Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Hammer, den Bruenor vor hundert Jahren für Wulfgar geschmiedet hatte, und es tat Drizzt gut, ihn in der Hand dieses Barbarenhäuptlings zu sehen – ein angemessenes Vermächtnis für einen großen Mann des Eiswindtals.
    »Kein Geist«, versicherte er dem Mann. Er sah sich nach einem Gesicht um, das er kennen könnte, obwohl er den Stamm lange nicht besucht hatte. Dabei fiel ihm ein junger Mann von höchstens zwanzig Jahren auf, mit blonden Haaren und funkelnden blauen Augen, der dem Drow auf Anhieb bekannt vorkam.
    Aber nein, dachte Drizzt. Er musste sich irren und das Bild jenes Barbaren darüberschieben, den er vor so vielen Jahren gekannt hatte. Der Anblick von Aegis-fang, der Geruch des Eiswindtals, das Heulen des Windes in seinen Ohren – das alles war wohl genug, um Drizzt Jahrzehnte zurückzuwerfen.
    »Ich bin mit fünf Freunden unterwegs«, erklärte Drizzt. »Wir sind auf dem Weg nach Osthafen, aber nicht ausreichend ausgerüstet für dieses Wetter. Vielleicht könnten wir die Nacht …«
    Der Häuptling sah seinen Stamm an, dann den Drow. »Drizzt Do’Urden?«, wiederholte er, noch immer nicht überzeugt. »Drizzt Do’Urden ist vor langer Zeit verschwunden, sagt man. Die Tundra hat ihn genommen, vor vielen Jahren schon.«
    »Wer das sagt, irrt sich. Ich war erst vor kurzem in Osthafen, wo ich nach … nun, nach euch oder einem anderen Stamm suchte. Wir wollten Gerüchten über einen Wald am Ufer des Lac Dinneshire nachgehen.«
    »Warum habt ihr uns gesucht?«
    »Es hieß, drei deiner Stammesbrüder hätten von einem solchen Wald erzählt.«
    »Ich habe keine derartigen Gerüchte gehört«, sagte der Häuptling, den diese Worte zu irritieren schienen.
    »Ich schon«, warf eine ältere Frau unter den Umstehenden ein. »Aber das ist Jahre her.«
    Drizzt sah sie an, merkte jedoch, dass sein Blick wieder zu dem jungen Mann schweifte, der ihn so sehr an den jungen Wulfgar erinnerte. Vielleicht war er ein Nachkomme seines Freundes, denn die Ähnlichkeit war wirklich verblüffend. Der junge Mann schien vor seinem Blick zurückzuscheuen.
    »Du bist Drizzt Do’Urden?«, fragte ihn der Häuptling direkt.
    »So sicher wie dein Hammer von König Bruenor Heldenhammer geschmiedet wurde, für Wulfgar, Sohn des Beornegar«, antwortete Drizzt. »Ein Hammer mit dem Namen Aegis-fang, in dessen Mithril-Kopf die miteinander verschlungenen Symbole der drei Zwergengötter, Moradin, Dumathoin und Clangeddin, eingraviert sind. Ich war dabei, als er geschmiedet wurde. Ich war dabei, als Wulfgar ihn bekam, und mit Wulfgar bin ich zur Höhle von Ingeloakastamizilian, Eistod, gereist, dem weißen Drachen, und dort habe ich diese Waffe hier erbeutet.« Er zog den Krummsäbel mit der Diamantschneide heraus, den er nach dem getöteten Drachen benannt hatte, und hielt ihn dem Häuptling vors Gesicht, so dass der Feuerschein die Klinge zum Glitzern brachte. Er rollte den Säbel in der Hand, um den schwarzen Adamantgriff vorzuführen, der dem Kopf einer Raubkatze nachempfunden war.
    »Hol deine Freunde«, sagte der Häuptling, der diese besondere Waffe erkannte. Sein breites Lächeln verriet, dass die Legende von Drizzt und natürlich Wulfgar in den Erzählungen des Elchstammes lebendig geblieben war. »Setzt euch ans Feuer und esst mit uns. Wir geben euch warme Kleider für den Weg nach Osthafen.«
    »Schon lange tot«, sagte der junge Fährmann. »Ist 73 ertrunken. Das Boot hat man geborgen, aber nicht den alten Spiblin.«
    Die sechs Freunde sahen einander fragend an, weil sie nicht wussten, was sie von diesen Worten halten sollten. Am frühen Nachmittag hatten sie die Südostecke des Lac Dinneshire erreicht, wo die Fähre anlegte, und sie hatten Glück, denn sie konnten tatsächlich unweit der Küste das Segel ausmachen. Ein Signalfeuer führte das Boot zu ihnen, doch zu ihrer Überraschung war der Kapitän nicht der kauzige Graubart, der sie erst vor wenigen Tagen hier abgesetzt hatte.
    »Es gibt also mehrere Fähren in Osthafen«, folgerte Drizzt.
    »Nein, nur diese eine«, sagte der junge Seemann. »Genau dieses eine Boot, und das schon länger, als ich lebe.«
    »Und der alte Kapitän?«
    »Der ist lange tot, sagte ich doch schon.«
    »Moment mal. Du sagtest 73?«, warf Afafrenfere ein.
    »Aye, wir nennen es das Jahr der Welle, weil von Norden ein solcher Sturm aufkam, dass das halbe Wasser des Dinneshire den Hafen und die meisten Boote zerstört hat. Spiblin war zu stur, sich in Sicherheit zu bringen. Er sagte, er würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher