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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin
Autoren: Jill Shalvis
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klapprig bist?” Misstrauisch kam Ally näher. “Wieso hast du niemandem von uns gesagt, dass du heute nach Hause kommen würdest?”
    “Nun … ich …”
    “Lucy, hast du uns die ganze Zeit etwas vorgemacht?”
    “Nein!” Lucy warf der Schwester einen flehentlichen Blick zu. “Sagen Sie’s. Sagen Sie Ally, dass ich hilflos im Gips lag und tagelang die schlimmsten Schmerzen hatte.”
    “Schmerzen, ja”, sagte die Schwester und lächelte Lucy voller Zuneigung an. “Hilflos? Niemals.” Und damit ließ sie die beiden allein.
    Ally wartete auf eine Erklärung, die nicht kommen wollte. “Lucy?”
    “Ich überlege, meine Liebe.”
    “Was überlegst du?”
    “Wie ich am besten vorgehen soll.”
    Ally stieß ein ungläubiges Lachen aus. “Wie wär’s, wenn du einfach am Anfang anfängst?”
    Lucy zog eine Grimasse. “Bist du mit deinen Schwestern auch so streng?” Sie seufzte. “Ich fürchte, was ich dir zu sagen habe, wird dir nicht gefallen.”
    Ally bekam vor Aufregung Herzklopfen. “Das werden wir sehen.”
    “Schön. Ich habe mich wirklich verletzt.” Lucy schob das Laken beiseite und zeigte ihre Beine, von denen das eine noch unterhalb des Knies eingegipst war. “Siehst du? Eindeutig gebrochen.”
    “Komm gleich zu dem Teil, der mir nicht gefallen wird.”
    “Du meinst meinen Versuch, die Ehestifterin zu spielen?” Lucy lächelte verlegen und sah plötzlich eher wie zwölf aus als wie über sechzig.
    “Du hast was? Aber das ist …” Ally ließ sich entsetzt auf das Bett sinken. “Aber wie? Du wusstest doch gar nicht, ob ich überhaupt kommen würde. Und du konntest unmöglich gewusst haben, dass ich mich in Chance verlieben würde.”
    Lucy schnappte nach Luft und schlug begeistert die Hände vor den Mund. “Oh, mein Liebes! Es hat geklappt? Wirklich? Du bist in ihn verliebt?”
    “Ich …” Ally weigerte sich, kampflos ihre Niederlage einzugestehen. “Ich weiß nicht, wovon du redest.”
    Lucy stieß einen Seufzer aus. “Zu spät. Ich sehe es dir an.”
    “Was du siehst, ist meine Wut auf dich!”
    “Es ist Liebe.”
    “Ich fasse es nicht!”, brauste Ally auf. “Wie gemein, mir so etwas anzutun!”
    “Oh, so meinte ich es nicht”, entgegnete Lucy beschwörend. “Ich dachte nur …”
    “Was denn? Dass es Spaß bringen müsste, mein Leben durcheinanderzuwirbeln?”
    “Nein, natürlich nicht. Ich …”
    Aber Ally wollte nichts mehr hören. Mit steifen Schritten ging sie zur Tür, wo sie sich noch einmal wütend umdrehte. “Das Ganze war also nur ein Trick? Der Brief und der Job? Alles? In Wirklichkeit hast du mich nicht gebraucht.”
    “Doch! Ich …”
    “Du hast dich gelangweilt, was? Du wolltest etwas, um dich zu amüsieren, und hast dir etwas ausgedacht, was mein ganzes Leben vermasselt hat. Ist es das?”
    “Ach, Liebling …” Lucy rang verzweifelt die Hände. “So hatte ich es nicht geplant.”
    Wie dumm sie doch gewesen war! Und wie demütigend alles war! “Du hast mit meiner Hilfsbereitschaft gerechnet, um mich hierher zu locken. Und ich bin dir ahnungslos in die Falle getappt. Ich arme Irre! Und die ganze Zeit über dachte ich, ich helfe dir.”
    Lucy hob Einhalt gebietend die Hand. “Nun hör aber mal auf, Ally Wheeler! Es stimmt, dass deine Familie nichts anderes tut, als dich auszunutzen. Ich weiß es, und ich finde es falsch. Ich dachte nur, es wäre höchste Zeit, dass du endlich einmal auch etwas bekommst und nicht immer nur gibst. Und sag mir nicht, dass dir die Zeit in der Sierra Peak Lodge nichts gebracht hat, denn das nehme ich dir nicht ab. Du hast gelernt, dir etwas zuzutrauen, und hast erkannt, wie stark und unabhängig du in Wahrheit bist.”
    Ally ließ sich auf einen Stuhl sinken und lachte leise.
    “Und noch etwas”, fügte Lucy hinzu. “Ich glaube, du hast sehr viel mehr gelernt als nur das. Du wirst es zwar noch nicht zugeben, aber ich glaube, du hast endlich gelernt, die Liebe eines anderen Menschen anzunehmen, statt immer nur Liebe zu geben.”
    Ally sah sie stumm an. Was würde Lucy sagen, wenn sie ihr verriet, wie recht sie hatte? Sie hatte sehr viel Liebe bekommen. Auf ihrem Schreibtisch. An einem Baum. In der Küche. Unter der Dusche. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. “Chance war in den Plan eingeweiht, nicht wahr? Es war seine Aufgabe, dem Stadtmädchen ein wenig Aufregung zu verschaffen, hm?” Ein Mann wie er hätte ihr sonst nie einen zweiten Blick geschenkt. Warum hatte sie das nicht erkannt? Weil sie es nicht
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