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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nachgeschenkt werden, so viele Toasts wurden ausgebracht.
    Einer der Anwesenden freute sich besonders, auch wenn er sich mehr im Hintergrund hielt. Es war Mr. Salomon Fenter, einer der größten Verleger New Yorks. Er hatte rechtzeitig die Rechte erworben und konnte nun die Geschichte Susanne Brauns als Buch in alle Welt bringen, als ein Beispiel vom Sieg der Herzen über die herzlosen Paragraphen. Mr. Fenter war überzeugt, daß diese abenteuerliche Love-Story in aller Welt ein Bestseller werden mußte.
    Jack Crecco saß mit Dr. Yenkins in einer Ecke des Raumes. Der Italiener hatte den Anwalt mit sorgenvollem Gesicht um dieses Gespräch gebeten.
    »Es ist aus«, sagte er trüb. »Doc, mich haben sie jetzt. Man hat meine geheime Einfahrt entdeckt. Ich kann einpacken.«
    »Das ist sehr schlimm, Jack«, nickte Yenkins. »Und was willst du nun tun?«
    Crecco starrte auf das Muster des Teppichs und zuckte mit den Schultern. »Für einen anständigen Gangster bin ich zu alt! Außerdem kann ich das Knallen nicht mehr vertragen – ich bekomme langsam Nerven, und das ist schlecht! Ich habe mir gedacht, ich mache irgendeinen Handel auf.«
    »Schwarzhandel?«
    »Vielleicht! Oder 'ne gutgehende Hehlerei.«
    »Du bist unverbesserlich!« Dr. Yenkins lächelte. »Wie ist es denn, Crecco, wenn du mal eine anständige Arbeit annimmst?«
    Crecco verzog sein Gesicht in die Länge. »Anständige Arbeit«, brummte er. »Wie soll ich an eine anständige Arbeit kommen?«
    Dr. Yenkins klopfte ihm auf die Schulter, schob ihm eine halbvolle Flasche Whisky hin und begab sich zu Frank, der mit Susanne Hand in Hand in der großen Runde saß.
    »Kann ich dich einen Augenblick sprechen?« bat er Frank. Dieser stand sofort auf und folgte dem Freund. »Etwas passiert?«
    »Nicht direkt. Aber ich brauche jetzt deine Hilfe.«
    »Heute kannst du alles von mir haben, nur Susanne nicht«, meinte Frank übermütig.
    »Also gut: ich brauche eine Stellung in den Newark-Werken.«
    »Du?« Frank riß die Augen auf. »Du willst deine Praxis aufgeben?«
    »Eine Stellung für Crecco brauche ich.«
    »Für den Italiener?«
    »Er ist in Not. Die Polizei hat seinen Laden geschlossen. Aber nicht nur deshalb: er hat sein bisheriges Leben satt. Gib ihm eine Chance.«
    »Wenn ich kann, gern.« Frank sah zu Crecco hinüber, der an seinem Tisch saß und ein Glas Whisky nach dem anderen in sich hineingoß. »Ich könnte für das Verwaltungsgebäude einen handfesten und treuen Portier gebrauchen. Einen Mann, der für mich durchs Feuer geht!«
    »Das ist Crecco.« Yenkins erhob sich. »Kann ich ihm sagen, daß es klar ist? Portier bei der Newark?«
    »Ja.«
    Schnell entfernte sich Dr. Yenkins.
    Von da ab waren an diesem Abend nicht allein Susanne und Frank die glücklichen Menschen. Jack Crecco war in seiner Freude nicht zu bändigen. Er tanzte und trank, er machte Susanne ungelenke Komplimente und benahm sich ausgelassen wie ein Kind, dem man endlich das seit langem gewünschte Spielzeug geschenkt hatte.

26
    Drei Wochen später war der große Augenblick gekommen. In der kürzlich bezogenen Villa in Newark stand Susanne Braun vor dem großen Spiegelschrank im neu eingerichteten Schlafzimmer und drehte sich nach allen Seiten.
    Ein langes Kleid aus weißer Seide umschloß ihre schlanke Figur, ein langer, duftiger Tüllschleier umkränzte die Haare, fiel über die Schultern hinab und entfaltete sich am Boden zu einer wehenden Schleppe. Auf dem Frisiertisch, in einem Saffian-Lederkasten, lag ein schlichter kleiner Myrtenkranz.
    Die Schneiderin kniete vor ihr, steckte noch einige Falten ab, drapierte und nähte mit flinken Fingern.
    »Sie sehen entzückend aus«, sagte sie, als sich Susanne vom Spiegel abwandte und hinaus in den Garten blickte, wo vor dem Tor die lange, mit weißen Nelken geschmückte Autokolonne wartete, mit der sie und Frank zur Kirche fahren sollten.
    Durch das offene große Fenster wehte ein milder Frühlingswind. Es war ja inzwischen März geworden. Schon trugen die Bäume das erste zarte Grün.
    Es klopfte. Langsam öffnete sich die Tür.
    Frank trat ins Zimmer und nahm stumm den Anblick der weißseidenen Frau in sich auf. Er war von dieser Stunde ergriffen, von der Stunde, die ihnen das Leben zu zweit endgültig eröffnete. Dr. Yenkins, der Frank gefolgt war, schloß leise die Tür und entfernte sich schnell.
    Auch die Schneiderin nickte kurz und verließ das Zimmer.
    Allein standen sich Susanne und Frank gegenüber – der Wind, der durch das Fenster
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