Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition)
Autoren: Laura Wulff
Vom Netzwerk:
aufzupassen, beim Verlassen niemanden einzuschließen, und klärte darüber auf, dass in der Mikwe selbst sogar noch archäologische Arbeiten durchgeführt wurden.
    Manche seiner Kollegen ließen die Tür offen, aber das konnte böse Folgen haben. Der Schacht, an dessen Ende das Tauchbad lag, ging siebzehn Meter in die Tiefe. Wenn er dort unten stand, konnte er unmöglich die Tür im Auge behalten.
    Bevor er es verhindern konnte, stiegen die Männer und Frauen die gewundene Treppe zum Becken hinab. Abuu eilte hinterher, wobei seine Jacke über den Elbagranit der antiken Säulenspolie schabte, war aber der Letzte, der unten ankam. Er rechnete damit, aufgebrachte Schreie zu hören oder laut ausgestoßene Empörungen, aber das Gegenteil geschah. Es trat betretenes Schweigen ein.
    Nervös sah sich Abuu im Ritualbad um, in dem sich in der Vergangenheit alle aus der jüdischen Gemeinde, die das Reinheitsgesetz missachtet hatten, aber auch Frauen, die ihre Regel oder ein Kind geboren hatten, reinigen mussten.
    Nichts. Außer, dass das Tauchbecken, das normalerweise durch klares Grundwasser gespeist wurde, nun mit einer bräunlichen Brühe gefüllt war. Als hätte jemand, der an Durchfall litt, hineingemacht.
    Die sensationslustige Menge reagierte enttäuscht. Ob des unspektakulären Anblicks machte die Verwaltungsbelegschaft wieder lange Gesichter.
    Im Gegensatz zu den anderen Anwesenden verstand Abuu Antonios Entrüstung. Es musste sich entweder um Vandalismus handeln oder etwas stimmte mit dem Grundwasser nicht. Beides war schlecht. Besonders aber Ersteres. Die Zeitungen würden ihrer Gewohnheit nach die Geschichte aufbauschen, es könnte von Neonazis und Judenhass die Rede sein, obwohl es nach den momentanen Anhaltspunkten genauso gut ein Dummejungenstreich gewesen sein könnte. Die jüdische Gemeinde würde auf hundertachtzig sein. Schon im Jahr 1424 wurde sie vertrieben und das Ritualbad zugeschüttet, sogar als Abort missbraucht. Den ebenerdigen Teil funktionierte man zum Stall um. Von dort musste der Sand stammen, den wer auch immer ins Wasser geworfen hatte. Abuu hoffte noch immer, dass es eine geologische Erklärung für die Sauerei gab, während die Stadtangestellten umdrehten und an ihm vorbei nach oben gehen wollten.
    Da platzte ihm der Kragen! Er packte einen Mann grob am Arm und hielt ihn zurück. „Wollt ihr denn gar nichts über das Bad erfahren? Habt ihr so wenig Interesse an der Kultur eurer Heimat? Oder glaubt ihr, ich würde eh nur Scheiße …“
    Ein Aufschrei unterbrach ihn.
    Die Schmutzpartikel im Wasser setzten sich langsam. Es wurde wieder klarer. Langsam. Wie in Zeitlupe. Eine Ewigkeit lang standen sie alle wie angewurzelt da und starrten fassungslos auf das in Rotsandstein eingefasste Becken.
    Zuerst kam ein Fuß zum Vorschein. Er war klein, wie von einem Kind. Keine Socken oder Schuhe.
    Eine Schulter wurde sichtbar. Ebenfalls nackt. Die Haut war schrumpelig.
    Der Körper lag in Fötushaltung am Grund des Beckens. Ein Seil war um den Oberkörper und die angezogenen Beine geschlungen. Verschnürt zu einem kompakten Paket.
    Entsetzt stießen die Männer und Frauen Abuu beiseite und rannten nach oben. Das Kreischen einer Frau dröhnte in der kleinen Stätte, die plötzlich etwas von einer Gruft hatte. Ein Mann brüllte die anderen an, gefälligst schneller zu gehen. Tränen flossen.
    Abuu schob sich aus der Mulde in der Wand, in der früher die Kleidung deponiert wurde, wieder hervor. Weit würden sie nicht kommen, denn den Eingang hatte er ja abgeriegelt. Damit niemand ungesehen hereinkam. Nun kam auch keiner heraus.
    Sie waren eingeschlossen mit einer Leiche.

2. KAPITEL
    Daniel Zucker hatte mit eigenen Ohren gehört, wie der Leiter der Direktion Kriminalität Christian Voigt zugab, dass er in ihm ein Furunkel am Arsch des Polizeipräsidiums sah. Lästig, unnütz und sogar gefährlich.
    Wie Bakterien oberflächliche Verletzungen nutzen, um in die Haut einzudringen, hatte Daniel die Schwäche des starren und überforderten Polizeiapparates ausgenutzt. Er hatte mithilfe seiner Ehefrau Marie und ihres Cousins Benjamin die Morde in Zusammenhang mit Julia Kranich aufgeklärt, bevor die Kollegen es konnten. Damit hatte er seine Rückkehr ins Kriminalkommissariat 11 auf geschickte und sanfte Weise erzwungen. Die Direktion des Präsidiums wollte unter keinen Umständen von ihm vor Gericht gezerrt werden und riskieren, einen Präzedenzfall zu schaffen. Die Medien hätten sich ohne Zweifel auf Daniels
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher