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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin
Autoren: James Clavell
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Gornt war nicht mehr an seiner Seite. Er blickte sich um und sah, daß er an Deck gegangen war, Yokohama den Rücken zuwandte und die vor ihnen liegende Belle betrachtete. Der Wind zerzauste sein Haar.
    Warum dieses Lächeln, was steckt dahinter? fragte er sich. So schwer, und doch… Etwas Seltsames ist an diesem jungen Mann. Ist er ein werdender König oder ein Mann, der zum Königsmord entschlossen ist?
    Die meisten Leute hatten die Pier verlassen. Angélique stand neben Maureen bei der Laterne und beobachtete die Belle und den verschwindenden Kutter. Bald waren sie allein, bis auf Chen und Vargas, die sich leise miteinander unterhielten und darauf warteten, die beiden Damen zu begleiten.
    »Maureen…« Angéliques Lächeln verblaßte, als sie bemerkte, wie unglücklich ihre neue Freundin aussah. »Was ist los?«
    »Nichts. Nun, nein, es ist… wirklich, machen Sie sich keine Gedanken. Es ist bloß, daß ich Jamie den ganzen Tag nicht gesehen habe, er war beschäftigt, und… und ich hatte etwas Wichtiges…« Ihre Stimme erstarb.
    »Ich warte mit Ihnen, wenn Sie möchten. Noch besser, Maureen, kommen Sie doch mit mir! Wir warten in meiner Suite und schauen aus meinem Fenster. Wir sehen den Kutter rechtzeitig, um ihn in Empfang zu nehmen.«
    »Ich glaube, ich… nun ja, ich glaube, ich sollte lieber hier warten.«
    Angélique zog die Stirn kraus. Fest nahm sie Maureens Arm. »Was ist los? Kann ich helfen?«
    »Nein, ich glaube nicht, liebe Angélique. Es ist… es ist bloß, es ist bloß, daß…« Maureen zögerte wieder und stammelte dann: »O Gott, ich wollte Sie nicht damit belasten, aber seine… Jamies… Geliebte hat mich heute nachmittag besucht.«
    »Aus der Yoshiwara?«
    »Ja. Sie kam, um Kotau zu machen, um sich zu verneigen und mir mitzuteilen, ich müsse mir keine Sorgen machen, denn sie habe sich perfekt um ihn gekümmert, und sie wollte fragen, ob sie mir ihre Rechnung in Zukunft monatlich oder jährlich präsentieren sollte.«
    Angélique sperrte den Mund auf. »Was?«
    »Ja.« Im Licht der Öllampe sah Maureen grün aus und stammelte: »Sie sagte auch, wenn ich irgend etwas wissen wolle über… über ›Jami‹, wie sie ihn nannte, äh, über seine Bettgewohnheiten, Stell… Stellungen und so, da ich ja Jungfrau sei und solche Dinge nicht wisse, würde sie mir gern alle Einzelheiten mitteilen, denn sie sei eine Professionelle Zweiten Ranges, und sie versprach mir ein Bilderbuch, das ›Kopfkissenbuch‹ heißt, und sie würde seine… seine Spezialitäten anstreichen, aber ich solle mich nicht sorgen, Jami sei sehr geübt, und sein… sein… sie nannte ihn Einäugiger Mönch… sei in bester Form. So, nun wissen Sie alles!«
    Angélique war fassungslos. »Mon Dieu, Sie Ärmste, wie schrecklich! Aber… aber spricht sie denn Englisch?«
    »Nein, nur eine fast unzusammenhängende Mischung aus Gestammel und Pidgin und ein paar von Jamies Worten, aber ich habe sie ganz genau verstanden. Es scheint, daß… daß sie seit mehr als einem Jahr sein Flittchen ist. Sie war winzig, überhaupt nicht hübsch, keine fünf Fuß groß, und ich sagte… ich wußte nicht, was ich sagen sollte, also sprach ich über ihre Größe, wie klein sie sei, und diese Dirne… diese Dirne lachte laut und sagte: ›Groß genug, Jami Tai-tai, auf Rücken alle gleich groß, heya? Sie glückliche Frau sein.‹«
    »Heilige Mutter Gottes!«
    »Tja. Was soll ich nur machen?«
    Angélique schwirrte der Kopf. »Sie könnten… nein, das geht natürlich nicht…«
    »Vielleicht könnte ich… nein, ich kann nicht. Das ist zuviel…«
    »Wir wär’s, wenn Sie…« Angélique schüttelte den Kopf. Sprachlos starrte sie Maureen an, und als Maureen ihren Blick erwiderte, sah sich jede selbst in der anderen: der gleiche Schock, der gleiche Ekel und Widerwille, die gleiche Verachtung und Wut malten sich deutlich auf beiden Gesichtern ab. Einen Augenblick standen sie reglos, dann kicherte Angélique, gleich darauf tat Maureen dasselbe, und dann konnten sie sich vor Lachen nicht mehr halten.
    Vargas und Chen spähten zu ihnen hinüber. Das Lachen mischte sich mit dem Geräusch der Wellen. Angélique wischte sich die ersten Lachtränen ab, die sie seit langer Zeit vergossen hatte. »Sein Einäugiger…« Wieder wurden sie von kreischendem Lachen geschüttelt, bis sie der Magen schmerzte und sie sich aneinanderklammerten.
    So plötzlich, wie das Gelächter gekommen war, verebbte es. Ein leiser Schmerz blieb. »Es ist komisch, Maureen, und
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