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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bleiben kann, bis von Ihnen die offizielle Genehmigung da ist.«
    »Das geht nicht! Das Mädchen – und wenn es so hübsch ist wie die Hayworth – muß nach Ellis Island.«
    »Und warum?«
    »Weil es die Gesetze so bestimmen!«
    Fuller kratzte sich am Kopf und atmete laut in die Sprechmuschel.
    »Birth, ich bin sehr enttäuscht über die amerikanischen Gesetze. Einen Gangster, der siebzehn Menschen umgelegt hat, läßt man gegen Kaution frei, aber ein unschuldiges Mädchen, das nur dem Rufe ihres Herzens gehorchte, das sperrt man ein!«
    »Sie werden ja poetisch«, lachte Birth. »Wie denken Sie sich das überhaupt? Hat denn der Bräutigam die amerikanische Staatsbürgerschaft?«
    »Nein, noch nicht. Er ist auch Deutscher. Ingenieur bei der Ohio Steel Company!«
    »Sieh an. Da wird mich wahrscheinlich der alte McCray ebenfalls belämmern. Auch das noch! Kampf mit der Schwerindustrie! Fuller, das Leben wird immer schwerer.«
    Birth machte eine Pause – er schien nachzudenken. Gespannt wartete Fuller auf das Ergebnis. Die Höhe der Kaution mußte doch den Ausschlag geben. Er sollte sich nicht getäuscht haben.
    »Wir wollen es versuchen, Fuller. Hunderttausend Dollar sind eine anständige Summe! Wer zahlt sie denn? Sie?«
    »Nein und ja. Ich lege sie aus – bezahlen und um die Kaution einkommen wird ein enger Bekannter von mir.«
    »Wer ist denn das nun wieder?« stöhnte Birth entsetzt.
    »Professor Krausz, Amerikas Kunstpapst!«
    »Der hängt auch dazwischen?«
    »Der vor allem. Der hat Susanne doch mitgebracht!«
    Am anderen Ende der Leitung röchelte Birth ergriffen.
    »Das wird ein netter Skandal«, meinte er. »Fuller, Professor Krausz, McCray und jetzt ich. Hören Sie mal – braucht Ihr Vater für seine Marmeladen noch einen guten Vertreter für den Mittelwesten?«
    Lachend hängte Fuller ein und rieb sich vergnügt die Hände. Diese Miß Braun schien gerettet zu sein. Jetzt müßte Krausz nur die hunderttausend Dollar abliefern, dann würde man bald eine schöne Hochzeit bei der Ohio Steel feiern können. Wenn es dabei gelang, in der Kantine der Company noch die Fuller-Marmelade einzuführen – die Ohio Steel beschäftigte 23.000 Arbeiter –, dann war die Sache auch noch ein schönes Geschäft.
    Denn Henry Fuller dachte bei allem, was er tat, an Zahlen.
    Mit diesem Tag begann der Behördenapparat zu arbeiten. Wie von Birth vorausgesehen, hatte auch McCray angerufen und dabei erfahren, daß die Marmeladen-Konkurrenz schon hunderttausend Dollar zur Verfügung gestellt hatte, um Frank Barrons Braut auszulösen. Mit einem zufriedenen Grinsen hatte das der dicke McCray zur Kenntnis genommen und sich dann seinen verliebten Ingenieur kommen lassen.
    »Hören Sie mal, junger Mann«, sagte er und bot ihm eine seiner dicken und schweren Zigarren an, die man, ohne umzufallen, nur nach einem guten Essen rauchen konnte. »Man hat mir aus dem Betriebsbüro berichtet, daß Sie dabei sind, meine ganze Stahlproduktion langsam umzustellen. Wie denken Sie sich das eigentlich – gefällt Ihnen unser Stahlgewinnungssystem nicht mehr?«
    Frank Barron wurde ein wenig rot – er hatte diese Frage schon längst erwartet, denn seit einem halben Jahr war er dabei, alle Produktionsstätten umzubauen und vor allem in der Stahlveredelungsabteilung völlig neue Öfen und Schleuderwerke aufzustellen. Er hatte dazu die Genehmigung der Geschäftsleitung erhalten, aber Mr. McCray, der zu dieser Zeit gerade Europa besichtigte, nicht persönlich verständigen können. So kam ihm jetzt die Frage des obersten Bosses nicht ungelegen. Er nickte und schnitt sich die dicke Zigarre ab.
    »Ich habe in Abteilung III Versuche mit einer neuen Veredelungsbirne gemacht«, sagte er. »Es hat sich gezeigt, daß wir eine viel bessere Stahlart erreichen! Ein Stahl, der ³⁄₅ mehr Zerreißfähigkeit besitzt als alle anderen bekannten Sorten.«
    »Das ist ja sehr schön, Mr. Barron.«
    »Wir sind noch in der Erprobung, Sir. Wenn es mir gelingt, den Stahl so schlackenfrei zu bekommen, wie ich es errechnet habe, wird unsere Produktion um 150 % besser sein als die der Konkurrenz. Und das mit dem an sich minderwertigen Eisen, das wir hier gewinnen.«
    »Hm«, machte McCray. Und plötzlich sagte er: »Wann heiraten Sie?«
    »Wenn meine Braut ihre Einwanderungserlaubnis erhalten hat.«
    »Das wird bald sein.«
    »Vier Wochen ist sie jetzt in den Staaten – und noch immer streiten sich die Beamten um die Zuständigkeit.«
    »Was würden Sie sagen –«, McCray
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