Nr. 13: Thriller (German Edition)
es sich um Zigarettenasche handeln. Seine Finger waren von der Kälte ganz rot. Sein Gesicht jedoch sah aus, als wäre er zwei Wochen in der Karibik gewesen. Im Winter übertrieb er es immer etwas mit dem Solarium. „Sorry, Kumpel, aber du hast hier nichts zu suchen.“
„In der archäologischen Zone des jüdischen Viertels gibt es einen Fall, also bin ich hier richtig.“ Daniels Lederhandschuhe knarzten, als er seinen Popo-Ferrari um Tomasz herumlenkte, ihn stehen ließ und weiter auf die Mikwe zufuhr.
Er kam an Leander vorbei, der sich gerade von den beiden Männern, mit denen er und Tom gesprochen hatten, verabschiedete. Der mit dem weißen Kittel ging in das Zelt, in dem die kleineren Fundstücke gesäubert wurden, während der im Tweedjackett in Richtung Kleine Budengasse schritt. Vermutlich handelte es sich bei ihm um den Leiter des Museums Praetorium, zu dem das Tauchbad gehörte. Er schien in heller Aufregung zu sein, denn er zückte sofort sein Handy und gestikulierte heftig beim Telefonieren.
Tomasz folgte ihm. „Fuchs hat mir nicht Bescheid gesagt, dass du mit im Boot bist.“
Daniel sah sich nach einem Fotoreporter um, doch noch war niemand von der Presse aufgetaucht. Mist! Nur wenn die Medien früh berichteten, dass der „Rollstuhlkommissar“ im Jüdischen Museum ermittelte, konnte Daniel den Leiter der Kriminaldirektion dazu zwingen, ihn an der Aufklärung des Falls teilnehmen zu lassen. „Das wird der EKHK bei der nächsten Besprechung nachholen.“
„Du willst dich aufzwingen, nicht wahr?“ Tom packte die Schiebestangen des Rollis, doch seine klammen Hände rutschten ab, weil Daniel beherzt Gummi gab. „Sei doch vernünftig. Damit machst du dir doch nur alles kaputt. Das wird sich die Präsidiumsleitung nicht gefallen lassen.“
„Ich gehe volles Risiko. Alles oder nichts.“
Tomasz’ Stimme hinter ihm klang leiser. Offenbar hatte er es aufgegeben, seinem Freund hinterherzulaufen, und war stehen geblieben. „Du kannst nicht in die Mikwe.“
„Und ob!“
„Selbst deine Zucker’sche Sturheit wird dich diesmal nicht weiterbringen. Verflixt!“
Leander, an dem Daniel gerade vorbeizog, schüttelte seinen Kopf. „Du kannst da wirklich nicht lang.“
Seine blonden Locken wippen wie bei einem verdammten Weihnachtsengel, dachte Daniel. Er sah ein, dass der Gang zwischen Ausgrabungszelt und Absperrzaun, hinter dem Baumaterialien gelagert wurden, sehr eng war, aber er wollte sich nicht gleich von jeder kleinen Hürde abschrecken lassen und schon weit vor dem Eingang des Ritualbads aufgeben. Wenn er das tat, konnte er sofort klein beigeben und in den verhassten Innendienst wechseln.
Er musste die Greifringe loslassen und die Räder von oben drehen. Langsam fuhr er weiter. Stück für Stück arbeitete er sich vor. Einmal blieb er beinahe stecken. Aber er übte etwas Druck auf den Draht des Bauzauns aus und es ging glücklicherweise weiter.
Daniels Magen krampfte sich zusammen, je näher er dem Eingang des Ritualbads kam. Er empfand keinen Spaß daran, blutbesudelte Tatorte aufzusuchen, Leichen zu betrachten und Morde en détail zu rekonstruieren, wie ihm seine Schwiegereltern schon einmal durch die Blume vorgeworfen hatten. Es stimmte, dass er seinen Beruf mit Leidenschaft ausübte, aber es ging ihm einzig um Gerechtigkeit!
Die schmalste Stelle des Durchgangs ließ er hinter sich, doch das Gefühl des Triumphs blieb aus, denn er kam an eine Treppe. Ernüchtert blickte er hinab zur Tür, die ins jüdische Ritualbad führte. Der Tatort war so nah und doch unerreichbar für ihn. Aufbrausend boxte er gegen das niedrige Tor am Treppenabsatz, das daraufhin aufschwang.
Tomasz überholte Leander. Seufzend stemmte er die Hände in die Hüften. „Ich sagte doch …“
„Schon gut!“ Es tat Daniel leid, dass er seinen Freund anblaffte, aber es war niederschmetternd, so schnell an seine Grenzen zu geraten. „Sind die anderen schon unten?“
„Justus befragt im Praetorium den Typen von der Kasse. Der verkauft nicht nur die Eintrittskarten für das Museum, sondern verwaltet auch den Schlüssel für die Mikwe. Man bekommt den nur, wenn man ein Zusatzticket zahlt und seinen Ausweis hinterlegt.“
Daniel vermutete, dass Tom auf einmal so offen über die laufenden Ermittlungen plauderte, weil er ihm leidtat. Das steigerte seine Laune nicht gerade. Er gab sich mürrisch, doch in Wahrheit fühlte er sich verletzt, denn Voigt und die Personalleitung hatten recht. Sein Rolli schränkte ihn schon
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