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NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)
Autoren: Unknown
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verfolgen also objektiv
entgegengesetzte Interessen… Das bedeutet, wenn der Heyne-Verlag Bogdanovs Roten
Stern mit einem Nachwort des Salonlinken Günter Maschke herausbringt, der
Fischer-Verlag Edward Bellamys Rückblick auf das Jahr 2000 druckt, oder
Kiepenheuer & Witsch eine Anthologie mit Texten aus der Linkskurve bringt, [sie] nicht die Interessen der Massen, sondern die der Verlags-Inhaber,
die einer anderen Klasse angehören, propagieren.“
    Dessen
ungeachtet mauserte die SFT sich schrittweise zur fundiert urteilenden,
von einer wachsenden Zahl von Lesern als kompetent wahrgenommenen
Fachzeitschrift. Hinfort gedruckt, hatte sie bis 1993 als kritisches Magazin
für Science Fiction und Fantasy Bestand.
     
     
    II.
     
    Begonnen
hatte alles mehr als drei Jahrzehnte zuvor weitaus prosaischer. „Die SF-Times ist eine Zeitung, kein Fanzine“, schrieb ich im Vorspann zur deutschen Version,
deren erste zwei Seiten Anfang 1959 in der gedruckten SFCD/E-Clubzeitschrift Blick
in die Zukunft (BZ) erschienen. „Den Lesern soll diese deutsche Ausgabe
einen Eindruck vom fannischen Geschehen in  Übersee – hauptsächlich natürlich
in den USA – geben.“ BZ brachte ganze drei SFT -Ausgaben. Drei
weitere fanden sich in SF-Hobby , dem hektographierten Fanzine, das ich
1959 für den SFCE herausgab. Sie enthielten Meldungen über Hugo Gernsbacks 75.
Geburtstag, das Ableben Tiffany Thayers (des Gründers der Fortean Society),
Anthony Bouchers Ausscheiden aus der Redaktion von Fantasy & Science
Fiction . Dann war erst einmal Schluss.
    Kennengelernt
hatte ich die amerikanische Originalfassung auf dem Weltcon 1957 in London.
Zufällig in meinem Geburtsjahr von James V. Taurasi unter dem Namen Fantasy
Times gestartet, brachte die SF-Times es auf 465 Ausgaben, ehe
Taurasi 1969 das Handtuch warf. Durch Vermittlung Julian Parrs erhielt ich von
ihm die Genehmigung für eine deutsche Ausgabe. Die hatte ich, wie schon
erwähnt, analog zum Original als Nachrichtenblatt konzipiert. Das hinderte mich
nicht daran, anderen Orts im Fandom bescheidene Grundsteine  zu legen für jene
Auseinandersetzung mit autoritärer Politik, die neben Kapitalismuskritik zu
einem Markenzeichen der deutschen SFT werden sollte (Kapitalismuskritik
kam auch bei mir erst später). Beispiel:
     „McCarthy
ist tot – aber seine Methoden leben weiter!“ begann ein Artikel des damals
16jährigen, überschrieben „Hexenjagd“, der 1957 im SFCD-Clubzine Andromeda erschien.  Sein letzter Absatz – von dem ich nicht ahnen konnte, wie lange er
aktuell bleiben würde - lautete:
    „Fazit:
Der demokratischste Staat zeigt totalitäre Züge, wenn ein paar wild gewordene
Militärs glauben, die Gewissensfreiheit ihrer Forscher eingrenzen zu müssen,
und hinter jedem Anzeichen von Verantwortungsbewusstsein den bösen östlichen
Nachbarn als bequemen Ausweg wittern.“
    1961
schlug dann die Stunde der „neuen“ Science Fiction Times : Burkhard Blüm
– wenige Jahre später Vorsitzender des Frankfurter SDS, Anfang der 1970er Jahre
mit Reimut Reiche, Tom Koenigs, Dany Cohn-Bendit, Joschka Fischer Mitglied der
Sponti-Gruppe „Revolutionärer Kampf“ – erweckte sie wieder zum Leben. Wie ich
ließ er sich von James Taurasi die Genehmigung zur Verwendung des Namens geben,
leitete jedoch die Wandlung der SFT zu einem deutschen Rezensions- und
Nachrichtenblatt ein. Gleich in der ersten Ausgabe veröffentlichte er zwei
symptomatische Meldungen:
    Erstens
die Mitteilung des Düsseldorfer Leihbuchverlags Dörner, Science Fiction-Titel
würden nicht mehr gedruckt, da der Absatz stagniere. Zum anderen die
Ankündigung, in der Hardcover-Reihe Goldmanns Zukunftsromane sei Herbert
W. Frankes erster Roman Das Gedankennetz erschienen. Beide Nachrichten
summierten sich zum Indiz für weitreichende Verschiebungen auf dem SF-Markt:
weg von den Leihbuch-, hin zu den Sortimentsverlagen; weg von den Produkten der
„Schundautoren“ (Franz Rottensteiner), hin zu literarisch anspruchsvollerer
Science Fiction.
    Als
Blüm in Frankfurt zu studieren begann, ging die SFT -Herausgabe 1964 auf
Helmut Struck über. Er behielt sie nur ein Jahr lang, ehe er „zum Bund“ musste,
aber während dieser kurzen Zeit trat die „entscheidende Wende“ (Alpers) ein:
Jürgen Nowak übernahm die Literaturredaktion, und Franz Rottensteiner gesellte
sich zu den regelmäßigen Mitarbeitern.
    Nowak
hatte 1957 mindestens indirekt den „kalten [Fan-] Krieg“ (Wolfgang Jeschke) im
SFCD ausgelöst, den
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