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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze
Autoren: R.A. Salvatore
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sie das Tor betrachtete, das ganz offensichtlich nicht in dem Zehntag erbaut worden war, den sie ihrer Meinung nach fort gewesen waren. Jenseits des Tores erstreckte sich im Süden ein großer schwarzer Kreis, der von einer Mauer umgeben war. Dort stand eine Statue von einem Drow-Krieger, der Schwert und Schild erhoben hatte.
    »›An diesem Ort erschlug Meister Tiago den Dämon‹«, las Afafrenfere von der darunter angebrachten Plakette ab. »›Und der Schnee wird ihn niemals bedecken.‹«
    »Anscheinend sind wir alle verrückt geworden«, sagte Dahlia kopfschüttelnd. »Ich habe die Ebene des Schattenreichs betreten. Dann war ich versteinert, und jetzt erwache ich aus einem achtzehn Jahre währenden Schlaf? Das ist doch Wahnsinn!«
    Sie ging nach Westen und blieb von den anderen abgewandt stehen, die Hände auf den Hüften, den Kopf gesenkt.
    »Wahnsinn, in der Tat«, murmelte Entreri.
    »Aber wenn das alles wahr ist, hat Draygo Quick längst kein Interesse mehr an uns«, sagte Ambergris und schlug Afafrenfere auf die Schulter. Sie schnaubte laut. »Wozu die langen Gesichter?«, fragte sie ihre Freunde. »Es ist doch keiner aus der Familie gestorben, oder? Wir sind hierhergekommen, um Tiago abzuschütteln.«
    »Und Draygos Spione«, fügte Effron hinzu.
    »Ja, und Cavus Dun auch«, sagte Afafrenfere.
    »Wir waren also auf der Flucht, und der lange Schlaf hat das alles für uns in Ordnung gebracht«, stellte Ambergris laut auflachend fest. »Sämtliche Verfolger sind wir los, unsere Fährte ist unter den Schneestürmen des Eiswindtals versunken, und wir können gehen, wohin es uns beliebt!«
    »Du tust die verlorene Zeit so einfach ab?«, fragte Drizzt ungläubig.
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«, erwiderte sie. »Es ist, wie es ist, Elf, und für uns alle mehr Segen als Fluch! Wenn du mich fragst, zumindest.«
    Effron nickte zustimmend und lächelte zaghaft, ebenso Afafrenfere, doch weder Entreri noch Drizzt konnten sich ihrer Erleichterung anschließen. Beiden schwirrte noch der Kopf von diesem Erlebnis, ganz besonders Drizzt, der eine Hand in seinen Beutel schob und ein Stückchen Forellenbein zwischen den Fingern drehte. Sie hatten einen Zauberwald gefunden, so viel stand fest, und zwar einen, in dem während eines langen Schlafes die Zeit praktisch stehen geblieben war. Er hatte das Lied von Mielikki vernommen, wie er glaubte, und einen Hinweis auf seine vor langer Zeit verlorene Freundin entdeckt.
    Aber was hatte das alles zu bedeuten? Wie passte es zusammen, und welche Schlussfolgerungen sollte er daraus ziehen?
    Überwältigt führte Drizzt die anderen in ruhigem Tempo von Bryn Shander fort. Bei Anbruch der Nacht hatten sie die ersten Ausläufer von Kelvins Steinhügel erreicht, wo sie erschöpft ihr Lager aufschlugen.
    Drizzt wusste es zwar nicht, aber es war die Nacht der Tagundnachtgleiche, für Mielikki der heiligste Tag im Jahreslauf, und zugleich das Jahr der Erwachten Schläfer.
    Der Drow brachte das Feuer in Gang, und Ambergris fachte es kräftig an. Irgendwann kicherte die Zwergin, dass sie bestimmt noch »die ganze Nacht orange machen« würde.
    »Wirklich?«, fragte Effron. »Ich ziehe Purpur vor!« Damit sagte er einige Worte, und schon schoss ein farbiger Strahl aus seinen Fingern in die Flammen, der tatsächlich die Farbe verwandelte – in Purpur.
    »Du und deine Zaubertricks!«, schnaubte Ambergris und griff auf ihre eigene, heilige Magie zurück, welche den einfachen Zauber des Hexers übertönte.
    »Na schön!«, sagte Effron und konterte, worauf die verschiedenfarbigen Flammen einen wilden Tanz um die Vorherrschaft ausfochten. Bald war es ein Spiel zwischen ihr und Effron, das Afafrenfere, der immer wieder Holz nachlegte, sehr amüsierte.
    Nicht einmal der säuerliche Entreri, der etwas abseits sitzend seinen Dolch polierte, konnte ein Lächeln unterdrücken.
    Weil sie alle frei waren, wie Drizzt begriff. Diese vier Flüchtigen hatte der augenscheinliche Zeitsprung in eine bessere Welt verfrachtet. Die Zwergin und der Mönch konnten gehen, wohin sie wollten, ohne vor Cavus Dun auf der Hut zu sein. Effron und Entreri schienen vor Draygo Quicks Rachsucht in Sicherheit, und Artemis Entreri brauchte auch die Schatten von hundert anderen Todfeinden nicht mehr zu fürchten.
    Selbst Drizzt und Dahlia würde der eigentümliche Zeitsprung guttun, dachte er, aber die Elfenkriegerin wirkte nicht gerade fröhlich, sondern saß für sich allein, machte ein bedrücktes Gesicht und warf nur hin
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