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Nochmal tanzen - Roman

Nochmal tanzen - Roman

Titel: Nochmal tanzen - Roman
Autoren: Limmat-Verlag <Zürich>
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des Raumes stapeln sich Stühle, Koffer und Kisten neben einem langen Tisch. Alexander streicht mit dem Finger darüber. «Wenn du hier fotografieren willst, wische ich noch schnell Staub.» Sie überlegt. Mit dem dunklen Ende und dem schräg einfallenden Licht wäre der Raum ideal für ein Wunder. Maria könnte sie auf dem Dachbalken platzieren.
    «Mir passt der Staub. Nur etwas mehr Licht brauche ich für die Operationsszene.»
    Alexander zeigt auf ein Kabel, das sich von der Decke kringelt. «Soll ich eine Lampe anschließen?»
    Sie schüttelt den Kopf. «Mit einer Stehleuchte wäre mir mehr gedient. Hast du eine?»
    Er nickt. «Ich bringe sie nachher hinauf.»
    Einen Stock weiter unten führt er in ein Zimmer, das auf drei Seiten von Büchergestellen und auf einer Seite von Fenstern gesäumt wird. Vor einem der Fenster lädt ein Ohrensessel zum Lesen ein.
    «Kannst du dich hier auf ein Buch konzentrieren?», fragt Alice. «Ich würde immer hinausgucken.»
    «Mir geht es nicht anders», sagt Alexander. «Das schadet weder der Lektüre noch dem Baum vor dem Fenster.»
    Fleur betrachtet die Stapel Bildbände auf dem Tisch in der Raummitte. «Schau, das ist etwas für dich, Lis.»
    «Du kannst sie gerne anfassen», sagt Alexander.
    Lis schlägt einen Architekturband auf. «Gibt es von dir auch Bücher?»
    «Ja. Dort drüben.»
    Fleur stellt sich mit dem Rücken zum Fenster, formt mit der Hand ein Guckloch und schaut hindurch. Die Heilige Kümmernis sitzt im Sessel, der Jüngling gibt ihr von der Seite die Hand und der Vater beobachtet die beiden vom Türrahmen aus. Für Maria hat es über der Tür Platz. Fleur gibt Alexander ein Zeichen. «Weiter gehts», sagt er.
    Über einem alten Sekretär im Flur hängen kleinformatige Schwarz-Weiß-Fotos. Auf einem posiert ein hübscher Mann vor einem vw-Käfer. Auf einem anderen steht er vor dem Universitätsspital und legt den Arm um eine Blondine.
    «Bist du das?», fragt Fleur.
    «Ja.»
    Alexander in der Schwarz-Weiß-Zeit. Sie bringt den Mann darauf nicht mit dem Mann vor sich in Verbindung.
    «Und die Frau?», fragt Manu, die über Fleurs Schulter späht.
    «Meine Verlobte.»
    «Du warst verheiratet?»
    «Nein, so weit kam es nicht. Sie wollte nicht nach Amerika mit mir.»
    «Amerika», schwärmt Manu.
    «Warum bist du nicht dort geblieben?», will Pascal wissen.
    «Ich muss mit der Mentalität der Menschen vertraut sein, um für sie neue Formen zu entwickeln.»
    «Zum Glück bist du zurückgekommen», sagt Alice.
    Fleur betrachtet die anderen Bilder. Familienfotos, Bergansichten, Häuser, Frauen. Alice fragt: «Waren das Freundinnen von dir?»
    «Von ihr habe ich dir erzählt», er zeigt auf das Porträt einer Frau mit dunklen Augen. Die anderen sind Cousinen.»
    «So viele?», fragt Pascal.
    Alexander grinst. «Früher musste man verheiratet oder verwandt sein, um gemeinsam ein Hotelzimmer belegen zu können. Meine Cousine überließ mir ihren alten Personalausweis.» Pascal und Alice lachen.
    Alexander stößt die Tür zum angrenzenden Zimmer auf. Ein Bett, weiß bezogen, daneben ein Nachttisch, auf dem ein Buch über Louise Bourgeois liegt. Darüber schwebt an zwei Drähten eine Glühbirne mit Engelsflügeln. Fleur geht als Einzige ins Zimmer hinein, um aus dem Fenster zu schauen. Die Distanz zum Boden ist zu groß, um Alice von hier aus auf Matratzen springen zu lassen.
    Alexander führt sie ins Büro im Untergeschoss. Die Fenster liegen knapp über dem Gartenboden, der sich auf einer Seite zur Böschung aufwirft.
    «Ist oben die Küche?», fragt Fleur.
    «Ja.»
    «Dann fällt Alice aus dem Küchenfenster.»
    Lis, Manu, Alice und Pascal betrachten das Modell einer Kirche, das im Regal neben Faltkörpern, Plexiglasscheiben, Metallmustern und Keramikplatten steht.
    «Hast du die Kirche gebaut?», fragt Pascal.
    «Ich habe sie entworfen. Gebaut hat sie mein Nachfolger. Ich arbeite nur noch ab und zu als Berater.»
    «Ist das die Kirche, bei der du getrickst hast?», will Fleur wissen.
    Alexander lacht. «Nein, das ist eine neuere.»
    «Hast du auch Hochhäuser gebaut?», fragt Lis.
    «Ich konnte keinen meiner Entwürfe realisieren. Statt für meine Vorschläge haben sich die Bauherren für Aquarien mit Kühlschrank und Waschmaschine darin entschieden.»
    «Schade», sagt Lis.
    «Ja. Wenn ich im Zug an diesen Glastürmen vorbeifahre, muss ich die Seite wechseln, um mich nicht zu ärgern.» Er zeigt auf ein anderes Modell. «Das ist mein Hochhaus.»
    «Der Kletterturm auf
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