da ist jemand, Maggie, der dich unbedingt sehen möchte.«
    »Alex?«, wollte ich wissen und lächelte.
    Mein Vater sah mich besorgt an. »Nein, nicht Alex. Er musste nach Bristol zurück. Aber er lässt dich herzlich grüßen.«
    »Ach ja«, murmelte ich niedergeschlagen. »Natürlich.«
    »Nein, es ist ein Polizeibeamter namens Fox. Er war schon hier, als du eingeliefert wurdest. Offensichtlich braucht er so schnell wie nur möglich deine Aussage.«
    Es war ihm wohl aufgefallen, dass mir ein Schauder über den Rücken lief.
    »Mach dir keine Sorgen, Liebes.« Er tätschelte mir liebevoll den Arm. Seine Haare waren deutlich grauer geworden in den letzten Wochen. »Die Polizei kümmert sich schon um Sebastian. Du brauchst nichts weiter zu tun, als wieder auf die Beine zu kommen.«
     

Kapitel 45
    Das stimmte nun doch nicht ganz, denn Inspektor Fox wollte von mir zunächst einmal alle Einzelheiten zu den Ereignissen der letzten Nacht wissen. Er sah ziemlich ungepflegt aus an diesem Morgen und entschuldigte sich tausend Mal, dass er schon so früh hier war. Zum Zeichen seines guten Willens brachte er mir sogar eine kochend heiße Schokolade aus dem Automaten im Flur.
    Als ich ihm erzählte, wie Alex Seb mit dem Schürhaken eins übergebraten hatte, senkte er den Blick. Er hatte meinem Instinkt nicht geglaubt, als es um Alex gegangen war. Allerdings hätte es jetzt auch nicht mehr viel Sinn gehabt, ihn darauf hinzuweisen.
    »Er ist nicht gerade gesprächig, ihr Freund Seb.«
    Ich sah den Polizisten finster an. »Er ist wohl kaum mein Freund, oder?«, versetzte ich gereizt. Mein Kopf pochte wie wild.
    »Das stimmt«, antwortete er und rückte sich nervös die schmale blaue Krawatte zurecht. »Sie wissen schon, was ich meine. Er ist nicht besonders entgegenkommend. Und er ist ein sehr geschickter Lügner, das muss ich zugeben.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte ich langsam. »Er ist schließlich Schauspieler.«
    »Ehrlich gesagt scheint er verschiedene Identitäten zu haben. Seb Rae ist offensichtlich nicht die richtige. Zumindest nach unserem Kenntnisstand. Aber wir würden gerne mehr über sein Motiv erfahren, und in dieser Hinsicht erweist er sich als ausgesprochen zugeknöpft, der Bastard.« Fox sah mich an, wobei seine Nase ein wenig zuckte, wie bei einem echten Fuchs, der Witterung aufnimmt. »Daher brauche ich Ihre Hilfe, Maggie.«
    »Ich habe doch selbst keine Ahnung.« Bekümmert schüttelte ich den Kopf. »Im Nachhinein fällt mir auf, wie negativ er sich über die Talkshow ausgelassen hat, für die ich arbeitete. Er schien sie irgendwie zu hassen, auch als er noch nett zu mir war. Bevor er versuchte, mich zu …« Ich merkte, wie ich mich mit meiner unverletzten Hand am Bett festkrallte, und ließ los. »Ich sehe darin auch überhaupt keinen Sinn.«
    Einen Augenblick lang sah ich aus dem Fenster, um meine Emotionen wieder in den Griff zu bekommen. Das Krankenhaus lag in einer schönen Hügellandschaft, und am Dezemberhimmel war sogar da und dort ein Stückchen Blau zu sehen. Mir fiel ein, dass meine Mutter angesichts solch eines Himmels immer gemeint hatte, er reiche aus, um einem Seemann eine Hose zu schneidern. Ich stellte mir vor, wie sie hinter mir stand und mir ermutigend auf die Schulter klopfte, als ich versuchte, mir die Nacht im Portobello Hotel wieder ins Gedächtnis zu rufen. Wie ich verrückt vor Angst in der Badewanne gezappelt hatte.
    »Ich glaube nicht, dass dies das erste Mal war«, sagte ich ruhig.
    »Was für ein erstes Mal?«
    »Das erste Mal, dass er versucht hat, mich zu …« Das Wort wollte nicht so recht über meine Lippen. »Mich zu töten.«
     
    Fox
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