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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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mein Volk.«
    »Deinen Leuten soll nichts geschehen«, sagte er. »Auch ich habe mein Volk. Und es ist auch deines.«
    »Ich kann mich behandeln ... mich von dir heilen lassen.«
    Er ließ sie los. »Dann tu es doch«, sagte er bitter.
    »Nein.« Ihre Lippen waren geöffnet, als hätte sie Mühe, zu atmen. »Nein, auch das wäre ein Vergehen gegen das Leben. Ich kann es nicht.«
    »Ist euer Leben denn so viel besser als unseres, daß es uns zerstören muß?« fragte er.
    »Nein.« Ihre Finger waren ineinander gekrampft. »Ich glaube, du hast recht, Sean. Diese Welt – das Universum ist dunkel und leer. Wir müssen versuchen, Wärme zu finden.«
    Sie richtete sich auf und sah ihn an. Ihre Stimme klang plötzlich klar. »Wenn ich kann, will ich dir helfen.«

20 – Zurück zu den Sternen

    Zwei Nächte später ging ein Sturm von der See in nordwestlicher Richtung über das Land und wieder hinaus auf das Meer. Trevelyans Auge ruhte auf Nicki, die im warmgelben Licht seines Heims ganz nahe bei ihm war.
    Sie lächelte, und er dachte erschaudernd daran, daß sie bei dem Fluchtversuch umkommen könnte. Aber sie hatte darauf bestanden, bei ihm zu bleiben.
    Der Baum war heimelig wie ein Herdfeuer in endloser, stürmischer Nacht. Auf dem moosigen Boden sitzend, spürte er das Zittern des Baumes im Wind. Nicki fuhr ein wenig zusammen, als der Türvorhang zur Seite gezogen wurde und knatternd im Luftzug flatterte. Joachim stand in der Tür, den Mantel eng um seine hünenhafte Gestalt gezogen. In seinen Augen war eine Entschlossenheit, die sie niemals zuvor bemerkt hatte.
    »Es ist soweit«, sagte er. »Geht hinunter zur Küste. Ich gebe den anderen Bescheid.« Er nickte ihnen kurz zu; dann hatte ihn die Dunkelheit wieder verschlungen.
    Nicki stand langsam auf. Ein Schauder durchlief sie, und der Blick ihrer blauen Augen war tief bekümmert. Sie versuchte zu lächeln und strich mit einer Hand über die glatte Wand ihres Heims. Dann schüttelte sie den Kopf, daß ihre blonden Locken flogen: »Also, Micah, dann gehen wir.«
    Trevelyan stieg über das Brett, auf dem verstaubt ihre Habe lag.
    »Ehe wir gehen«, sagte er, wandte sich Nicki zu und küßte sie.
    Als sie Hand in Hand in die Nacht hinaustraten, umfing sie das Dunkel wie ein gewaltiger schwarzer Vorhang. Heulend fuhr der Wind durch die Bäume, die unter seiner Gewalt ächzten und stöhnten.
    Sie stolperten hinunter zur Küste. Als sie endlich dort anlangten, traf sie der Wind wie ein Schlag ins Gesicht. Die Wolken rissen kurz auf, und ein Halbmond wurde für Augenblicke sichtbar. Dahinter standen die fernen Sterne.
    Die meisten von Joachims Gruppe hatten sich bereits eingefunden. Während der langen Tage ihres Aufenthalts angefertigte Messer und Speerspitzen schimmerten fahl im Mondlicht.
    Sie standen in einer feuchten Senke bei einer Flußmündung. Ilaloa hatte aus den Wäldern ein Boot heruntergebracht. Trevelyan befühlte bewundernd den Rumpf.
    Das einmastige Boot war lang und schmal. Es war mit einem Steuerruder versehen und hatte eine kleine Kabine. Micah sah jetzt, daß es ein lebender Baum war, der seine Nahrung aus im Bootsboden ausgebreiteter Erde und aus der See bezog.
    Ilaloa saß an der Ruderpinne. Sie klammerte sich an Sean, als sei sie schon in Gefahr, zu ertrinken.
    »Jetzt sind wohl alle da.« Der Sturm wehte Joachims Worte davon. »Dann geht es los. Die Zeit ist kostbar. Wer weiß, ob die Alori nicht doch irgendwie Wind von der Sache bekommen haben.«
    Das Boot mußte durch die Brandung hindurch. Trevelyan schob es im seichten Wasser des Flusses voran und verwünschte die Nomaden, die er kaum sehen konnte. Das Holz des Bootes war kalt und rutschig.
    Knirschend fuhr der Kiel in eine Sandbank an der Flußmündung. Und – hoch! Über die Sandbank hinein in die Brandung! Er watete in rasch tiefer werdendes Wasser. Wegen des landauswärts gerichteten Windes herrschte nur mäßiger Wellengang, doch zerrte eine unangenehme Unterströmung an Trevelyans Beinen.
    »Schiebt es durch«, dröhnte Joachim. »Schiebt es durch!«
    Trevelyan stemmte sich gegen das Boot. Seine Füße suchten nach einem Halt und fanden ihn nicht; er klammerte sich an den Bootsrand. Dann war es, als hebe ein riesiger Arm ihn empor. Über seinem Kopf schlug das Wasser zusammen, hämmerte donnernd auf seinen Schädel. Jetzt waren sie in der wirklichen Brandung.
    Das Boot hüpfte und schlingerte. Trevelyan krallte sich fest, daß es ihm die Finger aus den Gelenken zu reißen drohte. Eine neue
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