Nr. 13: Thriller (German Edition)
versinken, stellte sich Daniel vor, wie er ein Patent anmeldete, dass Marie und ihn stinkreich machen konnte, sogar noch reicher als ihre Eltern, die anatomische Lehrmittel in Handarbeit herstellten. Viele Gehbehinderte würden sicherlich ihren Rolli mit einem Turbo Boost, wie bei K.I.T.T. in der Fernsehsendung Knight Rider oder dem Batman-Tumbler aus der Dark-Knight -Trilogie ausstatten, um Hindernisse einfach zu überspringen.
Die Vorstellung, was die Beobachter für Augen machen würden, wenn sein Chopper plötzlich nach vorne stob, abhob und über den Eisschnee flog, heiterte ihn wieder auf. Lächelnd zog er an ihnen vorbei, erntete jedoch nur hochgezogene Augenbrauen.
„Einen schönen Tag“, wünschte er sarkastisch.
Die Männer und Frauen, die sich um einen älteren schwarzen Mann scharten, rissen ihre Augen auf. „Wir haben hier eine Leiche gefunden.“
„Genau wegen der bin ich extra gekommen. Ich bin ganz heiß darauf, sie zu sehen.“ Genau genommen konnte Daniel es kaum erwarten, das Gesicht des Kriminaldirektors entgleisen und rot anlaufen zu sehen, weil er sich ohne seine Zustimmung einen Fall aneignete.
Als Antwort bekam er empörtes Schnauben und Kopfschütteln. Hatte man ihn eben mitleidig betrachtet, so musterte man ihn nun missbilligend. Damit kam Daniel weitaus besser zurecht. Er eckte lieber an, als bedauert zu werden. Zufrieden entspannte er sich etwas.
„Da ist man freundlich zu den Menschen und wünscht ihnen einen schönen Tag, und dann das.“ Er blieb vor dem Absperrband stehen und zuckte in Richtung Tomasz mit den Schultern, konnte ein Schmunzeln jedoch nicht unterdrücken. Er streckte seine Hand nach der Trassierleine aus, um sie hochzuheben.
„He, Moment mal!“, rief ein Kollege von der Schutzpolizei, der den Tatort bewachte. Er sprang über das Flatterband und stellte sich breitbeinig vor Daniel, um ihm den Weg zu versperren. „Das ist ein Tatort.“
„Verbrechen sind genau mein Ding.“
„Darüber macht man keine Späße …“ Er schien noch mehr sagen zu wollen, musterte jedoch Daniels Beine, die an die Fußstützen geschnallt waren, und schluckte seine unflätige Bemerkung hinunter.
„Heute versteht man mich ständig falsch.“ Woran er nicht ganz unschuldig war, denn manchmal machte er sich einen Spaß daraus, sein Gegenüber auf eine falsche Fährte zu locken. „Das trübe Wetter schlägt wohl allen aufs Gemüt.“
„Oder dieser Fall“, murmelte der Polizist. „Man fordert nicht jeden Tag die Kollegen aus der Rechtsmedizin an und sagt ihnen, sie brauchen nur ein kleines Transportbehältnis mitzubringen.“
Schlagartig wurde Daniel ernst.
3. KAPITEL
Er hatte nur gewusst, dass eine Leiche im jüdischen Ritualbad gefunden worden war. Dieser Umstand allein war problematisch genug. Dass es jedoch so schlimm war, hatte er nicht geahnt. Er holte seinen Dienstausweis heraus, zeigte ihn vor und zwinkerte. „Der Adel kommt jetzt nicht mehr zu Fuß, wie das gemeine Volk.“
Seine Bemerkung, die auf die unterschwellige Rivalität zwischen Schutz- und Kriminalpolizei anspielte, entlockte dem Streifenpolizisten ein kurzes Lächeln. Bei jedem anderen Kripobeamten wäre er sicherlich beleidigt gewesen. Aber bei einem Rollifahrer verbuchte er diese Art Seitenhiebe wohl unter kameradschaftlicher Neckerei.
Tomasz kam auf ihn zugestürmt. „Zucker! Was machst du hier, verdammt noch mal?“
Es war allerdings nicht sein alter Partner vom Kriminalkommissariat 11, der das Flatterband anhob, sodass Daniel darunter hindurchfahren konnte, sondern der Kollege in der Uniform.
„Sie werden ja schon sehnsüchtig erwartet“, spottete der Streifenpolizist und sagte absichtlich laut: „Wir sind netter zueinander. Falls Sie wechseln wollen, stelle ich die Weichen.“ Mit einem Nicken deutete er auf die Räder des Rollstuhls. „Wir sind eh die coolere Truppe. Nicht umsonst heißt es: Die Kriminalpolizei rät – die Schutzpolizei weiß.“
„Vielleicht werde ich bald wirklich auf Ihr Angebot zurückkommen müssen.“ Wenn sein Plan schieflief und Voigt ihn wegen eigenmächtigen Handelns feuerte, konnte er womöglich immer noch in der Leitstelle der Schupo arbeiten. Zum Gruß hielt Daniel Zeige- und Mittelfinger an seine Schläfe.
Tomasz’ Haare besaßen fast denselben rötlichen Braunton wie seine Jacke. An diesem Tag hatte er etwas zu viel Gel benutzt, als erwartete er einen Sturm. Er klappte seinen Kragen hoch. Bei dem rußigen Fleck auf ihrem beigefarbenen Futter musste
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