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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Autoren: Andy NcNab
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gewartet hatte, hatte ich im Radio den
    »Gedanken zum Tage« gehört. »Können Sie die Sünde nicht vergeben«, hatte die Stimme gesagt, »versuchen Sie
    wenigstens, dem Sünder zu vergeben.« Das klang gut, fand ich. Hoffentlich konnte Josh in seinem Pick-up Radio Four empfangen.
    Ich hatte noch nicht mit ihm telefoniert; ich wollte noch etwas länger warten, ihm Zeit lassen, sich zu beruhigen, und mir Zeit verschaffen, darüber nachzudenken, was zum Teufel ich sagen sollte.
    Kelly hatte ich nicht mehr gesehen, seit die Amerikaner mich in den Gewahrsam der Firma entlassen hatten. Wir hatten miteinander telefoniert, und sie glaubte, ich sei noch immer dienstlich im Ausland. Sie sagte, Josh habe angerufen. Er hatte die Ereignisse in Washington mit keinem Wort erwähnt, sondern nur erzählt, dass Sarah und ich ihn besucht hatten.
    Mir tat es noch immer nicht Leid, Sarah erschossen zu 574
    haben. Sauer war ich nur, weil alle, die ich in meinem Leben etwas an mich herangelassen hatte, mich reingelegt hatten. Das heißt, alle außer Kelly. In ihrem Fall schien das meine Aufgabe zu sein.
    Ich hatte mich wieder blamiert, indem ich Versprechungen gemacht hatte, die ich nicht halten konnte. Sie wollte noch immer den Bloody Tower besichtigen, und sie wollte mit mir dorthin. Ich hatte schon drei Termine vereinbart, aber jeden in letzter Minute absagen müssen, weil die Befragungen sich endlos lange hinzogen. An diesem Wochenende würde Kelly ihn endlich mit ihren Großeltern besichtigen. Carmen und Jimmy würden sie schamlos verwöhnen.
    Ich trank einen weiteren großen Schluck Pils – zum Teufel mit den Antibiotika, die nahm ich sowieso nur unregelmäßig ein – und sah auf die Baby-G. In zwanzig Minuten fingen sie hier an, Abendessen zu servieren.
    Die Befragung schien gut zu laufen, aber bei diesen Leuten wusste man nie, woran man war. Dass sie mir weniger als erwartet zusetzten, lag vor allem daran, dass Lynn und Elizabeth potenziell nicht weniger in der Scheiße saßen als ich und alles unternahmen, um da rauszukommen. Trotzdem
    wurden sämtliche Details aller Ereignisse dieser fünf Tage sehr genau besprochen. Aber nicht protokolliert, versteht sich. Wie denn auch, wenn nichts davon passiert war?
    Das hatte allerdings nicht viel zu sagen. Ich belog das Team, wobei ich mich an das Drehbuch hielt, das der gute Colonel mir zur Verfügung stellte. Ich traf mich jeden Abend mit ihm, und der Serbe kutschierte uns kreuz und quer durch London.
    »Sie brauchen jemanden, der Sie in Bezug auf die, sagen wir mal, delikateren Aspekte des Unternehmens berät, Nick«, hatte 575
    Lynn zutreffend gesagt. Ganz zu schweigen von dem noch delikateren T104, der nicht erwähnt werden durfte, weil die Ermittler gar nicht wissen würden, dass es solche Mordbefehle gab. Davon wussten nur Elizabeth, Lynn und kleine
    Handlanger wie ich. Die Ermittler wussten nicht einmal meinen Namen; sie kannten mich nur als »besoldeten
    Agenten«. Das war mir gerade recht.
    Lynn hatte mir bereits erklärt, der Auftrag sei an mich gegangen, weil man nur mir zugetraut habe, Sarah in Amerika aufzuspüren. Aber ich wusste, dass dahinter noch mehr steckte.
    Inzwischen war mir längst klar geworden, dass diese beiden Arschlöcher von Anfang an gewusst hatten, was Sarah
    vorhatte, und geglaubt hatten, ich würde so sauer auf sie sein, dass ich sie eiskalt liquidieren würde, ohne lange darüber nachzudenken.
    Sie hatten sogar gewusst, wo Sarah sich versteckt hielt, aber sie wollten, dass ich sie dort selbst fand. Sie hatten sich ausgerechnet, dass ich Sarah umso bereitwilliger liquidieren würde, wenn ich glaubte, sie durch eigene Anstrengung aufgespürt zu haben – und wenn alles, was ich dabei sah, ihre Darstellung zu bestätigen schien.
    Natürlich gab es noch immer ungeklärte Fragen.
    Beispielsweise konnte ich nicht herausbekommen, ob Metal Mickey auf Lynns Anweisung gehandelt hatte oder nicht.
    Schließlich hatte Lynn ihn als loyal bezeichnet. Aber wem gegenüber? Scheiße, wen kümmerte das? Mich ärgerte nur, dass diese Leute nie die Wahrheit sagten. Wozu hatten sie sich die Mühe gemacht, mir diesen ganzen Bockmist zu erzählen?
    Ich hätte ihren Auftrag auch durchgeführt, wenn ich von Anfang an die Wahrheit gewusst hätte. Ihre verdammten 576
    Spielchen machten mich wütend – und brachten mich in Gefahr, was noch schlimmer war.
    Natürlich hatte Sarahs Tod sich nicht auf die Gesamtlage ausgewirkt. Bin Laden war weiter als Terrorist aktiv. Jousef
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