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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin
Autoren: James Clavell
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Vargas ab, um ihren Ruf zu wahren, wie es alle ihre ehemaligen Liebhaber taten. Jetzt ist sie in den Vierzigern, verbraucht, dachte er, aber noch immer so hungrig wie eh und je – das Gegenteil von Tess Struan, die Unzucht verabscheut und ihren Mann Culum zum Trinken und zu anderen Frauen getrieben hat. »Tess Tai-tai hätte den Tai-Pan heiraten sollen – und nicht seinen Sohn Culum. Er hätte sie königlich feucht machen können, was ihr wirklich gefehlt hat, und hätte trotzdem noch mehr als genug für Zweite Gemahlin May-May und Dritte Gemahlin Yin Hsi übrig gehabt.«
    »Stimmt«, sagte Chen. »Dann wären wir stark und hätten viel mehr Söhne als Nachfolger, nicht so schwach, daß wir vor dem einäugigen Teufel Brock fliehen müßten.« Unheilverkündend fügte er hinzu: »Gordon Chen ist in Sorge.«
    »Traurig, daß Sohn Nummer Eins Malcolm so gestorben ist.«
    »Die Götter waren an diesem Tag nicht da«, sagte Chen weise. »Hör zu, du machst doch Kotau vor dem Gott der fremden Teufel, hat er dir gesagt, warum die Götter mehr Zeit mit Ausgehen verbringen als damit, über unsere Angelegenheiten zu wachen?«
    »Götter sind Götter, sie reden nur untereinander… Sieh nur, die Belle fährt ab.«
    »Die Atlanta Belle hat den Anker gelichtet, Angélique«, sagte Maureen.
    Angélique blinzelte gegen den leichten Wind. Das Schiff war nur ein vager Umriß.
    »Und da ist der Kutter.«
    »Wo? Meine Güte, Sie haben gute Augen, ich kann ihn kaum sehen.« Freundlich drückte Angélique Maureens Arm. »Ich bin sicher, Sie und Jamie werden…« Sie sah, daß Maureen blaß geworden war. »Keine Sorge, Maureen, alles wird gut werden, ich bin sicher.«
    »Ich glaube nicht, daß ich ihm jetzt ins Gesicht sehen kann«, murmelte Maureen.
    »Dann… dann laufen Sie, ich werde sagen, Sie hätten Kopfschmerzen. So haben Sie Zeit zum Nachdenken, und morgen wird alles besser sein.«
    »Heute nacht, morgen, mein Entschluß steht fest«, sagte Maureen.
    Beide Frauen sahen zu, wie die Lichter, die der Kutter gesetzt hatte, immer deutlicher sichtbar wurden. Nach einer Weile konnten sie im Schein der Kajütenlampe Jamies hochgewachsene Gestalt sehen. Er war allein.
    »Gute Nacht, Maureen«, sagte Angélique. »Wir sehen uns morgen.«
    »Nein, bitte bleiben Sie, ich schaffe es nicht allein. Bitte, bleiben Sie.«
    Der Kutter war kaum fünfzig Meter von der Pier entfernt. Sie sahen, wie Jamie sich aus dem Fenster lehnte und winkte. Maureen erwiderte den Gruß nicht. Hinter ihnen schimmerten die Lichter auf der Promenade und in den großen Häusern und Lagerhäusern. Irgendwo sangen Männer. In der französischen Gesandtschaft spielte Vervene Flöte. Maureens Augen blickten unverwandt dem näherkommenden Mann entgegen. Wieder winkte er und schwang sich an Deck. »Maureen!« rief er, eindeutig glücklich, sie zu sehen.
    Angélique drehte sich nach ihr um; sie sah, wie Maureens Blicke weich wurden, und wußte, daß sie vergessen war. Recht so, dachte sie und lächelte leise. Maureen wird weinen und toben und schwören, daß sie abreist, aber sie wird es nicht tun, sie wird ihn leiden lassen, aber sie wird ihm verzeihen und niemals vergessen und bleiben – sie wird bleiben, weil sie ihn liebt. Wie dumm wir Frauen doch sind.
    Still und unbemerkt ging sie davon, froh, allein zu sein.
    Die Nacht war angenehm. In der Bucht schlugen die Glocken die Stunde. Draußen auf See, jenseits der Landspitze, war ihr Abgesandter an Bord der Atlanta Belle auf seiner Eroberungsreise, einer Reise ohne Wiederkehr für sie beide.
    Edward wird diese schreckliche Frau in Hongkong auspressen, und danach werden wir für immer glücklich leben, wir werden jedes zweite Jahr mehr als zwei Monate in Paris verbringen, den Sommer in der Provence verleben, und ich werde eine Dynastie gründen – mit fünftausend Guineas, die mir selbst gehören, bin ich eine Erbin, und jeder Sou, den ich ausgebe, wird mich an sie erinnern.
    Wie töricht von Edward, daß er annimmt, ich könnte jemals ihre Freundin sein oder mir das wünschen.
    Diese Frau ist bösartig. Ich werde ihr die Dinge, die sie tat und schrieb, niemals verzeihen. Illegitim, was? Ich werde nie vergessen, und wir werden gerächt, mein Malcolm und ich, für all die Qualen, die sie uns angetan hat. Wir werden an dieser alten Hexe Rache nehmen.
    Der Name gefällt mir, dachte sie lächelnd bei sich. Das ist eins meiner neuen Geheimnisse. Als alte Hexe habe ich sie vom ersten Augenblick an erkannt. Bei den wenigen
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