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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von einem Onkel. Mich so zu erpressen …«
    In der Nacht noch schrieb Henry Fuller einen Scheck über hunderttausend Dollar aus, zahlbar an Herrn Professor Krausz, Kunsthändler und Antiquar, Cleveland.
    Und da er nicht schlafen konnte, begann er zu trinken. Dadurch wiederum kam er zu spät ins Ministerium. Aber das fiel nicht auf – er hatte einen guten Stellvertreter, der zwei Gehälter bezog: eins vom Staat und eins von der Familie Fuller. Und dafür kann man schon etwas tun.

24
    In der Praxis von Dr. Yenkins saß Frank dem Anwalt gegenüber.
    »Wie geht es Susanne?«
    »Danke. Sie versucht, sich durch den Fernseher ein Bild von Amerika zu verschaffen. Du hast ihr ja verboten, einen Fuß vor die Tür zu setzen.«
    »Ich werde ihr noch mehr verbieten. Sie darf nicht länger bei dir wohnen. Denn wenn man erst einmal weiß, daß wir in der Sache drinhängen, wird man sie sehr schnell aufstöbern, und dann geht es ab nach Ellis Island.«
    »Hast du schlechte Nachrichten?« fragte Frank besorgt.
    »Wie man es nimmt. Irgendein Übereifriger hat anscheinend unsere Zwischenlandung auf dem See in Maine bemerkt und seine Beobachtungen der Polizei mitgeteilt. Und da in der gleichen Nacht die Sache mit Crecco passierte, kombiniert man natürlich nun in der Einwanderungsbehörde. Glücklicherweise haben sie aber keine präzisen Angaben.«
    »Glaubst du, daß ernsthafte Gefahr für Susanne besteht?«
    »Im Moment noch nicht. Wenn doch, würde ich es als erster erfahren. Ich verfüge da über gewisse Querverbindungen. Du kannst auch sagen, eine Hand wäscht die andere. Aber unabhängig davon muß jede Spur zwischen uns und Susanne verwischt werden. Ich lasse sie über den Erie-See bringen. In Ontario besitzt meine Schwester eine Farm. Dort kann sie vorerst ungefährdet bleiben, gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse vervollkommnen.«
    Wenngleich Frank auch die Aussicht auf die neuerliche Trennung sehr schmerzte, so mußte er doch die Gründe des Freundes anerkennen. Dr. Yenkins hatte recht. Die Möglichkeit einer vorzeitigen Entdeckung Susannes war zu groß. Wer konnte garantieren, daß nicht auch einer der Passagiere der ›Giesela Russ‹ plaudern würde? Zwar wußte keiner, was wirklich geschehen war – aber das Flugzeug hatte jeder neben dem Dampfer wassern gesehen.
    Und ob jeder die offizielle Auskunft von Kapitän Brake glaubte, daß ein Verliebter es nicht länger ausgehalten und deshalb seine Braut vom Schiff weg an den Traualtar geholt hätte? Eine einzige Andeutung genügte und schon würde ihr Täuschungsmanöver wie ein Kartenhaus zusammenfallen.
    Ja, Susanne mußte weg. Langsam erhob sich Frank, um seiner Braut die unangenehme Nachricht zu überbringen.
    Bereits am nächsten Morgen begab sich Henry Fuller mißmutig und unausgeschlafen zum Sekretär des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Er hatte mit Mr. Prower die Yale-University besucht, und das verbindet fürs Leben. Vor allem brachte es den Vorteil, daß sich Henry Fuller nicht umständlich anmelden lassen mußte.
    Gordon Prower saß fast verborgen hinter einem dicken Aktenstapel hinter seinem Schreibtisch, als Henry Fuller eintrat und ohne Umschweife zur Sache kam.
    »Good morning, Gordon! Was kostet es, wenn man einen Menschen ohne Paß und Erlaubnis in die Staaten schleust?«
    »Fünf Monate«, erwiderte Prower gelassen.
    »Hast du Luftveränderung nötig? Oder was hat sonst deine Fantasie so ungewöhnlich angeregt? Es könnte ja möglich sein, daß ich an so einem Menschenschmuggel beteiligt bin.«
    »Hoppla!« Der Secretary sah Fuller groß an.
    »Mein Lieber, das ist kein dummer Scherz mehr! Ist das wahr?«
    »Vielleicht, Gordon.«
    »Red keinen Blödsinn, Henry! Ja oder nein?«
    »Keins von beiden, aber es wäre ja immerhin möglich. Was könnte man da für den Illegalen tun?«
    »Ihn sofort nach Ellis Island bringen, ihn vor ein Gericht stellen, ihn seine Strafe absitzen lassen und ihn dann in seine Heimat zurückschicken.«
    »Eine andere Antwort habe ich von dir auch nicht erwartet.«
    Henry Fuller konnte es sich leisten, so zu sprechen. »Ich hätte mich auch gewundert, bei dir mal nur den Anflug von Mitgefühl festzustellen. Ich will aber eine präzise Auskunft: Was kann man tun – theoretisch –, um dem illegal Eingewanderten – ebenfalls rein theoretisch – die nötigen Papiere zu verschaffen, damit er – noch mal ausschließlich theoretisch – hierbleiben kann.«
    »Nichts!«
    »Du hast keinen Einfluß, Gordon?«
    »Ich werde
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