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039 - Flucht in die Todeszone

039 - Flucht in die Todeszone

Titel: 039 - Flucht in die Todeszone
Autoren: Ronald M. Hahn
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In den kahlen Bäumen flatterte ein struppiger Vogel. Der Boden bebte. Ein Waschbär schreckte auf. Er wollte fliehen, doch eine Greifklaue erwischte ihn. Der Automat hatte keine Munition mehr, aber seine Klauen funktionierten noch.
    Seine Sensoren registrierten ein leises Klagen. Aus dem Fenster einer Ruine sprang mit wehendem Haar ein Zweibeiner. Er war bis auf die Rippen abgemagert.
    Mensch! erkannte das Automatenhirn. Doch seine Reflexe versagten. Der Mensch rannte davon und verkroch sich zwischen dem Dreck und dem Schutt dieser postapokalyptischen Epoche, die seit dreiundzwanzig Jahren andauerte und die Erde zu einem eisigen Totenhaus unter einem von dunkelgrauen Wolken verhangenen Himmel gemacht hatte.
    ***
    Juni 2012, 4 Monate nach dem Kometen
    Es war immer dasselbe: Wenn Captain Deborah Queen wissen wollte, ob es Tag oder Nacht war, musste sie auf die Anzeige ihrer Armbanduhr schauen.
    Licht gab es nur im Inneren des Panzerwagens, in dem sie mit ihren Kameraden hockte.
    Es wurde von den Armaturen erzeugt, vor denen Lieutenant Cloud saß. Er war die Ruhe in Person, und seine Miene wirkte so unerschütterlich wie die eines Häuptlings aus alter Zeit.
    Dass er so gelassen war, erfüllte Queen mit großer Dankbarkeit, denn in ihr wallte allmählich die gleiche Panik auf, die sie dem Rest der Crew erst vor kurzem ausgeredet hatte. Seit die ewige Nacht über die Erde hereingebrochen war, fragten sich alle, ob der Himmel sich je wieder erhellen würde. Das Schlimmste war, dass niemand wusste, ob das Oberkommando noch existierte. Sie hatten keinen Funkkontakt mehr mit ihrer vorgesetzten Dienststelle.
    Sie wussten nicht einmal, ob es noch eine Regierung der Vereinigten Staaten gab und ob es noch Sinn machte, sich bei ihrem Ziel zu melden - der abgelegenen Garnison, der sie laut Landkarte nun ziemlich nahe waren.
    Am achten Februar war ein gigantischer Komet mit der Erde kollidiert und hatte die Zivilisation ausgelöscht. Der in die Atmosphäre geschleuderte Dreck hatte den Himmel verdunkelt, die Oberfläche des Planeten von der Sonnenstrahlung isoliert und jede Aussicht auf eine neue Ernte zunichte gemacht. Nun schrieb man Juni, doch das Ende der Finsternis war nicht abzusehen. Wenn die Annahmen der Naturwissenschaft sich bewahrheiteten, würde sich in den nächsten zwei Jahren nichts daran ändern. Das Resultat: ein Äquivalent des nuklearen Winters. Der Tod allen von der Sonne abhängigen Lebens. Tschüss Weizen. Tschüss Gerste. Tschüss Hafer. Tschüss all ihr Tiere, die ihr auf den Feldern steht und durch die Wälder hoppelt.
    Tschüss Bambi. Tschüss Klopfer. Der Name des kleinen Stinktiers fiel Queen nicht ein. Ihr war zum Heulen zumute. Doch nicht aus diesem Grund. Ihre Periode war nun zum dritten Mal ausgeblieben. Eine Schwangerschaft hatte ihr noch gefehlt. Schon die Vorstellung, in der Finsternis neues Leben zu gebären, erzeugte Übelkeit in ihr.
    Das gelbe Scheinwerferlicht des Panzerfahrzeugs durchschnitt die Nacht und traf auf ein Schild.
    FORT CLARK,
    631 EINWOHNER.
    »Na fein«, sagte Cloud.
    »Wir sind da.«
    Er machte sich nicht die Mühe den Kopf zu drehen, um seine Vorgesetzte anzuschauen.
    Die fünf Männer und drei Frauen, die hinter Captain Queen saßen, reckten den Hals, um einen Blick auf den Monitor zu werfen, der in die Armaturenleiste eingebaut war. Natürlich sahen sie aufgrund des Schneegestöbers nur das Schild.
    Captain Queen drückte einen Knopf. »Queen an alle.«
    »Lieutenant Brady«, meldete sich eine müde Stimme aus dem Laster hinter ihnen. Er hatte Tonnen von Konzentratnahrung geladen, die für die Garnison bestimmt waren. Die Garnison, hatte man Captain Queen erklärt, war wichtig für den Fortbestand der Menschheit. Genaues wusste sie nicht, denn die dort tätige Besatzung hatte die höchste Sicherheitsstufe. Das bedeutete, dass sie mit irgendwelchen Geheimprojekten beschäftigt war, die popelige Kompaniechefs ihrer Preisklasse nicht zu interessieren hatten. Aber Fortbestand der Menschheit klang nicht schlecht. Deborah Queen empfand fast Stolz, an einer solchen Sache mitzuarbeiten.
    Lieutenant Harker meldete sich als Nächster.
    Er klang gekünstelt aufgeweckt, weil er wahrscheinlich noch immer glaubte, Diensteifer könne einer Beförderung dienlich sein. Dummkopf. In diesem Jahrhundert würde niemand mehr befördert. Es sei denn in den Orkus.
    »Staff-Sergeant Grant.« Grant war vierzig und aus dem altem Holz geschnitzt, das Mars-Riegel mit Mandelfüllung für überflüssig
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