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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
Autoren: Marlies Ferber
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kleinen Andy, er war erst zweieinhalb Jahre alt, mit aufs Pferd genommen. Als das Tier scheute, verlor er die Kontrolle und ließ den Kleinen fallen. Er schlug unglücklich mit dem Kopf auf und war sofort tot.«
    »Zu mir hat sie gesagt, Andrew sei Anwalt und lebe in Neuseeland«, sagte James.
    Edith nickte. »Und in den Momenten, in denen sie so etwaserzählte, hat sie es selbst geglaubt. Ich denke, dass meine Schwester damals vor Verzweiflung buchstäblich verrückt geworden ist. Ich hörte mehr als zwei Jahre lang nichts mehr von ihr. Meine Briefe beantwortete sie nicht, und wenn ich anrief, war immer mein Schwager am Telefon. Dann starb er plötzlich. Er war bei einer gemeinsamen Bergwanderung auf der Südinsel in eine Gletscherspalte gestürzt. Als ich Eleonora viele Jahre später fragte, was denn damals genau passiert sei, sagte sie nur: »Es hieß: er oder ich.« Zuerst bin ich von einem tragischen Unfall ausgegangen. Ich dachte, dass sie ihren Mann nicht retten konnte, weil das auch für sie den Tod bedeutet hätte. Nach dem, was ich heute weiß, bin ich sicher, dass es kein Unfall war. Sie hat ihn in die Gletscherspalte gestoßen, weil sie das Gefühl hatte, von ihm erdrückt zu werden, wenn er weitergelebt hätte.«
    »Und danach kam Ihre Schwester nach England zurück?«, fragte James.
    »Ja. Sie hat diese Stelle als Wirtschafterin in Torquay angenommen. Ich glaube, sie war recht glücklich dort. Die amerikanische Familie, der das Haus gehörte, wohnte dort nur für ein paar Wochen im Sommer und über Weihnachten. Die übrige Zeit des Jahres hatte Eleonora das Haus für sich allein. Sie fing an zu malen und zu bildhauern. Sie liebte das Meer. Ich habe sie oft besucht. Sie engagierte sich in der Gemeinde, hatte einen netten Kreis von Freundinnen, aber sie ist nie wieder eine Bindung mit einem Mann eingegangen. Sie vermied es geradezu, mit Männern zusammenzutreffen.«
    »Da Ihre Schwester Männer mit Viren verglich, war das aus ihrer Sicht durchaus vernünftig«, sagte James.
    »Ja, bis ich auf die Idee kam, dass wir beide unseren Lebensabend gemeinsam am Meer verbringen könnten. Eleonora war Feuer und Flamme. Eaglehurst gefiel uns beiden, und es war großartig, wieder so viel Zeit gemeinsam verbringen zu können.Unser Leben war fast so sorgenfrei wie früher, als wir beide noch Kinder waren und im Elternhaus lebten. Doch als Mr Maddison hierherzog, änderte sich alles. Er hat sich gleich für Eleonora interessiert.«
    »Warum ist Ihre Schwester ihm nicht aus dem Weg gegangen?«
    »So einfach war es nicht. Auch Eleonora war von Mr Maddison fasziniert. Sie haben ihn ja kurz kennengelernt, James. Er hatte eine etwas exzentrische, aber liebenswürdige Art, und er war sehr gebildet. Maddison warb um Eleonora, wollte sich mit ihr treffen. Ich schlug vor, dass wir uns zu dritt treffen. So ging das einige Wochen, in denen ich mit ansehen musste, wie Eleonora immer hilfloser und verwirrter wurde. Nicht in Gesellschaft von Maddison natürlich. Da hat ihr niemand angemerkt, dass sie nicht sie selbst war. Sie war ganz reizend und flirtete mit ihm. Dann tauchte eines Tages Mr Morat auf, ein alter Freund von Thomas Maddison. Fortan waren wir abends zu viert, tranken, dichteten Limericks. Wie gesagt, damals wusste ich nicht, was ich heute weiß. Als William Morat plötzlich starb, war ich natürlich schockiert und traurig, aber weiter habe ich mir nichts dabei gedacht. Inzwischen bin ich ziemlich sicher, dass Eleonora an diesem Tag zum ersten Mal versucht hatte, Maddison umzubringen. Ein dummer Zufall wollte es, dass Mr Morat das Gift einnahm, das eigentlich für Maddison bestimmt war. Ich weiß nicht genau, wie sie es gemacht hat. Maddison nahm zusätzlich zu seinen normalen Medikamenten auch homöopathische Mittel, die äußerlich ja alle gleich aussehen. Wahrscheinlich hat sie ihm ein Fläschchen mit vergifteten Globuli untergeschoben und musste nur abwarten, bis er sie nahm.«
    James erinnerte sich, wie Dr.   Goat sich über die Angewohnheit seiner Patienten aufgeregt hatte, sich gegenseitig homöopathische Medizin auszuleihen. »Und Maddison hat Moratgenau dieses Fläschchen zum Ausprobieren gegeben, meinen Sie?«
    »Kann sein. Allerdings ist es auch möglich, dass er eines natürlichen Todes starb.«
    »Aber recht unwahrscheinlich, nicht wahr?« Plötzlich wurde James heiß. Hastig suchte er in den Taschen seines Jacketts nach seinem Phosphorus-Fläschchen und atmete auf, als er es fand.
    »Was ist denn?«,
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