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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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selbst.
    »Wenn sie fürchten, im Wettbewerb nicht standhalten zu können«, sagte er einmal, »sollte ihnen ihre eigene Philosophie deutlich machen, daß eine solche Existenzform nicht lebenstüchtig genug ist und untergehen muß. Aber sie können das Problem meistern, wenn sie müssen. Sie haben Kenntnisse, die uns unendlich viel wert wären. Außerdem kann oder könnte sich jedes planetarische System eigenständig erhalten, dann aber gäbe es gar keine Konkurrenz im üblichen Sinne.«
    »Ich weiß nicht«, meinte Nicki. »Ist das wirklich so wichtig?«
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. »Ja«, sagte er schließlich. »Es ist wirklich sehr wichtig.«
    Sie standen auf einem Felskap an der Südküste. Vor ihnen lag die See; ein feuchter und dennoch frischer Wind wehte durch Nickis blondes Haar.
    »Fast kommt es mir vor, als seien sie Fanatiker – wie früher auf der Erde die Anhänger militanter Religionen oder die Gefolgsleute von Tyrannen.«
    »So wird eben eine Lebensform von der anderen abgelöst«, sagte Nicki. »Muß man sich deswegen gegenseitig umbringen?«
    »Es ist mehr als das. Krieg korrumpiert genauso wie Macht. Erinnerst du dich, daß ich dir einmal sagte, es gebe keinen Grund für einen interstellar ausgedehnten Herrschaftsbereich? Eine Möglichkeit erwähnte ich damals nicht, da ich nicht glaubte, daß es sie noch gebe. Ein Imperium ist eine Art Verteidigungsbollwerk. Werden sie aus ideologischen Gründen angegriffen, dann brauchen die attackierten Planeten eine gut durchorganisierte Struktur, um sich des Angriffs erwehren zu können.«
    »Aber müßte solch ein Imperium ... müßte die Union wirklich kämpfen? Wäre es nicht leichter und besser, nachzugeben?«
    »Es geht nicht darum, ob die Union kämpfen müßte oder nicht. Tatsache ist, daß sie kämpfen würde. Jede Gesellschaft hat ein Bedürfnis nach Eigenständigkeit, vor allem gegenüber Druck von außen.« Trevelyan legte seiner Frau die Hand auf die Schulter. »Im übrigen wundere ich mich, Liebling. So etwas sieht dir doch gar nicht ähnlich. Früher warst du doch ein richtiger feuerspeiender Drache.«
    »Damals war ich nicht glücklich«, sagte sie. »Aber hier ist alles so ... so ruhig und schön, Micah. Es ...« Sie verlor sich in ihren Gedanken.
    »Möchtest du wieder auf Raumfahrt gehen?«
    »O ja. Irgendwann einmal. Und warum dann nicht für die Alori?«
    »Weil wir letzten Endes Menschen sind, Nicki. Der Mensch ist schon immer ein Kämpfer gewesen. Wir können uns nehmen, was wir brauchen, aber es muß auf unsere eigene Weise geschehen.«
    »Du hast doch auf alles eine Antwort, wie?«
    Er lächelte. Nicki war wirklich nicht ohne.
    Später befragte er ganz offen die Alori selbst und fügte ihre zurückhaltenden aber höflichen Antworten Stück für Stück zu einem Gesamtbild zusammen. Sie sahen das Universum als ein organisches Ganzes, in das sich alles zwangsläufig einfügen mußte. Aufsplitterung war Wahnsinn.
    Die mechanistische Zivilisation der Union war ihnen ein Greuel.
    Trotz alledem hätten sie die Union in Frieden lassen können; aber die Alori standen nun einmal dem Expansionsbestreben der Union im Wege. Ihre Kenntnisse freilich waren für die Menschen von unschätzbarem Wert; und der Mensch verlangte nach Wissen.
    Eines stand fest: Kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen diesen Kulturen, dann mußte sie für die Alori tödlich enden. Ein friedlicher Kontakt würde beide Kulturen verändern. Veränderung aber war für die Alori verderblich.
    »Ich kann es verstehen«, sagte Nicki leise. »Angenommen, jemand bringt mich in seine Gewalt und unterzieht mich einer Behandlung mit einer dieser Persönlichkeitsmaschinen, damit ich dich nicht mehr liebe. Wenn es vorüber wäre, würde alles in Ordnung sein – das würde ich wissen. Du würdest mir dann nichts mehr bedeuten. Und doch würde ich mich mit Zähnen und Klauen dagegen wehren.«
    Trevelyan küßte sie.
    Der Gedanke, die Union würde Verständnis zeigen und die Eigenständigkeit des Großen Kreuzes respektieren, begegnete höflicher Skepsis. Und Trevelyan mußte zugeben, daß diese Zweifel berechtigt waren. Solche Isolation konnte nur eine vorübergehende Lösung sein. Früher oder später würde es, aus welchen Gründen auch immer, zu Kontakten kommen. Bis dahin aber würde die Union ein übermächtiger Widersacher sein. Die Alori gedachten sofort zu handeln, ja, sie handelten schon seit geraumer Zeit.
    Blieben sie Sieger, dann eröffneten sich erträgliche
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