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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond
Autoren: L Heyden
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scharfen Schmerz, als er seinen Mund auf den Schnitt presste. Während er trank, versuchte ich, ganz ruhig zu bleiben, und meine aufsteigende Panik abzuwehren. Julian brauchte Blut, das hatte ich schließlich gewusst. Ich hätte gern etwas gesagt, um ihn und auch mich zu beruhigen, aber mein Mund war so trocken, dass ich kein Wort hervorbrachte.
    Julians Gesicht war nun über mir, rotes Blut an seinem blassen Kinn. Der funkelnde Blick zog mich heran. Erkannte er mich überhaupt?
    Seine Lippen berührten meinen Mund, wanderten tiefer, zu meinem Hals. Ich zog ängstlich die Luft ein, fühlte die leichte Berührung seiner Zähne an der Stelle, die seine Zunge bereits erkundet und geheilt hatte, einen kurzen Schmerz, und dann … dann … Das Gefühl war unbeschreiblich. Es erfasste mein Inneres, hob mich empor und trug mich wie auf Schwingen. Ich hatte Schmerzen erwartet, die gleichen, die Gregor und Martin mir zugefügten. Stattdessen … Befreiung. Erlösung. Ein strahlender Gipfel, von dem ich mich abstieß und in weiten Kreisen abwärts segelte. Tiefer. Ganz langsam schien ich in eine süße Schwere zu versinken. Und unterzugehen. Loslassen. Herrlich.
    Von irgendwo hörte ich ein entferntes Rauschen, das immer lauter wurde. Bis ich mit einem Ruck zu mir kam und die Augen öffnete.
    „Julian“, flüsterte ich.
    Er reagierte nicht.
    „Julian, bitte.“
    Ich stemmte meine Hände gegen seine Brust, versuchte vergeblich, ihn wegzudrücken, und als das nicht funktionierte, mich von ihm wegzudrehen. „Genug. Hör auf.“ Ich wusste nicht, ob ich zu ihm durchgedrungen war, denn er reagierte nicht. Seine Augen brannten wie silberne Flammen.
    „Zu viel“, wisperte ich. „Zu viel Blut. Du hast es versprochen. Mir nicht zu schaden. Hör endlich auf.“
    Sein Mund löste sich tatsächlich, und ich suchte seinen Blick. Julian atmete laut und zittrig. Er nickte, und ich fühlte mich ganz schwach vor Erleichterung. Er hatte seine Selbstkontrolle zurück.
    „Ellen …“ Seine Stimme klang heiser und unsicher. „Hilf mir. Ich will dir nicht schaden. Aber ich brauche dich so sehr.“ Er fasste meine Hände und hielt sie fest. Seine waren eiskalt. „Hilf mir, diesen Tag zu besiegen. Bevor er mich besiegt.“
    Ich verstand und flüsterte seinen Namen.
    Er zog mich aus, und unsere Kleidung flog so heftig gegen die Wand, dass das Bild mit dem Ostseestrand herunterfiel.
    Julians Blick riss mich heran, dann durchdrang er mich mit Wucht, doch diesmal fühlte ich keine Angst, nur Lust und Verlangen. Er hielt kurz inne, seine Finger glitten in mich hinein und prüften, ob ich für ihn bereit war. Ich war es längst, hob mich ihm entgegen, und dann stieß er in mich. Ich spürte, wie er ganz tief in mir war und mich ausfüllte, empfand unbeschreibliche Lust, eine wundervolle Spannung, ein starkes, wildes Gefühl, das sich immer weiter aufbaute. Das hier bedeutete viel mehr als Sex, eine Vereinigung und Intensität, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte, eine Verbindung, als wären wir zwei Teile eines Ganzen. Julian schien genau zu spüren, was in mir vorging, wie ich mich fühlte und was ich wollte. Als würde er alles über mich wissen, seine Hände alles über meinen Körper und seine Zunge alles über meinen Mund.
    Und ich über ihn.
    Julian wanderte mit den Lippen erneut zu meinem Hals. Sein kurzer, saugender Biss ließ mich kommen, bevor er seinen Mund wieder von mir löste. Aber er blieb weiter in mir, ließ mir keine Ruhepause, sondern veränderte den Rhythmus seiner Stöße, sodass sich die Spannung neu in mir aufbaute. Ich merkte, er zögerte seinen eigenen Höhepunkt immer wieder hinaus, so als wollte er ewig in mir bleiben. Mich ewig besitzen. Und nie wieder loslassen. Endlich, als der nahende Orgasmus schon wieder heftig in mir pochte, ließ er es zu und brachte mich mit einem heftigen Stoß erneut zum Höhepunkt. Ich empfing ihn, wie er es brauchte, und er kam, mit mir, in langen, heftigen Wellen, die sich in einem heftigen Beben entluden.
    Danach blieb er noch lange auf mir liegen, und ich wollte es so, ihn weiter auf mir spüren. Noch nie zuvor hatte ich mich gleichzeitig so erschöpft und glücklich gefühlt.
    Irgendwann seufzte Julian. Widerstrebend rollte er sich von mir hinunter, hielt meine Hände aber weiter fest. Ich spürte, dass er immer noch oder schon wieder erregt war, aber sein Blick war ruhig, der Durst darin und die tiefen Schatten unter seinen Augen verschwunden.
    Sein Mund streichelte meine Brüste,
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