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Nochmal tanzen - Roman

Nochmal tanzen - Roman

Titel: Nochmal tanzen - Roman
Autoren: Limmat-Verlag <Zürich>
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ihr starrt Lis auf die Taschen mit den Requisiten. «Muss ich die alle auspacken?»
    «Wenn Sie nicht wissen, wo sich Ihr Ausweis befindet.»
    «Gibt es ein Problem?» Alexander tritt hinter den Polizisten hervor.
    «Sie schikanieren uns», ruft Manu.
    «Wir kontrollieren nur die Ausweise.»
    «Ich habe meinen zur Hand. Et voilà.» Alexander lächelt zuerst die Polizistin an, dann den Polizisten und streckt ihnen seine Identitätskarte entgegen. «Mein Name ist Seibt. Ich habe den Anbau Ihrer Zentrale entworfen. Die Jungen fotografieren für eine Aufnahmeprüfung.» Auch Alice, die abseits stehen geblieben ist, hält ihren Ausweis in der Hand, doch die Polizisten beachten sie nicht. Die Frau wirft ihrem Kollegen einen fragenden Blick zu. Dieser begutachtet Alexanders Identitätskarte und nickt. «Sagen Sie Ihren Schützlingen, dass sie sich jederzeit ausweisen können müssen. Und dass die Rettungsstange kein Spielzeug ist.» Manu will etwas sagen, aber Alexander fixiert sie mit den Augen.
    Als die Uniformierten außer Hörweite sind, sagt sie: «Arschlöcher. Egal, wo ich mich aufhalte, einer von denen taucht sicher auf. Nirgends kann man sich mit Kollegen treffen, ohne dass es ‹Ausweiskontrolle› heißt.»
    «Und dann fragen sie dich auch noch aus. Wie oft trinkst du? Wissen deine Eltern, wo du bist? Das geht die nichts an!», empört sich Lis.
    «Ein Wunder, dass sie Pascal nicht festgenommen haben», knurrt Manu.
    Fleur beobachtet, wie die Polizisten am Flussufer eine Fahrradfahrerin anhalten. «Das kann ja heiter werden, wenn wir den Autounfall stellen.»
    «Ich will mich nicht einmischen», Alexander hüstelt, «aber ... » Alice, Manu, Lis und Fleur schauen ihn an. «Was halten Sie davon, wenn wir den Rest auf meinem Grundstück fotografieren? Da wären wir ungestört.»
    Fleur blickt auf die Liste mit den Schauplätzen.
    Aus dem Wehr gerettet werden
    Auf der Straße unters Auto kommen
    Aus dem Fenster fallen
    Operation (Messer über Bauch)*
    Diebe werden erwischt
    Ein Mann lässt seine Krücken stehen*
    Liebeskummer (Herz auf hellem Grund)*
    Eine Heirat abwenden (Kümmernis mit Bart)*
    Vom Kirschbaum stürzen
    Sich beim Gemüserüsten den Finger abschneiden
    * Wie auf Tafeln im Kloster
    Sie schaut auf und fragt Alexander: «Haben Sie einen Garten mit Baum?»
    «Und ein Auto und ein Haus. Nur ein Wehr habe ich nicht.»
    «Dann machen wir dieses Bild hier und kommen für den Rest zu Ihnen. Ein Tag wird vielleicht nicht reichen.»
    «Kein Problem. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns duzen?»
    Wohin wird Alexander sie führen? Er hat ihr geraten, eine Jacke mitzunehmen. Eine Jacke bei dieser Wärme. Zu ihrer
    Linken sieht Alice die Bäckerei, die er erwähnt hat. «Die Anwohner haben den Betrieb angezeigt, weil am frühen Morgen Lärm aus der Backstube dringt. Statt sich darüber zu freuen, dass es hier noch frisches Brot statt Schuhe zu kaufen gibt, machen sie der Bäckerin das Leben schwer», hat er sich aufgeregt. Aus Solidarität kaufe er dort bei jeder Gelegenheit Rosinenbrötchen.
    Alice stellt sich an die Tür und schaut in Fahrtrichtung. Alexander ist schon da. Er hält eine Tüte der Bäckerei in der Hand. Ist er es wirklich? Mit blauen Haaren? Er dreht den Kopf, um einem Auto nachzuschauen. Tatsächlich.
    «Gut siehst du aus», sagt er zur Begrüßung und küsst sie auf die Wangen. Sie verharrt einen Moment im Duft seiner frisch rasierten Haut, sagt dann: «Danke. Was ist mit deinen Haaren geschehen?» Er weicht zurück. «Ich wollte den Gelbstich übertönen. Lassen wir das Thema.» Hätte sie ihn doch nicht darauf angesprochen.
    Alexander führt sie zum Hauseingang eines mehrstöckigen Blocks und tippt einen Code in die Tür. Sie öffnet sich mit einem Klicken. Er lotst Alice zwei Treppen hinab ins Untergeschoss, einen Flur entlang, noch zwei Stufen hinab. Sie legt sich die Jacke um die Schultern.
    «Führst du mich in ein Verlies?»
    «Wer weiß», sagt er und gibt erneut einen Code ein, um eine schwere Tür zu öffnen. Neonröhren klimpern. Einen Moment lang erhellen sie einen Keller voller Schatten, dann ist es schwarz. Wieder klimpert es, und vor ihnen öffnet sich ein großer Raum, bis unter die Decke mit Gestellen gefüllt. Alice schreitet hinter Alexander durch eine Gasse, in der sich Klospülungsklöppel an Klospülungsklöppel reiht. Aus Holz, aus Keramik, als Kette, als Schnur, bemalt, weiss, braun. Dann Fensterladenstopper in allen Varianten und Nägel.
    «Wo sind wir?» Ihre Stimme
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