Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
Sieger der heutigen Schlacht Eisenkrone geheißen.  
    Ich habe einfach nur verdammtes Glück gehabt.  
    Und Umanákhu und all die anderen hatten keines.

    Ein Jahr später.
    Eine frühe, sanft wärmende Frühlingsbrise wehte durch weit geöffnete Flügeltüren aus dem Garten herein. Helles Licht erfüllte den Raum. Nur leise drang hier oben noch das Lärmen der großen, sich weithin ausbreitenden Stadt an sein Ohr. Fast wie das beruhigende Plätschern eines Baches wehte es die Hänge der Kaprophainen hinauf und mischte sich harmonisch mit dem leisen Rauschen der Blätter eines Olivenhaines, draußen etwas unterhalb der weiten, marmornen Terrasse.
    Bedienstete hatten eine Akte zwischen marmornem Tintenfass, einer kleinen goldenen Elefantenstatuette und der Edelsteinkugel eines Briefbeschwerers auf der polierten Edelholz-Hochebene des Schreibtisches platziert, die hauchfeinen Vorhänge vor der Brise zurückgezogen, Auric einen kühlen Minztee serviert und sich dann diskret zurückgezogen, während er noch seine Blicke in dem weitläufigen, mit dem diskreten Luxus sparsamer aber ausgesuchter Möblierung ausgestatteten Büro umherschweifen ließ.
    Nur ein einziges Bild an der Wand, und das in diesem neuerdings angesagten konturlosen, farbflirrenden Stil, wahrscheinlich eine Schlachtszene.  
    Mechanisch im Umherblicken nahm er einen Schluck von dem Getränk in seiner Hand, schrak überrascht auf wegen des unerwarteten und ungewohnten Geschmacks auf seinen Lippen. Gut. Sehr gut. Erfrischend. Der Minztee war gesüßt mit grobem Zucker und mit einem satten Spritzer Limettensaft versetzt.
    Er betrachtete nachdenklich das Glas in seiner Hand, breit, nicht sehr hoch, aus schwerem Glas, mit einer Serviette umwickelt, dekoriert mit einem Minzzweig und einer Limettenscheibe, nahm dann einen weiteren genießerischen Schluck. Gerade stellte er es auf dem schlichten, schlanken Tischchen neben seinem gepolsterten Lehnstuhl ab, als er auch schon das Klacken des Türschlosses hörte. Er wandte sich zum Eingang hin und sah einen Mann, dann einen weiteren eintreten, der letzte ein unauffälliger Schatten des ersten. Schon bevor sich die Tür hinter ihm vollständig geschlossen hatte, trat er diskret zur Seite weg.
    Heran Killian Makuvan, der idirische Präfekt des Heeres war eine hochgewachsene, breitschultrige Erscheinung, die ein wenig zum Fülligen neigte. Sein dichter, kurz geschnittener Schopf hatte ursprünglich wohl einmal eine kohlenhafte Schwärze besessen, wurde nun aber von erbleichten Borsten dominiert, und nur eine Strähne hier und da, vor allem von der Stirn über die Mitte des Kopfes hin, hatten ihre kräftige aber glanzlose Farbe bewahrt. Die wuchernde Schnauzbartbürste war dem gleichen Schicksal anheim gefallen. Markante Falten gruben sich wie Abflussrinnen nach einem Unwetter durch sein Gesicht. Er trat nah an Auric heran – „Aha, der junge Morante. Freut mich.“ – und schüttelte ihm knapp aber kräftig die Hand. Sein Gesicht kam dabei dem Aurics unangenehm nahe – er hatte den kurzen Eindruck einen geaschten, abgeernteten Feldes –, und er sah einen tollkühnen blauen Glanz, der halsstarrig in seinen Augen hochblitzte.
    Der Präfekt des Heeres schritt hinter seinen Schreibtisch und setzte sich gemessen hin.
    Die zweite Eingetretene nahm in einen Lehnsessel etwas abseits am Rande eines der Fenster Platz. Seine dunkelgraue Kutte hatte mit ihrem klaren, eleganten Schnitt so gar nichts mit dem Gewand eines Büßers gemein, doch war bei ihm in eben dieser Art die Kapuze so weit über die Stirn gezogen, dass das Gesicht zur Unkenntlichkeit in deren Schatten lag.
    Aha , merkte Auric auf, endlich bekomme ich einen von diesen Kerlen zu Gesicht. Anscheinend war es auch gleich ein Angehöriger der leitenden Ränge. Aber was konnte man bei diesen Kerlen von der Kutte schon mit Gewissheit sagen.
    Präfekt Makuvan öffnete die Akte an einer, wie es schien, wahllosen Stelle, ließ seinen Blick quer über die Seite gleiten, schloss dann die Akte wieder und legte seine beiden überschlagenen Unterarme darauf.
    „Oberst Morante“, begann er und visierte Auric mit kleinen blauen Dolchen aus aschenem Feld an, „haben Sie jemals General Naboran kennengelernt?“
    Was für eine Frage? Was wollte der Präfekt von ihm? „Nein, niemals.“
    „Dabei ist er doch ihr direkter Vorgesetzter, der Befehlshaber der 16. Division.“ Aha, einer der sich für clever hielt und seinen Gegenüber mit seiner Gedankenführung verblüffen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher