Nr. 13: Thriller (German Edition)
bei den einfachsten Dingen ein. Er zeigte auf das Hinweisschild mit dem Kamerasymbol. „Folglich müssen wir nur die Aufzeichnungen mit dem Kartenverkauf abgleichen, und schon haben wir den Täter. Aber so leicht ist es wohl nicht, oder?“
„So einfach ist es nie.“ Mit verschränkten Armen setzte sich Tom auf das kleine Gitter, das den Treppenabsatz einrahmte. „Es gibt Gruppen, wie die zwei da vorne. Manche der Kulturführer lassen die Tür offen oder es gesellen sich Einzelpersonen zu den Gruppen, die sie nicht kennen. In Stoßzeiten gibt es schon mal Chaos. Einmal vergaß sogar jemand, die Tür wieder richtig zu schließen, sodass sie über Nacht offen stand.“
„Das Überwachungsvideo…“
„Justus besorgt es.“ Leander nickte ihm zu. „Stefan und Klaus befragen die Anwohner. Wir werden uns später die zwei Gruppen vorknöpfen.“
Daniel sah ihn wohl etwas zu intensiv an, denn er wandte sich verunsichert um und tat so, als würde er zur Straße spähen, um zu sehen, ob Erkennungsdienst, Fotograf und Rechtsmedizin eintrafen. Tatsächlich stiegen gerade die Kollegen von der Spurensicherung aus ihrem Wagen.
Tomasz erhob sich. „Karsten Fuchs trudelt sicherlich auch gleich ein und natürlich der Staatsanwalt. Wird ganz schön voll hier werden.“
„Soll das eine Anspielung sein, dass Unbeteiligte den Rathausvorplatz besser verlassen sollten?“, fragte Daniel, stützte sich auf den Armlehnen ab und neigte sich zu ihm. Leider war das alles an machohafter Drohgebärde, was er als Rollifahrer an den Tag legen konnte. Wenig beeindruckend.
Schnaubend lehnte er sich wieder zurück. Er wollte auch ins Ritualbad, wollte vor Ort sein und an der Front mitarbeiten und nicht weggeschickt werden wie ein Störfaktor. Als wäre er einer der Schaulustigen, die sich vor dem Absperrband ansammelten, und nicht ein Kriminalhauptkommissar.
Jetzt stand auch noch der Erkennungsdienst vor ihm und musterte ihn auffordernd, weil sie mit ihrem Equipment nicht an ihm vorbeikamen. Der Durchgang zwischen Bauzaun und Mikwe-Abgang war sehr eng konzipiert. Eben nicht für Rollstuhlfahrer, denn sie konnten die Treppe hinab ohnehin nicht überwinden.
Wie auch immer Daniel es drehte und wendete, er würde nicht zum Tatort gelangen. Es sei denn, er ließ sich hinabtragen, aber die Blöße hätte er sich nur in höchster Not gegeben.
Plötzlich hatte er eine Idee! Sein Körper konnte zwar nicht zur Leiche im Ritualbad gelangen, wohl aber seine Augen und Ohren, und auf die kam es an.
Ungeduldig räusperte sich einer vom Erkennungsdienst, während der andere bereits seinen weißen Schutzanzug überstreifte. Auch Tom und Leander hielten bereits die spezielle Bekleidung in Händen, um den Ort des Verbrechens nicht noch mehr zu kontaminieren, als die beiden Gruppen es ohnehin schon getan hatten.
Ohne sich zu verabschieden, zwängte sich Daniel an ihnen vorbei zum Ausgang und fragte sich, warum noch niemand eine Schutzbekleidung für Rollstühle erfunden hatte. Wahrscheinlich weil Krüppel-Harleys sich üblicherweise nicht an Tatorten aufhielten. Nun, er konnte nicht alle Ungerechtigkeiten auf einmal beseitigen. In diesem Moment hatte es Priorität, am Ball zu bleiben.
Sein Blut kochte, als er Gummi gab und ungeachtet der vereisten Stellen auf Gehsteigen und Straßen zuerst zu seinem Auto, wo er seinen Tablet-PC holte, und dann zur Hohen Straße düste. In einem Elektrogeschäft fand er glücklicherweise, was er suchte. Es kostete ihn ein kleines Vermögen, aber das war es ihm wert, allen ein Schnippchen zu schlagen, die ihn belächelten und bereits abgeschrieben hatten. Mit etwas Nachdruck brachte er den Händler dazu, die Installation auf seinem Tablet sofort durchzuführen. Pfeilschnell sauste er zurück zum jüdischen Ritualbad.
Vor dem Flatterband diskutierten Tomasz und Leander heftig mit den Leitern der Besuchergruppen. Offenbar wollten sie nicht noch länger warten, bis sie endlich als Zeugen befragt wurden. Doch Justus, Stefan und Klaus waren noch nicht mit ihren Aufgaben fertig und Tom und Leia, wie Daniel den Hospitanten des KK 11 manchmal scherzhaft nannte, mussten dem Erkennungsdienst in die Mikwe folgen, um eventuelle Spuren aus erster Hand zu sehen.
Daniel drängte sich einfach dazwischen und drückte Tomasz die Kamera in die Hand.
„Was soll das?“ Stirnrunzelnd hielt sein Freund sie hoch.
„Das ist eine Actioncam. Setz sie auf, wenn du runtergehst, dann kann ich sehen, was du siehst.“ Daniel hielt sein
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