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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Autoren: Horus W. Odenthal
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Gefährte Vanwe aus finsteren Kavernen diesen fernen Zeiten entrissen – und damit für Eisenkrones Truppen ein symbolisches Band in die Vergangenheit geschlagen, in der Lygarnia eine Großmacht im Osten Niedernaugariens war, die Idirium erfolgreich die Stirn bot. Diese Kreaturen waren ihnen von Eisenkrone – der für die alte Glorie Lygarnias stand, der Anspruch auf deren Erbfolgelinie, die Eiserne Krone von Lysdocha erhob – präsentiert worden als ihre Geheimwaffe, als ihr Unterpfand des Sieges über die idirischen Besatzer. Diese Kreaturen waren nun von ihren Feinden in den Staub gehackt und gebohrt worden. Das Geheimnis, das Vanwe der Vergessenheit entrissen hatte und das sie unbesiegbar machen sollte, war vernichtet worden. Ihre Hoffnungen waren dahin. Ihr Glaube, dass Eisenkrone sie hier zum Sieg führen würde, war zerfallen.
    Sie wandten sich um und flohen.
    Eisenkrone hatte die Wendung der Schlacht vorausgespürt und die Schar seiner höchsteigenen Gefolgsleute frühzeitig zum Rückzug gesammelt. Er wollte retten, was von seinen Truppen zu retten war. Und was er des Rettens wert erachtete. Was er für entbehrlich hielt, oder als Ballast, das ließ er zurück, um sich und dem ihm wertvollen Heeresteil Zeit für die Flucht zu erkaufen.
    Er versuchte nicht noch einmal, persönlich in den Kampf einzugreifen, um die Schlacht doch noch zu wenden. Er begriff, dass er verloren hatte und zog sich mit seinen Leuten zurück. Vielleicht für einen anderen Tag.  
    Kluger Mann, dachte Auric. Vielleicht klüger als er.
    Er stand allein am Hang, hatte die Feldscher weggeschickt, die seine Wunden fürs erste versorgt und verbunden hatten. Die Sonne in seinem Rücken sank zum Horizont hin und ließ den Schatten einer der beiden titanischen Mauertrümmer, zwischen denen sie sich am Morgen zum Kampf gegen Eisenkrones Armee gesammelt hatten, in der nahenden Abendbrise sich träge den Hang hinab strecken und zu seiner Linken in sein Blickfeld hineinkriechen. Seine Nase war durch den Stoß von Eisenkrones Helm gebrochen worden und glühte, nach dem knirschenden Blitz des Richtens, als dumpf ausstrahlender Schmerz vor sich hin. Er konnte sich wieder auf den Beinen halten. Den Hang hinauf wehte das Schreien, Wimmern und Stöhnen der weniger Glücklichen zu ihm hin.
    Czand, Crussav und Kudai verfolgten noch Abteilungen der Fliehenden. So machte man das nach Lehrbuch. Und ein vorsichtiger Mann folgte diesen Empfehlungen auch. Doch Auric erachtete die Rebellion unter Eisenkrone als gebrochen. Eisenkrones Versprechen und seine Autorität waren an diesem Tag auf diesem Schlachtfeld zerschellt.
    Auric blickte einen langen verheerten Hang hinab. Die Armeen waren verstreut, die Grasfläche zertrampelt, mit Blut, Kot und Eingeweiden besudelt, übersät mit Leichen, gesprenkelt mit Gruppen von Sanitätern, die Verwundete auf Tragen abtransportierten oder Feldschern, die schwere Fälle direkt vor Ort erstversorgten. Die titanischen Mauerruinen standen noch immer, unbeeindruckt vom Unmaß an menschlichem Schmerz und Qual, die dieser Tag in ihrem Schatten gesehen hatte, all der menschlichen Schicksale, deren Fäden heute zertrennt worden waren, all der Hoffnungen, Ängste und Wünsche einzelner Menschen, die heute in den Dreck getrampelt und zu blutigem Fleisch zerhackt worden waren. Die Mauern und die Türme standen immer noch als ewiges Rätsel vor dem Hintergrund zernarbter Bergkämme.
    Jag, Nefraku, Vortig und die anderen Unteranführer, die nicht mit der Verfolgung fliehender Einheiten beschäftigt waren, sammelten sich allmählich und kamen über die Mordbrache des Schlachtfelds aus verschiedenen Richtungen zu ihm herüber.
    Ich habe Glück gehabt , dachte Auric mit einem Blick ringsumher zu ihnen, dann über die unter ihm ausgebreitete Überreste und Mahnzeichen des Mordens und des Sterbens. Ich habe einfach verdammtes Glück gehabt bisher. Wäre Eisenkrone auf einen Gegner getroffen, der nicht eine ähnliche Erfahrung gemacht hätte, wie ich mit der Ankchorai, dann hätte er heute die Schlacht gewonnen. Wäre er gegen einen konventionellen Teil der idirischen Armee angetreten, hätte er die Schlacht gewonnen. Wäre ich irgendeinem der Leute aus meinem Stab, die ihren Teil zur heutigen Strategie und zum heutigen Sieg beigetragen haben – Jag, Crussav, Kudai, Czand … Umanákhu – nicht in meinem Leben begegnet, dann hätte Eisenkrone heute die Schlacht gewonnen. Er ist verdammt gut, und unter allen anderen Umständen hätte der
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