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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition)
Autoren: Laura Wulff
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Seite geschlagen. Kölner Polizei diskriminiert Behinderte – diese Schlagzeile hätte Voigt den Kopf gekostet. Also hatten sie sich geeinigt. Daniel durfte zwar nicht seine alte Stelle im KK 11 wieder antreten, denn das Gesetz verbot nun mal, einen Rollstuhlfahrer als Mordermittler einzusetzen, und daran gab es nichts zu rütteln – er behielt jedoch seinen Beamtenstatus und die Kollegen sollten ihn bei besonders schwierigen Fällen oder wenn die Abteilung völlig überlastet war, was so gut wie immer zutraf, zu Ermittlungen hinzuziehen.
    So weit die Theorie. „Die verdammte Praxis sieht anders aus“, murmelte Daniel und schlug die Autotür lautstark zu. Kraftvoll stieß er seinen Rollstuhl an und rollte in Richtung Rathaus.
    Da der Leiter der Direktion Kriminalität Daniel jedoch nicht so einfach und schnell wieder loswurde, wie er es sich offenbar wünschte, hatte er einen anderen Weg gewählt, um Daniel mürbe zu machen. Erst zog Voigt das Hamburger Modell durch, obwohl eine stundenweise Eingliederung bei einem externen Berater nicht notwendig war. Danach stellte er sicher, dass Daniel als Sonderermittler nur selten angefordert wurde und dann auch nur bei Fällen mit klarer Sachlage, die wenig Grips erforderten und bald gelöst waren. Die meiste Zeit saß Daniel zu Hause und wartete vergeblich auf einen Anruf seines ehemaligen Vorgesetzten, dem Ersten Kriminalhauptkommissar Karsten Fuchs. Wenn es nach Fuchs gegangen wäre, hätte er das Experiment gewagt und Daniel, der nach einem Freizeitunfall von der Hüfte abwärts querschnittsgelähmt war, wieder als vollwertiges Mitglied des KK 11 eingestellt.
    Manchmal hatte Daniel sogar den Eindruck, Voigt erachtete ihn als gefährlich. Eben wie ein Bakterium, das sich längst in die Körperschaft der Kölner Polizei eingelagert und eine Kapsel wie einen Schutzschild um sich herum gebildet hatte, sodass es immer schwerer wurde, ihn wieder zu entfernen. Denn die meisten Kollegen hießen Daniels Mitarbeit willkommen, weil sie ohnehin permanent überarbeitet waren und er bei den meisten beliebt war. Er hatte immer einen guten Job gemacht und das tat er jetzt auch, Querschnittslähmung hin oder her. Die Sympathien für ihn wuchsen, das schmeckte dem Kriminaldirektor gar nicht.
    Voigt befürchtete, dass es Schule machen würde. Es könnten noch mehr Behinderte auf der Straße eingesetzt werden, wo sie seiner Meinung nach nur im Weg standen. Erreger wie Zucker schwächten das Immunsystem des gesamten Präsidiums, sie arbeiteten sich in die Tiefe vor, infizierten das KK 11, in dem die Fehlerquote dramatisch anstieg, und Eiter bildete sich. Dieser würde über kurz oder lang die Außenhaut der Polizei durchbrechen, und die Einwohner der Domstadt sowie die Presse würden es bemerken. Dann wäre die Kacke am Dampfen. Voigt rechnete fest damit, dass es unweigerlich zu einem Fiasko kommen würde, das wusste Daniel, seitdem er zufällig ein Gespräch zwischen ihm und der Personalleitung mit angehört hatte.
    „Er ist wie ein Abszess. So was wird durch eine Zuckererkrankung begünstigt. Wir haben uns bereits beides eingefangen. Wir müssen ihn loswerden, bevor er uns in der Öffentlichkeit durch seine Selbstüberschätzung bloßstellt. Der denkt ja, er wäre Superman auf zwei Rädern.“
    „Übertreiben Sie nicht ein wenig?“
    „Sie unterschätzen die Bedrohung, die von ihm ausgeht. Obwohl wir versucht haben, es zu verhindern, berichtete der Stadtanzeiger über ihn als Helden im leidigen Kranich-Fall. Er darf aber nicht zum Aushängeschild werden. Das würde unweigerlich in die Katastrophe führen. Sie können mir nicht folgen? Nun, stellen Sie sich nur vor, es würden weitere Menschen mit Behinderungen, welcher Art auch immer, eingestellt werden, weil sich zeigt, dass Zucker gute Arbeit leistet. Womöglich noch in erster Reihe, um das Image aufzupolieren.“
    „Angestellte mit angezogener Handbremse.“
    „Wir würden weniger Fälle lösen. Die Verbrecher würden uns auslachen. Die Kriminalpolizei verkäme zum Witz. Weniger gelöste Fälle würden mehr Kriminelle auf den Plan rufen und die Bevölkerung gegen uns aufbringen. Wo soll das hinführen?“
    „Wir verstehen Sie. Das müssen wir auf jeden Fall verhindern! Ein Körperbehinderter – ein Problem. Viele Behinderte – viele Probleme. Sie würden das System langsam vergiften und schließlich lahmlegen.“
    „Ich befürchte, das erfordert etwas mehr Fingerspitzengefühl. Wir müssen uns in Geduld üben. Ein Arzt
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