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Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
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Woge stieß ihm den Kopf gegen die Bordwand. Das salzige Wasser in seinen Atemwegen bereitete ihm brennenden Schmerz. Aber er arbeitete mit den Beinen, was seine Kräfte hergaben, und schob das Boot weiter.
    Immer noch lagen sie in schwerer, schäumender See. Eine Hand packte Trevelyan beim Schopf, und der Schmerz brachte ihn wieder zu vollem Bewußtsein. Er zog sich an die Bordwand heran, stemmte sich hinauf. Sobald er Boden unter den Füßen hatte, wandte er sich um, um den nächsten hineinzuhelfen.
    Das Mondlicht kam wieder durch und ließ die sich überschlagenden Wogen erkennen. Das Land hob sich schwarz von den fahlen Wolken ab. Joachim stand breitbeinig und aufrecht im Boot und zählte die kauernden Gestalten.
    »Einer fehlt.« Er starrte in die dunkel sich türmenden Wassermassen. »MacTeague Alan. Er war ein guter Junge.«
    Langsam wandte er sich Ilaloa zu, die immer noch bei der Ruderpinne saß. Er hob die Hand und senkte sie wieder. Ilaloa nickte und sagte etwas zu Sean. Er und ein paar andere zogen mit Mühe die Segel hoch.
    Das Boot machte förmlich einen Satz! Es holte derart über, daß Trevelyan Angst hatte, es möchte kentern. Am Bug gischtete das Wasser eisig-weiß auf, und hinter ihnen blieb eine Furche schäumender Wirbel. Das Boot flitzte dahin!
    Ungläubig schüttelte Trevelyan den Kopf. »Wir haben's geschafft«, keuchte er. Er konnte es noch kaum fassen. »Wir haben's geschafft.«
    Wortlos umarmte ihn Nicki. Über die anderen hinweg krochen sie zum Bug, von wo sie nach vorn sehen konnten. Gischt schlug ihnen ins Gesicht. Aber sie schauten hinaus auf die See und waren glücklich.
    Die Wolken teilten sich jetzt, und ein Halbmond, kaum kleiner als Luna bei voller Rundung, schien in blendender Helle herab. Trevelyan und Nicki aber hatten keinen Blick für ihn übrig. Sie starrten unverwandt nach Nordwesten, dorthin, wo die Raumboote liegen mußten.
    Joachim kam jetzt nach vorn, sah die beiden dort sitzen und lächelte. Auf dem Rückweg zum Heck zählte er seine Leute. Niemand fehlte bis jetzt, ausgenommen der arme Alan. Joachim fragte sich, wie er dem Vater des Jungen die furchtbare Nachricht mitteilen sollte.
    Im Bootsheck angekommen, sah er Sean und Ilaloa, die einander beim Steuern halfen. Erstaunlich, wie das Mädchen auch ohne Kompaß die Richtung hielt. Die Küste war schon nicht mehr in Sicht; rund herum war nichts als aufgewühlte, schäumende See. Die Ruderpinne schlug aus wie ein sich aufbäumendes Tier. Schulter an Schulter sitzend, hatte Sean und Ilaloa sie in die Mitte genommen, die Hände darum geklammert. Die Anstrengung hatte das Gesicht des Mannes gezeichnet. Dennoch – selten hatte der Kapitän einen solchen Ausdruck inneren Glücks gesehen.
    Sich an der Reling festhaltend, beugte er sich zu ihnen, damit sie ihn besser verstehen konnten. »Wie geht's?« Der Sturm übertönte fast seine Worte.
    »Ganz gut«, antwortete Sean. »Wir müßten jetzt bald die Insel erreichen. Bei Tageslicht könnte man sie schon sehen.«
    Joachim lehnte sich an die schwankende Brüstung und blickte am Boot entlang. Seltsam, daß kein Wasser hereinschwappte – nein, das Wasser schlug doch über die Bordwand, wurde aber im Bootsinneren aufgesogen und wieder hinausgedrückt – von den Seiten sprühte feiner Gischt zurück in die See.
    Er blickte über die Wogen, als stünde er auf einem Berg. Über ihm leuchteten zwischen Wolkenfetzen glitzernde Sterne. Unter ihm war die stampfende, schäumende, brüllende See. Und überall raste der Sturm. Dann – so nebelhaft, als sei es Lichtjahre weg, sah er – das andere Boot.
    So heftig packte er Ilaloas Schulter, daß sie mit einem Schmerzensschrei aufsprang. Langsam deutete er hinüber, und ihre und Seans Augen folgten der Richtung.
    Sekundenlang stand Ilaloa bewegungslos da. Einmal hatte er einen Mann gesehen, der eben eine Kugel ins Herz bekommen hatte. Er hatte ebenso dagestanden, als wüßte er noch nicht, daß er tot sei.
    Joachim beugte sich zu ihr und schrie ihr ins Ohr: »Würde irgendein Alori bei solchem Wetter auslaufen?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, »haltet euren Kopf fest, Jungs. Jetzt geht es um Sein oder Nichtsein.«
    Von einem Wellenberg aus sah er die Insel. Es war nicht leicht, die Entfernung zu schätzen, doch konnte sie nicht mehr allzu groß sein. Auch das andere Boot war jetzt wieder zu sehen.
    Es kam rasch näher. Kein Segelboot, wie sich jetzt zeigte. Die Alori hatten ihnen eine richtige
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