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Nie genug (German Edition)

Nie genug (German Edition)

Titel: Nie genug (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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1.
     
    Der Vorteil an meinem Job als Schriftstellerin? Ich arbeite beinahe ausschließlich von zuhause aus.
    Der Nachteil? Da ich meist bis in die Nacht hinein schreibe und morgens in keinem Büro antanzen muss, spüre ich selten vor Mittag das Bedürfnis, mich angemessen zu kleiden. Wobei die Bezeichnung „Nachteil“ da auch relativ ist.
    Es ist nicht so, dass ich lange im Bett bleibe. Ich starte meinen Tag nur gerne entspannt und langsam. Sehr langsam. Das wird allerdings zum Problem, wenn ich keinen Kaffee mehr habe. Den Tag ohne Kaffee zu beginnen, ist schlicht keine Option.
    Zu meinem Glück sind die Verkäuferinnen im kleinen Supermarkt auf der anderen Straßenseite Kummer gewohnt, denn mein Anblick am Morgen ist wahrlich kein Vergnügen. Mehr als eine Jogginghose, ein ausgeleiertes Shirt und eine Strickmütze auf ungekämmten Haaren sind vor 12.00 Uhr einfach nicht drin. Nicht, dass es bei meiner Figur einen Unterschied macht, wenn ich mich in Schale schmeiße. Fatalerweise ist mein Job nicht gerade körperlich anspruchsvoll und hat mir einige überflüssige Kilos eingebracht, die meine von Natur aus rundliche Figur noch fülliger machen.
    In den letzten drei Jahren hatte ich verdammtes Glück. Mein erster erotischer Roman übertraf alle Erwartungen des Verlags und geht inzwischen schon in die dritte Auflage. In meinem Genre taucht man nicht unbedingt in Bestsellerlisten auf, aber ich kann inzwischen gut davon leben. Meine Familie hat keine Ahnung, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Noch kann ich ihnen glauben machen, dass ich Schreibarbeiten für überlastete Firmen übernehme, denn wie soll man seiner Mutter erklären, dass man mit expliziten Sexszenen sein Geld verdient, ohne sie zu beunruhigen?
    Seit einem halben Jahr wohne ich in einem Haus am Stadtrand von Mönchengladbach. Gerade arbeite ich an meinem siebten Roman.
    Jedoch nicht ohne Kaffee.
    Mein Name ist Emma Lennartz, aber ich schreibe unter dem Pseudonym Gemma Lennart .
     
    Mit missmutigem Gesicht ziehe ich die Haustür zu meinem kleinen Stadthaus zu und schlurfe über die Straße. Es ist ein milder Septemberanfang, doch die ersten Anzeichen des nahenden Herbstes liegen schon überdeutlich in der Luft.
    Ich stehe noch nicht ganz auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig, als ich fast von einem Mountainbikefahrer platt gewalzt werde. Während ich kaum mein Gleichgewicht halten kann und mich gerade noch abfange, um nicht wieder rückwärts auf die Straße zu stürzen, bemerkt der Penner noch nicht mal, dass er mich fast getötet hätte.
    „Mach die Augen auf, du blinde Nuss“, rufe ich ihm hinterher. Er parkt in aller Seelenruhe sein Fahrrad am Radständer neben den Einkaufswagen und fühlt sich noch nicht mal angesprochen. Der Typ ist bedeckt mit schwarzen  Tattoos, die perfekt mit seiner dunklen Haut verschmelzen. Seine kurzen, krausen Haare glänzen beinahe pechschwarz, nicht auf diese schmierige Art, überlagert von zu vielen Stylingprodukten, eher bedingt durch sehr gute Pflege.
    Meine Berufskrankheit ist es, attraktive Männer anzustarren und zu verinnerlichen, aber dieser Typ hat mich fast umgefahren und es noch nicht mal bemerkt. So einer verdient keinen zweiten Blick.
    Mit einem beleidigten Schnauben folge ich ihm in den Laden. Da er so nah vor mir geht, scanne ich ihn dann doch etwas genauer. Ein breites Kreuz und trainierte Arme, die aus seinem dunkelgrünen T-Shirt rausschauen, halten meinen Blick gefangen. Unwillkürlich verspüre ich den Drang, ihn in die Schulter zu beißen und gleichzeitig mal zu fühlen, ob sein Hinterteil so rund ist, wie es in der Jeans wirkt. Jede Wette, wenn er sich streckt, dann schaut der Bund seiner Boxershorts über den Rand seiner Hose, vermutlich gekrönt von einem verlockenden V, dessen Kontur ich mit der Zunge nachzeichnen möchte.
    Ich schüttele mich aus meinem kleinen Tagtraum und steuere zielstrebig das Kaffeeregal an.
     
    Die Kaffeebohnen fest unter meinen Arm geklemmt, schlendere ich am Süßigkeitenregal vorbei. Kaffee und Schokolade machen ein perfektes Frühstück.
    Ich sollte wirklich mehr auf meine Ernährung achten, aber wenn ich mitten in einem Projekt stecke, dann habe ich einfach keinen Kopf dafür. Meine geliebten Erdnussbutterschokoriegel liegen natürlich wieder ganz unten im Regal. Vermutlich bin ich die einzige Kundin, die diese Sorte regelmäßig kauft. Ich knie mich hin, greife mir eine Packung und stehe mit einem Ruck wieder auf. Auf halbem Weg werde ich von einer
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