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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze
Autoren: R.A. Salvatore
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und wieder einen Blick in seine Richtung.
    Drizzt war von Grund auf verwirrt. War dieser Schlaf mit dem verzauberten Wald eine Vision gewesen, eine Liebesbotschaft von Mielikki, extra für ihn? Oder doch eher ein endgültiger Abschied? Das Erwachen auf einem winzigen abgeschirmten Fleckchen inmitten der letzten Wintertage war für Drizzt wie ein Lebewohl.
    Der Wald war verschwunden.
    Irgendwie wusste er das in seinem Herzen, in seiner Seele. Der Zauberwald war dahin. Es gab ihn nicht mehr, und mit ihm waren alle Bande an die Welt verflogen, die es einst gegeben hatte, damals vor der Zauberpest.
    Seine Vergangenheit war also endgültig vorüber.
    Er konzentrierte sich auf den Moment, als ihm das Mondlicht die Augen geöffnet hatte, und hielt ihn für einen Übergang. Er dachte an Innovindil (und sah dabei verstohlen zu Dahlia), an ihre Worte, dass ein Elf sein Leben in kürzere Zeitspannen aufteilen und mit jeder Generation seine Existenz, seine Freunde und auch seine Liebe neu erfinden muss, um gesund und glücklich zu bleiben.
    Wieder blickte er zu Dahlia, aber dann betrachtete er seine eigenen Hände, die nach wie vor mit der Figur aus Forellenbein spielten.
    Die Zwergin, der Mönch und der Hexer amüsierten sich weiter mit dem Feuer, doch als Drizzt erneut aufblickte, hatte Dahlia sich zu Effron gesetzt und redete leise mit ihm.
    Drizzt nickte, stand auf und ging in die Nacht hinaus. Er kam an einen hohen Felsen, wo er im Südosten Bryn Shander sah und im Nordwesten den hohen Gipfel von Kelvins Steinhügel hinter sich wusste. Dort blieb er stehen, den Wind im Gesicht und in den Ohren, dachte an das, was gewesen war, und fragte sich, was jetzt kommen könnte.
    »Wir bleiben nicht«, erklang Dahlias Stimme hinter ihm. Es überraschte ihn nicht – weder ihre Gegenwart noch ihre Botschaft. »Vielleicht gehen wir noch mit zu den Zwergen, aber nur für kurze Zeit. Sobald sich eine Gelegenheit ergibt, schließen wir uns einer Karawane an und verlassen diese trostlose Gegend.«
    »Wohin?«, fragte Drizzt, ohne sich umzudrehen.
    »Ist das wichtig? Es sind so viele Jahre vergangen. Unsere Namen hat der Wind verweht.«
    »Du unterschätzt das Gedächtnis der Rachsüchtigen«, erwiderte Drizzt und wandte sich rechtzeitig um, um Dahlias achtloses Schulterzucken zu bemerken.
    »Als wir kamen, sagtest du, es wäre für einen Sommer. Die Jahre sind vergangen, und ich hätte nie gedacht, dass ich sie in der Leere des Eiswindtals verbringen würde. Gibt es einen passenderen Zeitpunkt, von hier zu verschwinden, als jetzt, bevor die Gerüchte von unserer Rückkehr in den Süden vordringen?«
    Drizzt dachte darüber nach und überlegte, ob er irgendwie widersprechen könnte. Er war genauso verwirrt wie alle anderen, denn er wusste nicht, was geschehen war und was das zu bedeuten hatte. Hatten sie wirklich das Jahr 1484? Hatte die Welt sich die ganze Zeit weitergedreht, während sie in dem Zauberwald geschlafen hatten?
    Und wenn das der verzauberte Wald war, von dem Nathan Obridock gesprochen hatte, dieser Ort mit dem Namen Iruladoon – wo waren dann die rothaarige Hexe und der Halbling am Teich geblieben?
    Drizzt seufzte, als er an diesen Ort dachte, denn sein Herz raunte ihm wieder zu, dass er bei seinem Erwachen an diesem warmen Ort inmitten des letzten Schnees das Ende von Iruladoon miterlebt hatte. Er hatte gefühlt, wie die Magie im Nichts zerrann. Es war nicht, als ob der Zauber weitergezogen wäre. Nein, er hatte sich vollends aufgelöst. Dieser Ort, ob Iruladoon oder nicht, war für immer dahin, dessen war er gewiss, auch wenn er nicht begriff, woher diese Gewissheit stammte. Mielikki hatte ihm signalisiert, dass es vorbei war. Es war vorüber, und das hatte ihn in gewisser Weise tief getröstet … Alles war gut.
    »Bist du einverstanden?«, fragte Dahlia ungeduldig. Ihrem Tonfall und ihrer Haltung entnahm Drizzt, dass sie diese Frage nicht erst zum zweiten Mal wiederholte.
    »Einverstanden?«, musste er zurückgeben.
    »Die erste Karawane nach Süden«, sagte sie.
    Drizzt nagte an seiner Lippe und sah sich um, doch in Wahrheit versuchte er, in sein eigenes Herz zu blicken. Hinter Dahlia türmte sich die Schwärze von Kelvins Steinhügel auf, doch dabei überlief Drizzt kein kalter Schauer – eher das Gegenteil.
    »Wir können hier oben das Leben führen, von dem wir gesprochen haben, bevor wir nach Osthafen gezogen sind«, sagte er.
    Dahlia sah ihn ungläubig an und lachte.
    »Es wäre ein leichtes Leben und durchaus
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