Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond
Autoren: L Heyden
Vom Netzwerk:
halbe Stunde früher anfangen“, sagte Sarah.
    „Gut.“
    „Wir sollen den Transport unter uns klären. Ich fahre mit Murat. Willst du mit uns kommen?“
    Christian sah Richard unzufrieden hinterher, aber er zog seine Aufmerksamkeit schnell von dem Gespräch ab. Während sich Richard und Sarah draußen unte r hielten, betrachtete er den Gefangenen. Er hatte Richard zu diesem Besuch im Gefängnis überredet, aber nun fühlte er E nttäusch ung . E r hatte sich diesen Ma r tin viel gefährlicher vorgestellt. Vor allem attraktiver. Martin saß mit geschlossen Augen auf se i nem Bett . Sein Haar war lang und strähnig, und er war bei seiner Wandlung o f fensichtlich noch sehr jung gewesen. Er trug ein sauberes, sch war zes Shirt, Jeans und Cowbo y stiefel. Christian wusste, dass diese Kleidung von der Gemeinschaft stammte , denn die „ Familie “ hatte alles andere als gut für ihre Mi tglieder g e sorgt. Nicht nur, was Kleidung betraf.
    Richard hatte ihm erklärt , dass Martin Gregors Tod betra u erte. D er Tod eines Meisters war wohl im mer schwer zu ertragen , egal, wie die Beziehung vorher aus gesehen hatte, und konnte sogar reale, körperliche Schmerzen verursachen, was irgend wie durch die se Blutverbindung ausg e löst wurde . Sogar Daniel hatte unter Gregors Tod gelitten. Was seine Trauer betraf, verdiente Martin also Re s pekt und eine gewisse Schonung, obwohl er innerhalb d er „ Familie “ eine so schlimme Rolle g e spielt hatte . Martin hatte Gregor sehr nahe gestanden, als seine rechte Hand und mehr. Nicht zu vergessen, dass sie Ellen Langner, die neue G e fährtin Julians, entführt und fast ge tötet hatten und dadurch die Sache für Julian ziemlich persönlich wurde . Die Befragung Martin s hatte Julian vor dem Inneren Kreis selbst durch geführt , noch bevo r er sein Arkanum an trat .
    Julian. Richard. Düster dachte Christian daran, dass ihm selbst auch noch eine Bestrafung b e vorstand. Dafür, dass er Ellen von der Gemeinschaft erzählt e . Er wusste, die Sache war nicht vergessen, obwohl noch kein Urteil verhängt wu r de . Im Moment stand er, was die Prioritätenliste des Inneren Kreises betraf, nicht weit oben, und diesmal war er froh darüber. Er fragte sich, was ihn e r war tete. Vielleicht würde der Rat ja beschließen, mit seiner Wandlung zu war ten, bis er vierzig wäre . Eine grauenhafte Vorstellung.
    Er nahm sich vor, Ellen Langner bei der nächst besten Gelegenheit darauf a n zusprechen, ihr von seiner misslichen Lage zu erzählen und sie auf seine Seite zu ziehen. Diesen Ärger hatte er wirklich nicht gewollt, schließlich hatte er doch nicht da von ausgehen können, dass Ellen ihre therapeutischen Gespr ä che zum Anlass nehmen würde, um auf eigene Faust lo s zuziehen.
    Am Neumond.
    Immerhin war die ganze Sache gut aus gegangen , auch für Julian und Ellen. Oder nicht?
    Richard machte noch keine Anstalten, sein G e spräch mit Sarah zu beenden.
    Christian seufzte enttäusch.
    Schau mich an.
    Christian dreh t e sich überrascht um. Der Gefangene saß immer noch auf se i nem Bett . Aber er wandte ihm sein Gesicht zu, und seine Augen glitzerten.
    Es gibt V ieles, das ich dir erzählen könnte. Über deinen Freund. Dinge, die wichtig sind. Für dich.
    Christian trat einen Schritt zurück.
    Dinge, die geheim sind. Die dein Freund dir vorenthält.
    Christian holte Luft, um nach Richard zu rufen.
    Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Es ist auch gar nicht notwendig. Die Zelle ist s i cher, das weißt du. Und wenn du mehr erfahren willst, über deinen Freund und die vielen G e heimnisse der Gemeinschaft, dann hör mich an.
    Christian musterte Martin unbehaglich.
    W enn du nach meinen Motiven fragst: Ich habe viel Zeit. Und nichts mehr zu verlieren. Und du bist ein Anblick, an dem sich meine Augen weiden, vielleicht der letzte und schönste, de r mir bleibt .
    Christian glaubte, so etwas wie Bewunderung in Martins Blick zu lesen und fühlte sich g e schmeichelt, o bwohl er die Situation ziemlich seltsam fand .
    Wenn du also deine Zeit mit einem Gefangenen verbringen willst, dem du damit die letzten Stunden seines Lebens versüßen kannst, dann besuche mich.
    „Christian? Kommst du?“
    „Ja.“ Kurz fühlte sich Christian hin und her gerissen zwischen seiner Ne u gier und der B e fürchtung, bald wieder in neuen Schwierigkeiten zu stecken. Dann dreh t e er sich um und ging.
    Vergiss mich nicht. Komm zu mir , hörte er Martin in seinem Kopf.
     
    Christian war enttäuscht und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher