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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze
Autoren: R.A. Salvatore
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Fingern durch seine langen schwarzen Haare. »Du glaubst nicht, dass Glorfathel derjenige war, der den Schattenschritt behindert hat«, hielt er fest.
    Draygo Quick schüttelte den Kopf.
    »Du glaubst auch nicht, dass es das Werk der Drow-Magier oder der Priesterin war«, fuhr Parise fort.
    »Der Schattenschritt war erschwert«, betonte Draygo. »Etwas verändert sich.«
    »Die Zauberpest war eine Veränderung«, sagte Parise. »Die Ankunft des Schattens war eine Veränderung. Die neue Realität kommt einfach allmählich zur Ruhe.«
    »Oder die alte Realität erstarkt wieder?«, hakte Draygo Quick nach.
    Parise Ulfbinder auf der anderen Seite der Kristallkugelverbindung zuckte seufzend mit den Schultern.
    Schließlich war es nur eine Theorie, die Parise, Draygo Quick und andere entwickelt hatten, nachdem sie »Cherlrigos Finsternis« gelesen hatten. Es handelte sich um ein kryptisches Sonett aus einem Brief des alten Zauberers Cherlrigo, der es angeblich aus dem inzwischen verschollenen Buch Halme aus einer Wurzel übersetzt hatte. Dieses Buch war vor beinahe tausend Jahren niedergeschrieben worden und stützte sich auf Prophezeiungen, die noch rund tausend Jahre älter waren.
    »Prophezeiungen gibt es wie Sand am Meer«, warnte Parise, doch in seiner Stimme schwang wenig Überzeugung mit. Schließlich hatte er den Brief gemeinsam mit Draygo gefunden, und die mächtigen Flüche, die diesen geschützt und ihnen ziemlich viel Ärger gemacht hatten, schienen den Worten mehr Gewicht zu verleihen.
    »Wenn wir Cherlrigo glauben wollen, stammt das Buch, in dem er dieses Sonett gefunden hat, aus Myth Drannor«, erinnerte Draygo Quick seinen Kollegen. »Von den Schwarzen Sehern aus Turm Windgesang. Das ist kein Buch über die Halluzinationen einer faselnden Weissagerin.«
    »Nein, aber die Botschaft ist ziemlich kryptisch«, erwiderte Parise.
    Draygo nickte. Diese Tatsache ließ sich nicht bestreiten.
    »Die Verse legen nahe, dass es sich um einen vorübergehenden Zustand handelt«, fuhr Parise fort. »Wir sollten nicht vor lauter Schreck auf etwas reagieren, was wir noch nicht vollständig durchschauen.«
    »Wir sollten uns nicht zurücklehnen, wenn der Welt ein Wandel bevorsteht«, entgegnete der alte Hexer.
    »Vorübergehend!«, betonte Parise.
    »Nur wenn man den zweiten Vierzeiler zeitlich auslegt, nicht räumlich«, erinnerte ihn Draygo Quick.
    »Der Wechsel in Zeile neun ist ein deutlicher Hinweis, mein Freund.«
    »Es gibt viele Interpretationen.« Draygo Quick lehnte sich zurück und tippte stirnrunzelnd die Fingerspitzen aneinander. Dabei warf er unwillkürlich einen Blick auf das Pergament, das umgedreht neben ihm auf dem Tisch lag. Vor seinem inneren Auge sah er die Worte des Sonetts und murmelte: »Und Feinde, die nach ihrer Gottheit stinken.«
    »Und du weißt von so einem Auserwählten?«, fragte Parise. Seine Stimme verriet, dass ihm die Antwort bereits klar war.
    »Möglicherweise«, räumte Draygo Quick ein.
    »Wir müssen diese auserwählten Sterblichen im Auge behalten.«
    Draygo Quick nickte, noch ehe Parise diese Ermahnung ausgesprochen hatte.
    »Ist der Verlust des Schwerts deine Schuld?«, fragte Parise.
    »Erzgo Alegni hat versagt!« Draygo Quick begehrte etwas zu vehement auf.
    Parise Ulfbinder schürzte die vollen Lippen und runzelte die Stirn.
    »Sie dürften mit mir nicht zufrieden sein«, räumte Draygo Quick ein.
    »Wende dich diskret an Prinz Rolan«, riet ihm Parise. Rolan war der Herrscher von Trübschmiede, der mächtigen Schattenstadt, auf deren Gebiet Draygo Quicks Turm lag. »Er misst ›Cherlrigos Finsternis‹ große Bedeutung bei.«
    »Er fürchtet sie?«
    »Es steht viel auf dem Spiel«, gab Parise zu. Dem konnte Draygo Quick kaum widersprechen. Als der alte Zauberer vor der Tür ein Geräusch vernahm, nickte er seinem Partner zu und warf ein Seidentuch über die Kristallkugel.
    Er hörte die Stimme der Wandlerin, die sich in einiger Entfernung mit einem seiner Diener unterhielt, und wusste, dass sie den verlangten Druiden brachte. In der kurzen Zeit, die noch verblieb, nahm Draygo Quick das Pergament zur Hand, hielt es vors Gesicht und ließ sich das Sonett noch einmal durch den Kopf gehen.
    Genieß das Schauspiel: Schatten stehlen Licht.
    Die Welt ist halb für die, die gehen lernen.
    Zum Pilzmahl und zum Stengelhautentfernen –
    die Götter schlafen nur! – verweil dich nicht!
    Gib Acht: Geh leichten Schrittes und sprich leise!
    Dem Trennungstag zu nahen, frevle
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