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Nochmal tanzen - Roman

Nochmal tanzen - Roman

Titel: Nochmal tanzen - Roman
Autoren: Limmat-Verlag <Zürich>
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lehnte ab. Sie ist kein Püppchen.
    Kurz bevor sie zur Haustür gelangen, geht sie auf und Alexander tritt aus dem Haus. «Was ist mit seinen Haaren passiert?», flüstert Fleur. «Willkommen. Ich freue mich, dass ihr hier seid.» Fleur und Pascal drücken ihm die Hand und treten ein, während Alexander Manu und Lis entgegengeht, um ihnen die Taschen abzunehmen.
    Fleur legt das Stativ zu Boden. «Alexander, wo finde ich den Tee?» Durch eine Tür tritt Alice zu ihr und sieht sich nach Alexander um. «Er ist draußen», sagt Fleur. «Ich dachte, du hättest den Zug verpasst.»
    «Ich habe mit Alexander gefrühstückt.» Alice lächelt sie an. Sie trägt eine Bluse, die Fleur noch nicht gesehen hat an ihr, das Handgelenk schmückt das goldene Armband.
    «Nur herein.» Alexander bleibt vor der Haustür stehen, um Manu und Lis an sich vorbeigehen zu lassen. Lis lehnt den Rollkoffer mit den Requisiten an die Wand, Manu lässt ihren Rucksack zu Boden gleiten. Alice sucht Alexanders Blick. Als er sie anschaut, fragt sie nach dem Tee. «Links über der Spüle, ich komme mit.» Fleur beobachtet, dass er Alice auf dem Weg in die Küche berührt.
    Manu setzt sich im Wohnzimmer zu Pascal aufs Sofa, Lis und Fleur lassen sich am Esstisch nieder. Mintgrüne Stühle, schwarzer Ledersessel, blassgelbes Stoffsofa, schwarzer Nierentisch und an allen Wänden Bilder. Fleurs Vater hätte nie so viele Farben und Materialien zugelassen in der Wohnung. Wollte Mutter bunte Zierkissen aus Seide aufs Ledersofa legen oder eine Lampe aus Japanpapier aufhängen, protestierte er.
    Alice und Alexander tragen Teegeschirr auf. Fleur stellt sich vor eine Wand mit Fotos und Zeichnungen. «Den Frauenakt hat Alexander gezeichnet», sagt Alice. «Auch der Schrank im Entree ist von ihm.» Fleur hört etwas Neues in ihrer Stimme. Sie schaut zu ihr hinüber und fängt einen Blick auf, den Alice Alexander zuwirft. Schnell wendet sie sich wieder ab, einer Fotografie von ineinander verschlungenen Körpern zu. Das Bild erinnert sie an die Knäuel, die sie im Kindergarten bildeten. Je mehr Kinder mitmachten, desto lustiger war es. Sie legten sich aufeinander, bis sie nicht mehr wussten, wem welcher Arm gehörte, wo das eigene Bein war. Hinterkopf auf Bauch, Knie an Kreuz, Stoff über den Augen, Finger in Haaren, Zehen an Fleisch. Manchmal bekam sie fast keine Luft. Dann kreischte sie, bis sich der Druck verlagerte.
    Alexander stellt sich neben sie. «Das hat eine Kunstschülerin fotografiert. Ich habe das Foto im Flur des Schulhauses entdeckt.»
    «Sexy», kommentiert Pascal vom Sofa aus.
    «Du hast es doch nicht etwa gekauft, ohne dich zu vergewissern, dass die Studentin liebenswürdig ist», stichelt Alice.
    «Natürlich nicht.» Alexander dreht sich zu ihr um. «Die Künstlerin ist freundlich, und sie weiß genau, was sie will. Das hat mir Eindruck gemacht.» Zu Fleur gewandt fügt er hinzu: «Vielleicht lernst du sie kennen an der Schule.»
    «Zuerst muss ich die Aufnahmeprüfung bestehen. Das schaffen nur wenige.»
    «Also dann, an die Arbeit! Wie möchtest du vorgehen?»
    Sie verschränkt die Arme. Ja, wie möchte sie vorgehen? Sie muss wissen, was sie will. Sagen, was sein soll. «Würdest du mich bitte durchs Haus führen, damit ich die Schauplätze auswählen kann?»
    «Gerne. Komm mit.»
    «Oh, eine Hausführung, da bin ich dabei», ruft Manu. Fleur ärgert sich. Immer drängt sich Manu vor. «Und ihr?» Alexander schaut zu Lis und Pascal. «Wenn es dir nichts ausmacht», sagt Pascal.
    Alexander führt sie in die Küche. Roter Klinkerboden, weiße Holzmöbel wie in Grosis Küche. Auf dem Fenstersims ein Radio und Töpfe mit Kräutern. «Kochst du gerne?», fragt Manu.
    «Ich bin ein guter Salat-, Omeletten-, Toast- und Tiefkühlkostkoch.» Manu lacht.
    «Immerhin kannst du etwas zubereiten», sagt Alice.
    Alexander wendet sich an Fleur. «Was meinst du?»
    «Hier könnten wir das Bild mit dem abgetrennten Finger und das mit dem Herz aufnehmen», sagt sie. «Dort kommt das Schneidebrett hin», sie deutet auf den Tisch, «du stehst so am Brett.» Sie macht es vor. Alexander nickt.
    «Der Dachstock.» Alexander steigt die letzte Stufe hinauf und zündet die Tischleuchte an, die auf einer Kiste neben der Tür steht. Fleur hört ihn schnell atmen. Auch sie ist vom Treppensteigen aus der Puste.
    Der Dachstock erstreckt sich über die ganze Hauslänge und ist fast leer. An der Stirnseite und in der Dachschräge lassen Fenster Licht herein. Im dunkelsten Teil
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