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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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Perspektiven. Zur Katastrophe hingegen mußte es kommen, wenn sie scheiterten. Es würde das Ende beider Zivilisationen bedeuten.
    Trevelyan mußte sich eingestehen, daß ihm seine eigene Zivilisation näher stand als die andere. Seine Rasse hatte etwas Einzigartiges geschaffen, und er wollte nicht, daß es der Zerstörung anheimfiel.
    Die Alori haßte er nicht – ja, mehr und mehr fand er sie sogar sympathisch. Wurde das, was sie geleistet hatten, zerstört, dann war das Universum zweifellos ärmer. Das Ganzheitsprinzip war etwas, was im Denken der Union niemals richtig formuliert worden war. Es mußte möglich sein, Integratoren zu schaffen, die nicht nur isolierte Daten miteinander in Beziehung brachten, sondern einen örtlichen Komplex – eine Gesellschaft mit ihren Bedürfnissen, ihrer natürlichen Umwelt und ihren wissenschaftlichen Gesetzen – in seiner Gesamtheit betrachteten. Was die Alori über Bau und Funktion des Nervensystems wußten, konnte ein wichtiger Beitrag zum Bau eines solchen Computers sein.

    Er saß mit Nicki auf einem Riff, zu dem sie geschwommen waren. Man konnte nie sicher sein, ob der Wald nicht mithörte.
    »Wir müssen fliehen«, sagte er. »Wir müssen die Union vor dem warnen, was sich hier zusammenbraut, und ihr mitteilen, daß die Antwort auf ihre größte Frage bekannt ist.«
    »Und was dann?« Sie sagte es so leise, daß ihre Worte im heftigen Wind kaum hörbar waren.
    »Vollendete Tatsachen werden die Alori akzeptieren«, antwortete er. »Sie werden nachgeben und das Bestmögliche aus der Geschichte machen. Schließlich wollen wir sie ja nicht versklaven.«
    »Aber wir haben zu all dem kein Recht«, flüsterte sie.
    »Und was haben die Alori mit uns vor?«
    »Ja, ich weiß – aber ergibt zweimal Unrecht dann Recht?«
    »Nein«, sagte er. »Aber dies ist keine Frage der Moral. Wir werden unsere Freiheit bewahren – nur darum geht es.« Sein Blick war herausfordernd. »Möchtest du denn wirklich nicht mehr hinaus zu den Sternen? Nicht mit einer Mission, nicht mit einem bestimmten Zweck – sondern weil es dein Leben ist, das du frei gestaltest?«
    Sie senkte den Blick. Ein Vogel flog über sie hinweg. Er gehörte einer der ursprünglich auf dem Planeten beheimateten Arten an und nahm noch nicht an der Symbiose teil. Er war auf der Jagd und suchte nach Beute, um sie zu töten.
    »Die Welt ist so, wie sie nun einmal ist«, sagte er. »In ihr müssen wir leben – und nicht in einer Welt, wie sie nach unserer Ansicht sein sollte .«
    Sie nickte langsam.

19 – Joachims Plan

    Dort, wo sich das Tal zur See hin öffnete, fiel eine breite Bucht, deren innere Begrenzung grasbewachsene Dünen bildeten, zum Ufer ab. Joachims Gruppe suchte sich eine geeignete Stelle und ließ sich dann im Halbkreis nieder, dem Landesinneren zugewandt. Stämmig, behaart und sonnengebräunt stand Joachim vor ihnen, die kalte Pfeife in seiner Hand. Langsam ging sein Blick von einem der Leute zum anderen.
    Außer ihm selbst und Trevelyan waren etwa fünfundzwanzig Nomaden anwesend. Der Koordinator saß neben dem Kapitän, den Arm um Nicki gelegt. Sie schmiegte sich an ihn, doch ihre Miene verriet, wie unglücklich sie war. Die anderen sahen erwartungsvoll Joachim an. Auch Sean war hier, in dumpfes Brüten versunken, wie stets seit seiner Ankunft auf Loaluani.
    Joachim räusperte sich. »So«, sagte er. »Ich glaube, hier können wir unbesorgt sprechen. Hier gibt es keine großen, dicken Bäume, die uns belauschen. Also: Ich habe mich umgehört und dabei festgestellt, daß ihr alle hier so ziemlich derselben Meinung seid. Dann kam Micah und machte mir Feuer unterm Hintern. Deswegen habe ich dieses Picknick angesetzt. Ich nehme an, wir verstehen uns.« Er hielt inne und sah jedem einzelnen in die Augen. »Ich möchte hier weg«, sagte er dann. »Kommt jemand mit?«
    Eine Bewegung ging durch die Reihe; Gemurmel war zu hören, ein unterdrückter Fluch wurde laut, Fäuste ballten sich. »Es ist kein schlechtes Leben hier«, fuhr Joachim fort, »aber es hat seine Nachteile. Jeder empfindet sie, wenn sie vielleicht auch für jeden einzelnen anders aussehen.«
    »Ganz klar«, sagte Petroff Dushan. »Ich möchte wieder auf Raumfahrt gehen. Dieser Planet ist ... langweilig!«
    »Ja«, knurrte Ortega. »Nichts als ein Park. Jeden Morgen sehe ich nach, ob mir nicht schon Moos auf der Haut wächst.«
    »Erinnert ihr euch an Hralfar?« fragte Petroff Manuel wehmütig. »Dort gab es Schnee. Man konnte die Kälte spüren,
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