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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition)
Autoren: Laura Wulff
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schneidet ein Furunkel erst auf, wenn es reif ist, damit der Eiter abfließt und die Bakterien nicht noch mehr Gewebe infizieren können. Das heißt für uns: Wir lassen die Zusammenarbeit mit Zucker langsam einschlafen.“
    „Das wird er sich nicht gefallen lassen.“
    „Natürlich nicht, darauf warten wir ja nur. Sobald er rebelliert, setzen wir unser Skalpell an und beweisen ihm, dass wir ihn nicht brauchen, sonst hätten wir ihn ja öfter angefordert. Er ist überflüssig, das belegen unsere Unterlagen, und verursacht nur unnötige Kosten.“
    Sie hatten Daniel reingelegt! Hatte er im letzten Jahr noch triumphiert, da er seinen Arbeitgeber überlistet und ein Schlupfloch im Gesetz gefunden hatte, dass es ihm ermöglichte, trotz Querschnittslähmung weiter aktiv auf Verbrecherjagd zu gehen, statt hinter einem Schreibtisch in der Verwaltung zu versauern, so erkannte er nun, dass Voigt und die Personalabteilung ihn überlistet hatten.
    Er besaß zwar einen Sondervertrag mit ihnen, aber niemand zwang sie, ihn tatsächlich anzufordern. Erst jetzt kapierte er, dass er mit seinem Rolli auf ein Abstellgleis geschoben worden war.
    Doch so leicht servierte man einen Zucker nicht ab! Er hatte einen Gegenschlag ausgeheckt und den setzte er nun, da er auf das jüdische Ritualbad zusteuerte, um. Statt zu warten, bis man ihn rief, würde er sich seine Fälle ab sofort selbst aussuchen. Sobald ein spektakulärer Mord geschah oder eine Leiche an einem Ort wie der Mikwe gefunden wurde, der als kritisch eingestuft wurde, kamen auch Reporter. Schmutz zog nun mal Schmeißfliegen an. Voigt würde nicht wagen, ihn vor den Augen und Ohren der Berichterstatter und den Kameralinsen wegzuschicken, weil er wusste, dass Daniel ein Heidentheater machen würde. Solch einen Eklat konnte sich nicht einmal der Kriminaldirektor erlauben.
    So weit sein Plan. Allerdings bereitete ihm schon der Gehsteig Probleme. Dieser war zwar offensichtlich in der Früh geräumt worden, aber es hatten sich bis zum späten Nachmittag hier und da kleine Eisflächen gebildet, auf denen die Räder seines Bocks ausbrachen. Es war eine Rutschpartie, von seinem Auto zum Vorplatz des Rathauses zu gelangen. Dort wurden mit einer Engelsgeduld die Überreste einer Synagoge und anderer Gebäude vorheriger Epochen freigelegt. Daniel wurde abgelenkt von der Vorstellung, er müsse tagein, tagaus mit einem Pinsel alte Backsteine, Werkzeuge und Münzen von jahrhundertealtem Staub befreien. Als er sich gerade vorstellte, wie er eine Amphore entweder aufgrund seiner fehlerhaften Feinmotorik zerbrach oder vor Ungeduld gegen die Wand des Ausgrabungszeltes warf, passte er nicht auf und rutschte vom Bordstein auf die Straße.
    Unglücklicherweise standen zwei Gruppen vor dem Zelt, hinter dem sich die Ausgrabungsstätte befand. Unzählige Augenpaare richteten sich auf ihn. Daniels Hände krampften sich um die Greifringe seines Rollstuhls. Ein Autofahrer musste wegen ihm bremsen und hupte, sodass nun auch Tomasz und Leander, die mit zwei Männern hinter dem Polizeiabsperrband standen und redeten, zu ihm herüberschauten.
    Murrend zog Daniel seine Schiebermütze tiefer ins Gesicht. Mit dem Blick auf die Fahrbahn gerichtet, fuhr er so schnell wie möglich auf die andere Seite. Sein Chopper ruckelte, als er das Hindernis aus vereistem Schnee überwand. Die Straßen waren zwar geräumt und die Autos hatten freie Fahrt. Doch der Schnee türmte sich in den Abwasserrinnen und gefror, sodass sie für Rollifahrer kaum zu überwinden waren.
    Daniel hasste es, begafft zu werden! Zwar verkroch er sich nicht mehr in den eigenen vier Wänden, um jeder peinlichen Situation aus dem Weg zu gehen. Dennoch fühlte er sich immer noch unwohl, wenn man ihn wegen seiner Krüppel-Harley anstarrte. Diese mitleidigen Blicke, das verlegene Wegsehen und das Tuscheln setzten ihm zu. Er arbeitete daran, sich ein dickeres Fell zuzulegen, aber bis ihm das Gaffen nichts mehr ausmachte, würde es noch etwas dauern. Bis dahin hatte er weiterhin daran zu knabbern.
    Immerhin gab er nicht dem Drang nach, umzudrehen und zu flüchten.
    Das Teufelchen auf seiner linken Schulter flüsterte ihm zwar zu, dass er sich dieser Peinlichkeit nicht aussetzen musste, schließlich sollte er nicht einmal hier sein. Doch auf seiner rechten Schulter saß ein ausgewachsener Teufel und der stachelte ihn an, Voigt mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, nämlich zu tricksen und seinen Gegner hereinzulegen.
    Um nicht vor Scham im Boden zu
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