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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
Autoren: Marlies Ferber
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schließlich.
    »Ja.«
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Peabody und deutete auf James’ Arm.
    James winkte ab.
    »Und Ihrer Bekannten? Ist sie noch im Krankenhaus?«
    »Ja. Aber sie wird wieder.«
    »Gut.« Peabody griff erneut zur Flasche und schenkte sich ein.
    »Mit Ihnen alles in Ordnung?«, fragte James.
    Peabody setzte sich mit seinem vollen Glas wieder neben James, starrte auf die Straße und nippte an seinem Wodka. Er drehte die Musik lauter.
    »Sehen Sie, die beiden Alten da vorn, im Gleichschritt?«
    »Mh.«
    »Eleonora hat nie erwähnt, dass sie ein schwaches Herz hat«, sagte Peabody. »Sie wirkte so jung. Ich hatte mir vorgestellt, dass Eleonora und ich mal so werden wie die beiden da unten.« Er lachte bitter. »Ist es nicht merkwürdig, James, dass man in unserem Alter so fassungslos ist, wenn der Tod zuschlägt? Als ich jünger war, habe ich mich darüber amüsiert, wenn in der Todesanzeige eines über Siebzigjährigen stand: ›plötzlich und unerwartet   …‹ Ich dachte damals, dass es ab einem bestimmten Alter kein ›plötzlich und unerwartet‹ mehr gibt. Heute weiß ich es besser.«
    »Wenigstens hat Eleonora nicht leiden müssen«, sagte James. »Dr.   Goat sagte, es sei schnell gegangen.«
    Peabody kippte den restlichen Wodka herunter und griff wieder zur Flasche. »Lassen Sie die Trostphrasen, James, trinken Sie lieber noch einen mit.«
    James winkte ab. »Ich will Edith besuchen, der Doktor meinte, es gehe ihr nicht gut.«
    »Ja, gute Idee.«
    Als er zur Tür ging, schaute Peabody bereits wieder zum Fenster hinaus. James wusste, dass die Flasche Wodka ihm helfen würde, über den Tag zu kommen, und dass der Kopfschmerz am nächsten Morgen den anderen Schmerz noch eine Weile überdecken würde.

Kapitel 28
    Es kam keine Antwort auf sein Klopfen. Vorsichtig drückte James die Klinke herunter und öffnete die Tür einen Spalt. Edith lag im Bett und schlief. Er trat ein und setzte sich neben ihr Bett, um zu warten, bis sie aufwachte.
    »Wie geht es Ihnen, James?«, fragte Edith.
    »Sie schlafen nicht?«
    »Nein. Kennen Sie dieses Gefühl, wenn Sie am liebsten tot wären?«
    »So schlimm?«
    Edith öffnete die Augen und tastete nach der Brille, die auf dem Nachttischchen lag. Dann sah sie James an. »Meine Schwester war der wichtigste Mensch auf der Welt für mich. James, ich möchte, dass Sie die Polizei rufen. Eleonora ist keines natürlichen Todes gestorben.«
    James nickte. »Ja, das habe ich mir gedacht.«
    »Ich habe sie getötet.« Edith sah ihn an. »So, und nun rufen Sie die Polizei.« Doch James erwiderte ihren Blick. »Sagen Sie mir, warum.«
    Edith schüttelte den Kopf. »Das ist eine lange Geschichte, und ich weiß nicht, ob Sie sie verstehen würden. Wahrscheinlich würde niemand sie verstehen. Aber das ist auch egal. Ich bin bereit, dafür zu büßen.«
    »Ich habe Zeit«, sagte James. »Erzählen Sie mir die Geschichte.«
    Edith sah an James vorbei aus dem Fenster. »Meine Schwester war ein wunderbarer Mensch, James. Nicht nur äußerlich schön, auch im Innern. In ihrer Gesellschaft fühlte sich jeder lebendig. Sie war ein bezauberndes Kind und wirkte außergewöhnlich anziehend. Wenn sie einen Raum betrat, zog sie alle Aufmerksamkeit auf sich, wie ein Magnet. Später weckte sie in den meisten Männern sofort den Wunsch, sie besitzen zu wollen. Ich habe sie darum beneidet und verstand es nicht, wenn sie sagte, sie wäre gern wie ich. Aber ich glaube, sie hat damals schon gefühlt, wie erdrückend es ist, ein Magnet zu sein. Sie war wie ein Schmetterling: wunderschön anzusehen, solange er frei in der Luft flattert, aber leicht zu zerstören, wenn man ihn einfängt. Einerseits hat sie ihre Attraktivität genossen, andererseits war sie ein Fluch für sie. Sie ertrug es einfach nicht, gebunden zu sein. Sie war nicht einmal zwanzig, da wurde sie schwanger und musste heiraten. Sie hat sich dagegen gesträubt, aber unsere Eltern ließen nichts anderes zu. Ihr Mann war ein netter Bursche. Er betete sie geradezu an, aber er betrachtete sie als seinen Besitz und war eifersüchtig auf ihre vielen Bekannten und Freunde. Halb im Scherz sagte sie einmal zu mir, ihr Mann sei wie ein Virus, das sich in ihr ausbreite, sie von Tag zu Tag mehr schwäche und dem sie nichts entgegenzusetzen habe. Kurz nach der Geburt des Kindes wurde mein Schwager von seiner Firma nach Neuseeland versetzt. Eleonora und ich blieben in Briefkontakt. Dann starb das Kind, ein schrecklicher Unfall. Ihr Mann hatte den
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