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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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Wenn Markus sich nur einen Bruchteil dessen zu Herzen nimmt, was du ihm gerade gesagt hast, dann kommen die beiden vielleicht sogar unbeschadet da durch.“
    „Ich weiß einfach nur, was mich damals am meisten verletzt hat, und ich wünsche mir für Nadine, dass es für sie nicht so ist. Aber sie ist nicht alleine, sie hat ihren Mann, und sie hat Freunde.“
    „Jetzt hast du Freunde, Emma. Du bist nicht mehr allein.“
    „Ich weiß, Sam. Kannst du mich hier rausbringen? Die beiden brauchen jetzt Zeit für sich.“
    „Natürlich. Wir brauchen auch noch ein bisschen Zeit. Nach der letzten Nacht. Wir sollten reden.“
    Das sollten wir wohl.
     
    Wie schon so viele Male zuvor, hat Sam das unvergleichliche Talent, mich mit den verrücktesten Aktionen aus meinem Kopf zu holen.
    „Woher kennst du diesen Platz?“, frage ich, während ich meine Hände an einem Pappbecher mit heißem Kakao wärme. Wir sitzen auf einem abgeschiedenen Abenteuerspielplatz in der Nähe des Schlossparks. Über uns erhellt der Vollmond den Platz. Es wäre ganz schön gruselig, und kalt, wenn Sam uns nicht in eine mitgebrachte Decke gewickelt hätte.
    „Ich bin früher jeden Sonntagmorgen mit meinem Vater hergekommen, wenn meine Mutter einfach mal ein bisschen Zeit für sich brauchte. Ich war wohl ein ziemlich aufgedrehtes Kind und konnte hier ein wenig Energie rauslassen.“
    „Kommst du heute noch her?“
    Sam hat den Kopf in den Nacken gelegt und beobachtet den klaren Sternenhimmel über uns.
    „Manchmal. Wenn ich Ruhe und Raum zum Denken brauche. Aber in der letzten Zeit nicht mehr.“
    Wahrscheinlich, weil ich ihn mit meinen Allüren so auf Trab gehalten habe.
    „Ich hab Nadine von Gemma erzählt“, sage ich leise und lege meinen Kopf auf seine Schulter.
    „Das ist gut, Em. Wann sagst du es deiner Mutter?“
    „Bald.“ Es gibt keinen guten Grund, es weiter zu verheimlichen. Meine Mutter wird vielleicht nicht begeistert sein, dass ich mir ausgerechnet so ein Genre ausgesucht habe, aber dennoch wird sie stolz auf mich sein.
    Sam dreht sich auf der harten Holzbank zu mir und sieht mich an. Die Decke rutscht von unseren Schultern, also nimmt er sie hoch und legt sie nur um mich.
    „Hab ich dich wieder?“, fragt er unsicher.
    „Hast du, Sam. Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist. Du bist mir wichtig, und ich will das hier nicht einfach wegschmeißen.“
    Sam nimmt meine Hände und küsst sie.
    „Das ist gut zu wissen. Ich möchte nur eins sagen, Em. Mir ist bewusst, dass du noch ein paar Probleme mit dir selbst hast, und dass das nicht von heute auf morgen weggeht. Damit komme ich klar, und ich werde alles tun, um dir dabei zu helfen. Aber wenn wir das hier tun, wenn wir ein Paar sind, dann kannst du nicht jedes Mal vor mir weglaufen, wenn du dich in einer Situation unwohl fühlst. Denn das ist etwas, womit ich nicht umgehen kann und will. Das macht mich auch kaputt.“
    „Ich weiß, Sam. Und es tut mir so leid. Mir ist bewusst, dass ich total überreagiert habe.“
    Die Anspannung des Tages fällt von mir ab und lässt mir die Kälte in die Knochen kriechen. Sam bemerkt mein Zittern und zieht mich enger an sich, damit ich von seiner Körperwärme klauen kann.
    „Dir muss klar sein, dass ich stolz darauf bin, dich an meiner Seite zu haben. Es bricht mir das Herz, wenn du dich so klein machst und das Gefühl hast, jeder andere sei besser als du.“
    „Ich arbeite dran“, versichere ich ihm mit klappernden Zähnen.
    „Ich sollte wohl besser meine Freundin nach Hause bringen.“
     „Sam, können wir …? Ich …“ Es fällt mir so schwer, obwohl ich weiß, dass es wahr ist.
    „Was denn, Emma?“ Er streicht mit der Nasenspitze über meine Ohrmuschel, was definitiv dafür sorgt, dass mir wärmer wird.
    „Können wir Liebe machen? Ich brauch dich jetzt.“ Nah dran, würde ich sagen.
    „Sehe ich aus, als könnte ich Nein zu dir sagen?“ Ich spüre sein Grinsen an meiner Wange. Er weiß genau, was ich damit meine, auch wenn ich es nicht ausgesprochen habe.
     
    Später in der Nacht lasse ich einen schlafenden Sam in seinem Bett liegen und schleiche mich für ein Glas Wasser aus dem Schlafzimmer. Ich weiß, dass Sam gezeichnet hat, bevor wir ins Bett gegangen sind, doch ich wundere mich, dass sein Zeichenblock noch offen auf dem Couchtisch liegt. In der Küche lasse ich mir rasch einen Schluck Leitungswasser in ein sauberes Glas laufen und schleiche damit um die Couch herum. Im Dunkeln kann ich nicht erkennen, was er
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