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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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dem Kopf zu bekommen. Aber das will sie nicht.«
    »Ich verstehe«, murmelte Nicki.
    »A-aber, sie wird wissen, daß ich lüge!« protestierte Sean.
    »Werden Sie lügen? Sie sagen, daß Sie sie immer noch lieben und sie mitnehmen wollen, wenn sie uns hilft. Das ist doch die Wahrheit.«
    Lange Zeit sagte Sean kein Wort. »Glauben Sie?« fragte er schließlich.
    Joachim nickte. Langsam sagte er dann: »Eines dürfen Sie nicht vergessen. Wenn wir wirklich hier wegkommen, endet diese ganze Geschichte überaus günstig. Eine Bedrohung wird abgewehrt, und statt dessen eröffnen sich ungemein profitable Möglichkeiten. Das wird die Leute sehr für Lo einnehmen.«
    »Nun ... ich ...«
    »Also gehen Sie schon, Junge.«
    Sean stand auf, wandte sich ab und ging steifbeinig davon. Niemand sah ihm nach.
    Schweigen trat ein. Nur den Wind, die Brandung und das Geschrei der Vögel konnte man hören.
    Dann sagte Ferenczi: »Nur diejenigen von uns, die jetzt hier sind, versuchen die Flucht, oder?«
    »Ja. Sonst wäre es ein zu großes Risiko. Wir können das Schiff zurück zu Nerthus fliegen. Das bedeutet harte Arbeit und knappe Rationen, aber wir können es schaffen.«
    »Ich dachte mehr an die anderen. Sie werden hier Geiseln sein.«
    »Ich habe Lo deswegen gefragt, und was sie sagte, bestätigte meine Vermutung. Die Alori tun nichts, was zwecklos ist. Sie werden unsere Leute nicht schlecht behandeln, sobald das Spiel einmal verloren ist.« Joachim stand auf und streckte sich. »Sonst noch Fragen? Wenn nicht, ist die Zusammenkunft bis auf weiteres vertagt. Erst müssen wir noch genauer wissen, wo wir stehen. Und geht den Eingeborenen aus dem Weg. Sie spüren eure Erregung. Wie wär's jetzt mit etwas Volleyball zur Beruhigung?«
    Den Arm um Nicki gelegt, ließ Trevelyan seinen Blick über die Küste streifen. Ein paar hundert Meter weiter begannen die anderen zu spielen.
    »Woran denkst du, Micah?«
    Er lächelte. »An dich«, sagte er. »Und an dein Volk.«
    »An mein Volk?«
    »Du weißt, daß der Koordinationsdienst die Nomaden nicht sonderlich liebt. Man glaubt, sie übten einen zersetzenden Einfluß auf eine ohnehin instabile Zivilisation aus. Mir selbst hingegen scheint mehr und mehr, daß eine gesunde Kultur so einen Teufel braucht.«
    »Sind wir Nomaden denn wirklich so schlimm?«
    »Nein, das kann man nicht sagen. Ihr seid zu niemandem unnötig grausam. Meiner Meinung nach habt ihr den Planeten, auf denen ihr landet, ebenso viel Gutes wie weniger Gutes gebracht.«
    Seine Lippen berührten ihr Haar, und er roch dessen zarten Duft. »Ich muß mich wieder zu Hause melden«, sagte er, »und du möchtest ohnehin Sol besuchen. Aber danach ... Nicki, ganz sicher bin ich noch nicht ... aber ich glaube, ich werde dann selbst Nomade werden.«
    »Micah! Liebster!« Sie schlang ihre Arme um ihn.
    »Peregrine Trevelyan«, murmelte er, und seine Gedanken eilten weiter voraus. Dies war seine Antwort. Das abschließende Urteil mußten die Integratoren fällen. Aber er glaubte, die Lösung gefunden zu haben. Ein echter Nomade? Nein – aber mit seinen Fähigkeiten würde er sicher eine Autorität werden und beeinflussen können, was die Nomaden taten. Und noch mehr Koordinatoren würden den Weg zu den Nomaden finden.
    Sie würden den Nomaden Richtung und Ziel geben. Und sie weise Beschränkung lehren, ohne ihren freiheitsdurstigen, abenteuerlustigen Geist zu zerstören.

    Sean stapfte die Küste entlang, bis er um sich herum nichts mehr sah als Wald und Meer. Er kletterte auf eine Düne und blickte hinaus in die unendliche Einsamkeit. An seinen bloßen Beinen spürte er das dünne, scharfblättrige Gras. Er hielt sich eine Hand über die Augen, um sie vor der Sonne zu schützen, und spähte landeinwärts, dorthin, wo Bäume und Gras sich trafen.
    Und dann sah er sie. Zögernd trat sie aus dem Wald heraus. Ein paar hundert Meter von ihm entfernt blieb sie stehen, fluchtbereit, als hätte er eine Waffe. Sean sah sie nur hilflos an. Und dann lief sie, rannte zu ihm, so schnell sie konnte.
    Und er nahm sie in seine Arme und murmelte unverständliche Worte, streichelte ihr im Winde wehendes Haar und ihre samtene Haut. Und sie weinte sich bei ihm aus. Jetzt erst küßte er sie mit unendlicher Zärtlichkeit. »Ilaloa«, flüsterte er. »Ich liebe dich, Ilaloa.«
    Tränenblind starrten ihre Augen ihn an. »Du kannst nicht hier bleiben? Du mußt fort von hier?«
    »Wir müssen fort von hier«, sagte er.
    Sie wandte die Augen von ihm ab. »Dies ist
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