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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Autoren: Andy NcNab
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mehrmals tief durch und begann, zu dem 562
    liegen gebliebenen Dienstausweis hinüberzukriechen. Jede Bewegung war entsetzlich schmerzhaft. Immer wenn ich ein Knie beugte oder einen Arm streckte, hatte ich das Gefühl, ein rot glühendes Eisen stochere in meinem Bauch herum. Für die nur ungefähr drei Meter schien ich eine Ewigkeit zu brauchen.
    Mir war schwindlig, als ich mir die Nylonkordel über den Kopf zu streifen versuchte, während ich eine Hand auf die Schusswunde gepresst hielt. Als ich es dann endlich geschafft hatte, wusste ich nicht einmal mehr, wieso ich das getan hatte.
    Ich begann zur Tür zu kriechen, hustete dabei, spuckte Blut, lallte wie ein im Rinnstein liegender Betrunkener und war von Kopf bis Fuß von meinem und Davys Blut bedeckt.
    Auf den Knien liegend fummelte ich an dem Türknopf herum wie ein in Panik geratenes Kind. Das Ding war ein ganz normaler Türknopf mit einem Verriegelungsstift in der Mitte, aber ich schaffte es nicht, ihn zu drehen, um die Tür öffnen zu können. Meine Finger wollten meinem Gehirn nicht gehorchen
    – oder vielleicht war der Türknopf von dem vielen Blut einfach zu glitschig.
    Ich wusste, was ich zu tun versuchte, aber ich schaffte es einfach nicht. Vielleicht stimmte es, dass man sein Leben blitzschnell an sich vorbeiziehen sieht, während man stirbt. Ich hatte plötzlich das Gefühl, durch einen langen Zeittunnel zurückzublicken und zu sehen, wie ich mit ungefähr sechs Jahren durch das Glasdach einer Autowerkstatt fiel. Ich hatte mich einer Bande älterer Jungen anschließen wollen, und wer zu ihnen gehören wollte, musste als Mutprobe über das große Glasdach laufen. Ich war mit Schnittwunden und Prellungen auf dem Betonboden gelandet und hatte das von innen
    verriegelte Tor öffnen müssen, um ins Freie zu gelangen. In 563
    meiner Angst hatte ich den verdammten Riegel kaum
    aufbekommen, und als ich wieder bei den anderen war, hätte ich mir um nichts in der Welt anmerken lassen, dass ich Schmerzen hatte. Daraufhin ließen sie mich bei sich
    mitmachen.
    Meine Hände begannen zu zittern, während sie immer
    wieder von dem Türknopf abrutschten. Ich merkte, dass ich schwächer wurde. Ich wusste, dass ich bald sterben würde. Das war mir egal; ich wollte bloß nicht abtreten, ohne wenigstens versucht zu haben, Sarah zu stoppen.
    Ich zwang mich dazu, tief durchzuatmen und mir
    vorzusagen, was ich tun musste – genau wie damals in der Werkstatt. Das funktionierte auch diesmal.
    »Hilfe … Hilfe …« Ich versuchte zu schreien, brachte aber nur ein heiseres Krächzen heraus. Dass nichts passierte, war keine Überraschung.
    Ich konnte nicht einfach auf der Schwelle liegen bleiben und sterben. Ich klammerte mich an den Türrahmen, zog mich daran hoch, hatte wieder das Gefühl, alles drehe sich um mich herum, und stolperte halb fallend auf den Korridor hinaus.
    Dort blieb ich einen Augenblick nach vorn gebeugt stehen, stützte mich Halt suchend an die Wand und hielt meine linke Hand gegen meinen Bauch gepresst. Dann hinterließ ich eine Blutspur auf dem weißen Wandputz, während ich in Richtung
    »Krise vier« weiterstolperte.
    Sarah hatte nicht weit zu gehen. Falls Josh einen Fehler machte und erschossen wurde, brauchte sie nur den Kabeln der Fernsehleute zu folgen, um den Salon zu erreichen.
    Mein einzige Hoffnung war, dass ich TC antreffen würde.
    Aber auch jeder andere wäre mir recht gewesen. Ich kniff die 564
    Augen zusammen, um besser sehen zu können. Über der Tür von »Krise vier« leuchtete kein rotes Blinklicht. Scheiße. Ich begann mich nach einem Feuermelder umzusehen, obwohl ich nicht wusste, ob ich es schaffen würde, die Scheibe
    einzuschlagen.
    Ich spürte, wie meine Kräfte von Sekunde zu Sekunde
    nachließen, als ich den Dienstausweis durch den Schlitz des Lesegeräts führte und durch die Tür des Kontrollzentrums taumelte.
    Auf allen Monitoren waren Überwachungsbilder zu sehen, aber sie bewegten sich langsam kreisend wie in einem Kaleidoskop. Ich bewegte mich kriechend auf die Konsole zu.
    Ich wusste nicht, wie ich zu TCs Drehsessel gekommen war
    – erst recht nicht, wie ich es geschafft hatte, mich daran hochzuziehen und hineinzufallen. Ich wusste nur, dass ich sie würde sehen können, wenn ich meine letzten Kraftreserven mobilisierte.
    Sarah und Josh traten gerade aus dem Küchentrakt auf den Hauptkorridor hinaus. Der ERT-Mann, der noch immer in der Nähe der braunen Wandschirme stand, wandte sich ihnen zu, als sie auftauchten.
    Ich
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