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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen
Autoren: diverse Autoren
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Bar ging.«
    Bud lächelte. »Das passiert ständig.«
    Kim und ich nickten bloß.
    »Ich sollte sie schnell heiraten, bevor jemand anderes sie mir wegschnappt«, meinte Bud. Das Wort Heirat taucht immer häufiger in ihren Gesprächen auf. Noch vor ein paar Monaten hat er behauptet, er wollte nie wieder heiraten; daß er statt dessen vielleicht aus dem Versicherungsgeschäft aussteigen und im Norden ein Geschäft für Fischköder aufmachen und es ›Der Superköder‹ nennen werde.
    »Der Typ von der Band, mit dem ich gesprochen habe, meinte, daß ich hier eventuell im Vorprogramm auftreten könnte«, sagte Peg. »Vielleicht schon im kommenden Jahr. Bis dahin muß aber meine Hand wieder in Ordnung sein. Und meine Schulter sollte mich auch nicht mehr piesacken. Ich könnte etwas zusätzliches Geld damit verdienen.«
    »Ja, und ich altes Wrack könnte hier herumhängen und das Geld ausgeben, das sie verdient«, sagte Bud. Er ist zwar im Moment etwas abgewrackt, aber das bereitet ihm wahrscheinlich am wenigsten Sorgen. Er glaubt, daß Peg seine Probleme lösen wird, indem sie ihm hilft, die Hypotheken auf seine Eigentumswohnung abzuzahlen und ihn neben seinem eigenen mit einem weiteren Auto versorgt. Der Motor seines alten Chevrolet ist nahe dran, den Geist aufzugeben, und er hält die Verkleidung an der Decke im Wageninneren mit Sicherheitsnadeln zusammen; das ist typisch für sein ganzes Leben.
    Peg erzählt uns, daß sie fünftausend Dollar in Old Nellie investiert hat, weil es ein ›verdammt gutes Auto‹ sei – trotz seines Alters, und obwohl das Fenster auf der Fahrerseite weiterhin herausfällt, und auch wenn die Ventile klappern und es mehr Öl als nötig verbraucht. Bud hat mir erzählt, daß Peg sogar gewillt sei, ihm dabei zu helfen, Marion auszubezahlen.
    »Wie kann ich einen solchen Handel ausschlagen?« fragte er.
    »Wohl kaum«, antwortete ich. Eigentlich wollte ich sagen, bleib beim ›Superköder‹, aber dazu fehlt mir der Mut.
    Kim meint, wir müßten ihn vor Peg warnen. Das sei unsere freundschaftliche Pflicht. Er will es nicht hören, erwidere ich dann, aber ich glaube kaum, daß Kim noch lange damit hinterm Berg halten wird. Sie behauptet, sie trägt ihr Herz auf der Zunge. Ich meine, sie platzt mit allem heraus.
    Peg hat immer darauf bestanden, daß wir sie umarmen, bevor wir gingen – und wenn es nur für zehn Minuten zum Gemüsegeschäft war. »Ich brauche meine Streicheleinheiten«, pflegte sie in solchen Fällen zu sagen. Dieses Mal nickt sie bloß, als wir aufstehen und die Band mit ihrer nächsten Einlage beginnt.
    Als wir bei Bud ankommen, spricht Peg gerade am Telefon. Der Hörer ist an ihr Ohr gepreßt, die Sprechmuschel hält sie mit der Hand zu. »Himmel, wie ich diese Frau hasse«, sagt sie, »aber ich liebe sie.«
    Wir sind schon einmal Zeugen eines Gesprächs mit ihrer Adoptivmutter geworden. Offensichtlich sind diese Telefonate, alles Ferngespräche, Abend für Abend, quälend lang. »Scheiße, Scheiße«, sagt sie, wobei sie ihren Kopf gegen die Wand haut.
    Bud hat diese abendlichen Gespräche offensichtlich als Teil seines neuen Lebens akzeptiert, nachdem Peg vor zwei Wochen bei ihm eingezogen ist. Offensichtlich scheinen sie ihm nicht fremd zu sein. »Marion und ihre Mutter haben auch solche Gespräche geführt« (Marion war auch ein Adoptivkind), sagt er bloß, aber er scheint da keinen Zusammenhang zu sehen. Vielleicht gerät er ja ins Grübeln, wenn er die nächste Telefonrechnung in den Händen hält.
    Kim und ich haben über diese Telefonate zuvor schon einmal geredet, und sie sagte: »Ich kann nicht verstehen, wie eine erwachsene Frau jeden Abend ihre Mutter anruft.«
    »Doch, das solltest du können. Auch du hattest eine Menge unsinniger Diskussionen mit deiner Mutter.«
    »Damals war ich dreiundzwanzig.« Kim ist jetzt siebenunddreißig.
    Peg haut immer noch ihren Kopf gegen die Wand. »Aber Mutter…«
    Sie weint, während Bud mit einem Besenstiel den Müllschlucker attackiert, um einige Glasscherben zu entfernen. »Scheiße, eins der Mädchen muß ein Glas zerschmissen haben. Scheiße.«
    Sein Spaniel kratzt an der Tür, die von der Küche zum Hinterhof hinausführt. Er drückt seine große Nase gegen das Glas, und Buster rennt miauend immer im Kreis durch den Raum.
    »Scheiße«, sagte Bud erneut. »Ich fange schon an, Pegs schlechte Angewohnheiten zu übernehmen. Ich habe früher nie so geflucht.« Aber man muß schon sagen, es macht ihm große Freude zu fluchen.
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