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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin
Autoren: James Clavell
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still. Zum erstenmal begriff er voll und ganz, wie ungeheuer das war, in was er sich gestürzt hatte: die Außenwelt, die barbarische Welt, aller Zivilisation fern… sie ließen alles hinter sich, was der Mühe wert war, sonno-joi und Choshu und Shishi und Familie – ach, meine tapfere, wunderbare Sumomo, wie ich dich vermisse, du hättest mir den Abschied leichter gemacht, aber nun…
    Sein Herz hämmerte, er bekam keine Luft mehr, alles in ihm schrie danach, aus dieser Hölle zu fliehen, die alles repräsentierte, was er verabscheute. Wenn London so war wie dies hier, dann war alles besser, alles.
    Er schob Akimoto aus dem Weg und wollte zur Tür, doch dann hielt er inne. »Nein«, keuchte er, »ich werde es ertragen! Das werde ich! Für sonno-joi werde ich es ertragen. Wir müssen, Vetter, für sonno-joi, wir müssen es ertragen, aber was immer geschieht, wir werden sterben wie Samurai, wir werden unsere Todesgedichte machen, das werden wir tun, wir werden sie jetzt machen, jetzt, dann ist nichts anderes in diesem Leben mehr wichtig…«
    An der Pier an Land rief der Bootsmann: »Letzter Aufruf für die Belle, alle an Bord!«
    »Also, viel Glück, Edward, und gesunde Wiederkehr«, sagte Angélique mit einem Lächeln. »Paß auf dich auf!«
    Nachdem sie am Abend Sir William verlassen hatte, hatte sie sich in ihrer Suite ausgeweint – in diesen Tagen gibt es so vieles, worüber man weinen muß, dachte sie, woher kommen all die Tränen? Und doch, wenn der Schmerz vorüber ist, kann man wieder folgerichtig denken und hat einen klaren Kopf. Als sie sich wieder in der Gewalt hatte, war sie nach unten gegangen und hatte unter vier Augen mit Gornt gesprochen. Sie hatten alles gesagt, was gesagt werden mußte. Die Kraft, Zuversicht und Liebe, die er ausstrahlte, hatten das Schlimme vertrieben.
    Edward ist so gut für mich, dachte sie und sah zu ihm auf – aber meinen Malcolm wird er nie ersetzen, nie.
    »Alles in Ordnung jetzt?« fragte er.
    »Ja, danke, Lieber. Komm bald zurück.«
    Er küßte ihre ausgestreckte Hand. »Geben Sie auf sich acht, Ma’am.« Sein Strahlen ließ ihn noch jungenhafter erscheinen.
    »Vergiß nichts.« Sie hatte ihn gebeten, Tess zu sagen, sie hoffe, eines Tages könnten sie sich als Freundinnen begegnen. »Es ist wichtig.«
    »Ja, das ist es. Ich werde nichts vergessen, und ehe du dich versiehst, bin ich wieder da.« Für die Umstehenden fügte er lauter hinzu: »Ich werde dafür sorgen, daß man sich um Ihre Einkaufsliste kümmert, keine Angst.« Ein leichter Händedruck, und er sprang leichtfüßig auf das schlüpfrige Deck und hielt sich mit einer Hand fest. Er war der letzte, der an Bord ging. Der Bootsmann gab ein Signal und steuerte rückwärts in die Wellen. Gornt winkte und ging dann in die Kabine.
    »Hübsches Mädchen«, sagte Hoag nachdenklich.
    »Ja, Sir, wenn man eine solche Schönheit hat, braucht man keine andere mehr.«
    Beide Männer sahen zu, wie die Pier kleiner wurde. »Waren Sie je in Indien, Edward?«
    »Nein, nie. Waren Sie je in Paris?«
    »Nein, nie. Aber Indien ist das schönste Land der Welt, bietet für Engländer das beste Leben auf der Welt.« Vor seinem geistigen Auge sah Hoag sich das Haus ihrer Familie erreichen, das hinter hohen Mauern lag, von außen braun und staubig, aber innen kühl und grün. Das Plätschern des Brunnens mischte sich mit Gelächter, das das Haupthaus und die Dienstbotenquartiere füllte, und alle waren freundlich und von einem tiefen Frieden erfüllt, weil sie fest an Geburt und Tod und Wiedergeburt in nie endender Folge glaubten, bis sie durch die Gnade des Unendlichen das Nirwana erreichten, den Ort himmlischen Friedens. Arjumand wird dort sein, dachte er, ach, wie sehr hoffe ich, daß auch ich den Weg dahin werde finden können.
    Sein Blick konzentrierte sich auf die Pier, auf Angélique und andere Menschen, die er vermutlich nie wiedersehen würde, fetzt winkte Angélique ein letztes Mal und schlenderte dann zu Maureen Ross hinüber, die bei der Laterne wartete. Ich hoffe, sie werden Freundinnen, dachte er. Angélique hat recht, sich Tess zu beugen, dachte er, allerdings hatte sie auch keine andere Wahl. Zerstreut vergewisserten sich seine Finger, daß ihre eidesstattliche Versicherung in seiner Tasche steckte.
    Traurig, das mit Malcolm, tragisch. Der arme Malcolm, der sein ganzes Leben lang fleißig für etwas gearbeitet hat, das er nie haben und nie sein würde.
    »Traurig, die Sache mit Malcolm, finden Sie nicht auch?« Aber
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