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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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allmählich ein wenig kleiner werdender schwarzer Kreis sichtbar wurde. Ein stählern schimmernder Gegenstand folgte ihnen.
    »Können wir ihnen entwischen?« fragte Ferenczi.
    »Nein«, sagte Sean. »Sie sind zu schnell. Am besten, wir wenden, um unsere schweren Waffen in Position zu bringen.«
    Joachims Stimme schepperte aus dem Intercom. »Kapitän an Besatzung. Kapitän an Besatzung. Möglicherweise kommt es zum Kampf. Alles festschnallen.«
    Abgesehen vom Gravitationsschacht hatte das Boot kein inneres Schwerkraftfeld. Trevelyan schnallte sich fest und spähte dann wieder in die Nacht hinaus. Seine Hände glitten über die polierten Steuerhebel der tödlichen »Long John«. Ich hatte gehofft, daß es nicht dazu kommen würde, ging es ihm durch den Kopf.
    Er wurde in seine Gurte gepreßt, als Sean das Boot herumzog. Das andere Boot stieg immer höher. Feuerschein flammte auf, wenn abgefangene Geschosse explodierten. Einmal flogen ein paar Splitter gegen den Bug. Es dröhnte wie ein großer Gong.
    »Miserabel gesteuert«, sagte Sean. »Für uns kein Problem.«
    »Müssen wir es tun?« Erstaunlicherweise war es Ferenczi, der das sagte. »Können wir ihn nicht einfach abhängen?«
    »Um uns von hinten zusammenschießen zu lassen? Wenn dieser Idiot nicht merkt, daß wir die Stärkeren sind, dann muß man es ihm eben zeigen.« Sean biß sich auf die Lippen. In ganz verändertem Ton sagte er dann: »Aber ich tu das gar nicht gern!«
    Esperero, dachte Trevelyan dumpf, ist mein Freund.
    Einen Augenblick lang schien seine Lebensphilosophie erschüttert. Wie lange noch müssen wir die Welt so hinnehmen, wie sie ist? Wie lange noch sehen wir untätig zu, wenn Unrecht geschieht?
    Wie ein Habicht stieß das Nomadenboot urplötzlich auf seinen Gegner hinab. Der Alori-Pilot versuchte ein ungeschicktes Ausweichmanöver. In wenigen hundert Metern Abstand schoß Sean an seinem Gegner vorbei. Feuer flammte über den Himmel, und dann war das andere Boot nur noch ein Regen glühenden und geschmolzenen Metalls.
    Es war nicht recht! Das hätte man ihnen nicht antun dürfen!
    Das Boot ging wieder auf vertikalen Kurs; Trevelyan sah jetzt die Sonne über dem Rand des Planeten.
    »Wir haben's geschafft!« Sean warf plötzlich den Kopf zurück und lachte. »Wir haben's geschafft! Wir sind wieder frei!«
    Über das Intercom hörte Trevelyan einen Schrei – es war Joachims Stimme, die plötzlich verstummte. Danach kam etwas wie heulender Wind.
    »Was zum Teufel ...?« Sean beugte sich über sein Mikrophon. »Was ist los, Skipper?«
    Der Wind heulte. Ein kalter Zug kam den Gravitationsschacht herauf. »Ich gehe«, sagte Trevelyan. Seine Stimme hörte sich an, als käme sie gar nicht von ihm. »Ich sehe nach, was es ist.«
    Trevelyan löste die Gurte, rannte über das Deck, trat in den Schacht. Er hörte Joachim über die Lautsprecher: »Alles in Ordnung. Nur ein kleiner Unfall. Kapitän an Besatzung: Alles bleibt auf Gefechtsstand.«
    Trevelyan erreichte die Luftschleusen-Vorkammer. Die äußere Tür stand offen. Der Himmel draußen leuchtete in intensivem Blau. Joachim stand da, gebeugt wie ein Greis. Langsam wandte sich sein zerfurchtes Gesicht Trevelyan zu. Joachim weinte. Weinte so herzzerreißend, daß ihn der ganze Jammer der Welt zu schütteln schien wie ein kleines Kind. »Wie soll ich's ihm sagen, Micah? Wie soll ich's dem Jungen sagen?«
    »Sie ist ... gesprungen?«
    »Ich verfolgte die Vorgänge auf dem Schirm. Ich sah, wie das Boot explodierte, und blieb dann noch eine Minute. Dann hörte ich den Motor der Luftschleuse. Die Tür war erst im Begriff, sich zu öffnen. Ilaloa stand davor. Ich sprang hin ... wollte sie packen ... Aber die Tür war gerade weit genug offen, daß sie hinausspringen konnte.«
    Joachim schüttelte verzweifelt den Kopf. »Mein Gott, wie soll ich das Sean sagen?«
    Trevelyan gab keine Antwort. Er sah Ilaloa vor sich, wie sie vom Himmel hinunter auf ihren Wald stürzte, und fragte sich, was sie in dieser Zeit wohl gedacht haben mochte. Er drückte auf den Knopf, und die Tür schloß sich.
    Dann legte er Joachim behutsam die Hand auf die Schulter. »Schon gut«, sagte er. »Sean ist stärker, als Sie glauben. Aber wir sollten es ihm erst ein wenig später sagen.«
    Der Himmel um sie herum wurde dunkler.
    Die Sterne begannen zu leuchten.
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