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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond
Autoren: L Heyden
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dich wandeln?“
    Die Antworten, die sich Christian auf diese Fragen geben musste, waren depr i mierend. Beängstigend und hoffnungslos . Er würde Richard ve r lieren und mit ihm die Zukunft, die er sich ersehnte , sein kün f tiges zweites Le ben als Vampir.
    „Woher weißt du das alles?“ , fragte er wütend. „Du kennst meinen Freund doch gar nicht.“
    „Das ist nur eine kleine Kostprobe meiner Fähigkeiten. Du bist nicht schwer zu durc h schauen. Nicht für mich und auch nicht für jeden anderen Vampir, der die dritte Stufe durchlaufen hat.“
    D iese Neuigkeit war auch nicht beruhigend.
    „Es gibt trotzdem noch eine Möglichkeit. Für dich. Eine einzige, darum überleg dir gut, ob du sie wegwirfst oder nicht.“
    „Welche?“, fragte er heiser.
    „Wenn du mich befreist, können wir gemeinsam fliehen. Sobald wir in Siche r heit sind und einen ruhigen Platz gefunden haben, wo wir eine Woche bleiben kö n nen, werde ich dich wandeln.“
    „Du?“, fragte Christian misstrauisch. „Wo ist der Haken?“
    „Es gibt keinen. Das wäre mein Dank an dich für meine Rettung.“
    „Ich würde mich von dir abhängig machen.“
    „Für eine gewisse Zeit, ja. Aber das erscheint mir ein geringer Preis für die Ewigkeit. Außerdem …“
    „Ja?“
    „Du weißt, dass mein Wort mich bindet , wie jede n and e re n Vampir auch. Und ich verspreche dir, dass ich dich wandeln und stärken werde und du dann deiner eigenen Wege gehen kannst, wenn du möchtest.“
    „Ich … ich muss darüber nachdenken.“
    „Tu das.“ Martin wandte sein Gesicht ab, um das triumphierende Leuchten se i ner Augen zu verbergen. „Ich biete dir das Leben, das du dir schon so lange wünschst. Die Ewigkeit. Und Macht. Aber geh den älteren Vampiren bis zu de i ner Entscheidung aus dem Weg. Sie kennen dich besser, als du glaubst.“
    *
    Julian hatte Martin einer Befragung unterzogen. Sie war furchtba r , unerträglich, nicht nur die Schmerzen.
    Martin hatte versucht, sich vorzubereiten. Jedenfalls so gut wie möglich, und sich so lange gewehrt, wie e r konnte , vor allem, weil er genau wusste , was auf dem Spiel stand. Aber er war viel weniger dazu in der Lage , sich Julians Macht entgegenzustellen, als er er wa r tet e .
    Julian war gnadenlos – nicht dass er eine solche tatsächlich er war tet hatte . A ber er kam ihm weder gra u sam noch zornig vor. Das hätte Martin vielleicht besser ertragen können. J ulian war unerbittlich, erkannte jeden seiner Schleier, erlag keiner Täuschung und entfernte jeden seiner Schutzschilde, eine n na c h dem a n deren, kühl und sorgfältig. Diese leidenschaftslose Überlegenheit war das Alle r schlimmste. Julian fügte ihm nie mehr Schmerzen zu als notwendig. A ber erst a ls das Blut über sein Gesicht lief und er glaubt e , sein Kopf mü s se zerspringen, hatte er endlich kapitulier t und um Gnade bettel t . Letz t endlich beantwortete er jede Fr age , die Julian ihm stellte .
    Dafür hasste er sich .
    Er hatte Gregor verraten. I hr Versteck preisgegeben, die Wohnung in Frie d richshain, in der sie ihre Opfer tötet en . Und s o mit selbst Gregors Todesurteil aus gesprochen , denn Julians Männer brachten ih m dort seinen zweiten, endgült i gen Tod. Martin spürte, wie er starb .
    Das war aber noch nicht alles. Julian wollte von ihm wissen, wo und wie sie die letzten Jahre verbracht en . Er erfragte Informationen über ihre Finanzen. Konten, Schließfächer, ihren geistigen Einfluss auf bestimmte Personen. Martin gab Ve r stecke preis und unterschrieb Vollmachten. Das Geld sollte dazu verwendet we r den, ihre Opfer zu entschädigen, höhnte Julian.
    Martin wusste, dass diese Befragung erst der Anfang war . Julian hatte klare Zi e le und bereits angekündigt, sie nach seinem Arkanum weite r zu verfolg en .
     
    *
    Christian schlich sich erneut in den Kerker und stand vor den Gitte r stäben.
    „Sie wissen … alles? Wirklich alles, was ich fühle?“, fragte er besorgt.
    „Ja. Dein Ärger. Deine Unzufriedenheit. Deine Lust.“ Martin lächelte, als Christi an z u sammenzuckte. „Nicht, dass ich glaube, dass irgendetwas daran falsch und verwerflich wäre .“ Er sah Christian lauernd an. „Stell mich auf die Probe“, schlug er vor. „Was fühlst du, wenn du an … Julian denkst?“
    Christian versuchte, gar nichts zu fühlen.
    „Wut. Hilflosigkeit. Bewunderung. Und du bist enttäuscht, weil dein Verlangen nicht erhört wird. Du weißt, dass Julian dich verachtet. Er will nur die Beleid i gung
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