Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
Autoren: Marlies Ferber
Vom Netzwerk:
ich meine, haben Sie eventuell   … etwas mit Ruthersfords Tod zu tun?«
    Er lachte auf. »Also wirklich, Sheila. Ruthersford hat sich im Knast einfach mit den falschen Leuten angelegt. Als Expolizist, der versucht hat, ein Kind zu ermorden, hatte er die Sympathien nicht gerade auf seiner Seite.« Er wendete sich ihr zu und wartete, bis sie ihm in die Augen sah. »Sagen Sie, was halten Sie eigentlich von mir, Sheila? Denken Sie, ich hätte einen Auftragskiller im Gefängnis auf ihn angesetzt?«
    »Nein, natürlich nicht. Na ja, Sie wirkten so   – zufrieden, als Sie mir erzählten, dass er tot ist.«
    James trank seinen Becher leer, zerknüllte ihn, zielte und warf ihn in flachem Bogen in den Papierkorb. »Stimmt. Sind Sie etwa traurig darüber, dass er nicht mehr lebt? Und soll ich Ihnen noch etwas verraten? Ich habe volles Verständnis für den Kerl, der ihn aufgeknüpft hat. Als ich Ruthersford der Polizei auslieferte, habe ich das getan, was richtig war. Nicht das, was ich in dem Moment am liebsten getan hätte.«
    Sheila sah auf ihre Hände. »Ehrlich gesagt, vorgestellt habe ich es mir auch, wie ich ihn umbringe. Ein paarmal sogar.«
    James sah sie interessiert an. »Tatsächlich?«
    Sie zupfte an ihrem Rock. »Aber ich hätte ihn nicht aufgeknüpft. Abgesehen davon, dass ich nicht die Kraft dazu gehabt hätte, wäre mir das viel zu   … körperlich gewesen.«
    »Ach ja? Kommen Sie, Sheila. Lassen Sie sich nicht alles aus der Nase ziehen. Wie hätten Sie ihn erledigt?«
    »Zigaretten. Es gab doch Ende der Sechziger diese präparierten Zigaretten. Die fand ich faszinierend. Da war das Rauchen dann wirklich unmittelbar tödlich.«
    Er lachte. »Sieh an, sieh an. Feiger Giftmord. Die Handschrift von Frauen. Und nebenbei reagieren Sie auch noch Ihren Groll gegen Raucher ab.«
    »Nur in Gedanken«, gab sie zurück.
    Sie erhoben sich und gingen schweigend weiter.
    »Wissen Sie, was ich mir wünsche?«, fragte Sheila plötzlich.
    »Nein, was?«
    »Dass ich die Zeit zurückdrehen könnte. Nur für einen Moment.«
    »Um wie viel?«
    Sie zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Weit. Sagen wir, bis ich siebzehn bin und Sie zwanzig.«
    »Schade, da kannten wir uns noch gar nicht.«
    »Herrgott, James, seien Sie doch nicht so fantasielos. Stellenwir uns einfach vor, wir kennen uns schon. Es ist Frühling, und wir gehen unbeschwert im Park spazieren. Wie die beiden da vorn.«
    Sie deutete auf ein junges Pärchen, das Hand in Hand über die Wiese schlenderte. Da begriff er und nahm ihre Hand in seine. »Himmel, hoffentlich sieht uns keiner.«
    »Psst, James, machen Sie’s nicht kaputt.«
    Er sah zur Seite. Sie hielt die Augen geschlossen. Ihre Hand fühlte sich gut an.
    »Wissen Sie was, Sheila?«, fragte er nach ein paar Schritten.
    »Halten Sie die Klappe, James.«
    »Das ist das erste Mal für mich.«
    Sie riss die Augen auf. »Was?«
    »Hand in Hand gehen. Habe ich noch nie gemacht.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrenwort.«
    »Nicht zu fassen. Das nenne ich Spätentwickler.«
    »Sie vergessen, ich bin erst zwanzig, nicht wahr.«
    »Trotzdem«, sagte sie lächelnd und schloss wieder die Augen. »Und jetzt seien Sie endlich still, James.«

How it began   …
    In meinem Büro hängen vier gerahmte Schwarz-Weiß-Fotos. Sie zeigen Agatha Christies Meisterdetektivin Miss Marple, gespielt von Margaret Rutherford: eine Frau in den Siebzigern, klug, unerschrocken und mit trockenem Humor. Zusammen mit ihrem größten Bewunderer und Helfer, dem belesenen Mister Stringer, spekuliert sie in ihrem Fachwerk-Cottage bei einer Tasse milchigen englischen Tees über das Mordmotiv, um sich dann entschlossen ihr Cape um den stattlichen Körper zu schwingen und in die Höhle des Löwen zu marschieren.
    »Sterben ist immer auch Platz machen für andere«, würde der Mörder hämisch sagen, bevor er daranginge, Miss Marple, die ihn entlarvt hat, aus dem Weg zu schaffen. So, dass es aussieht, als sei es ein natürlicher Tod. Miss Marple würde mit zittriger Stimme nach Inspektor Craddock rufen, dass er ihr zur Hilfe eile. Craddock, der Trottel, würde natürlich versagen, doch in ihrer Not, auf sich allein gestellt, würde Miss Marple es schaffen, dem Mörder die Stirn zu bieten.
    Über sie wollte ich schreiben. Über die Faszination, die eine starke Persönlichkeit ausübt, über das Sterben und auch über ein Versteckspiel mit Identitäten.
     
    »Du liebe Güte«, meinte Miss Marple kopfschüttelnd, als ich ihr begeistert von meiner Projektidee
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher